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Doktor Proktors Zeitbadewanne

Doktor Proktors Zeitbadewanne

Titel: Doktor Proktors Zeitbadewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Professors.
    »Hm«, murmelte er. Er blieb unter der nächsten Straßenlaterne stehen und studierte sie eingehend; die Hms, die er dazu von sich gab, klangen alle nachdenklich und intelligent.
    »Sie ist aus Paris«, sagte Lise und deutete auf das Schwarz-Weiß-Bild, das offensichtlich an einem bewölk ten Morgen aufgenommen war. Es zeigte einen großen, offenen Platz, der seltsam leer wirkte, trotz der vielen umherspazierenden Menschen mit Regenschirmen und Zylinderhüten. Als einziger Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um die weltberühmte französische Hauptstadt handelte, war unten auf die Karte PARIS gedruckt.

    »Siehst du dasselbe wie ich?«, fragte Bulle nachdenklich.
    »Was denn?«
    »Auf dem Platz fehlt irgendwie etwas. Ja, auf dem Bild überhaupt.«
    »Vielleicht«, sagte Lise, die verschwommen ahnte, dass Bulle recht hatte, aber nicht genau feststellen konnte, worum es sich handelte.
    »Außerdem ist die Karte so wellig . . .«, sagte Bulle und befingerte sie forschend. »Also war sie nass und ist wieder getrocknet. Hast du sie unter der Dusche gelesen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Lise. »Sie ist so angekommen.«
    »Aha!«, rief Bulle und erhob einen kleinen Zeigefinger mit abgekautem Nagel. »Wieder einmal hat Bulles Meistergehirn dem Rätsel auf raffinierte Weise seine unbestreitbare Lösung entrungen. Es hat in Paris auf die Karte geregnet!«
    Lise blickte gen Himmel. »Woher willst du das wissen?«
    »Ganz einfach, liebe Lise. Der Zustand der Karte zeigt es, eindeutig. Es hat so sehr geregnet, dass der Text vollkommen unlesbar ist. Sieh sie dir selbst an.« Er gab ihr die Karte zurück.
    Aber Lise brauchte sie nicht anzusehen, sie hatte das Buchstabendurcheinander schon so oft zu entziffern versucht, dass sie es auswendig konnte. Aber weil du sie noch nicht auswendig kannst, sieh sie dir in aller Ruhe an:

    »Ähm, na ja, in Paris regnet es, sonst noch was?«, fragte Bulle und studierte die Reste seiner abgekauten Nägel, um zu prüfen, ob er noch irgendwo zubeißen konnte.
    »Aber von ein bisschen Regen kann das doch nicht so ein Kauderwelsch werden«, sagte Lise. »Er hat das genau so geschrieben! Wer sind zum Beispiel Esil und Ellub?«
    »Vielleicht hat er vergessen, wie wir heißen?«, vermutete Bulle.
    »Nein, in der Anschrift steht Lise Pedersen, völlig korrekt«, sagte Lise.
    »Hm«, meinte Bulle, aber es klang nicht mehr so intelligent wie die vorigen Hms.
    »Esil, das ist Lise von hinten nach vorn«, sagte Lise.
    »Klare Sache«, sagte Bulle und las schnell mal von hinten. Tatsächlich, Esil ergab Lise. »Aber was heißt Ellub?«, fragte er.
    »Na rat mal«, stöhnte Lise und verdrehte die Augen.
    »Hm... Lise von oben nach unten?«
    »Bulle von hinten nach vorn, Mensch!«
    »Hehe«, grinste Bulle und zeigte eine Zickzackreihe winziger Zähne. »War nur Quatsch. Ist doch eine klare Sache.« Aber seine Ohrläppchen liefen ein kleines bisschen rot an. »Dann ist das Problem ja gelöst, was jammerst du noch?«
    »Die Anrede ist nicht das Problem!«, rief Lise entnervt aus.
    »Was denn dann?«
    »Na, der Text, Mensch!«
    Bulle zuckte mit den Schultern. »Egal was, er wird schreiben, dass es regnet. Sieht man ja an der Karte. Regen im Oktober ist hundsgewöhnlich. Sogar in der Wüste Kalahari regnet es im Oktober. So viel, dass die Wüste unter Wasser steht und das Namibische Rußfleck-Nashorn – ein starrsinniges Viech, das sich weigert, schwim- men zu lernen – unter Wasser steht und bis in den November die Luft anhalten muss. Kein Wunder, dass es auch in Paris ein bisschen feucht wird.«
    »Das Namibische Rußfleck-Nashorn?« Lise waren ihre Zweifel anzusehen.
    »Jepp«, sagte Bulle. »Wenn du mehr lesen willst, es steht auf Seite 620 in ›TIERE, DENEN DU NIE BEGEGNEN MÖCHTEST‹.«
    Lise seufzte. Bulle erwähnte häufig diesen dicken Wälzer, den er von seinem Großvater geerbt hatte. Nur dass weder sie selbst noch sonst jemand dieses sagenumwobene Buch jemals gesehen hatte.
    »Und was soll ›Dies Etiv‹ bedeuten?«
    »Leicht zu erraten«, sagte Bulle. »Kann nur eine französische Art zu niesen sein. Kein Wunder bei dem Regen. Und der Professor will ein bisschen mit seinen Französischkenntnissen angeben.«
    Lise blickte Bulle an, immer noch zweifelnd. »Und ›Rertner‹?«
    »Na, da hat er sich verschrieben. Der Professor ist ja schon etwas älter, wahrscheinlich hat er beschlossen, sich in Paris zur Ruhe zu setzen, als Rentner. Ein bisschen Fantasie, Lise.«
    »Unfug!

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