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Doktor Proktors Zeitbadewanne

Doktor Proktors Zeitbadewanne

Titel: Doktor Proktors Zeitbadewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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sagte Bulle. »Also, wenn du die Zeitseife und die Nasenklemmen suchst, versuche ich solange, diese seltene Spinne einzufangen, okay?«
    »Wir haben aber nur eine Taschenlampe.«
    »Dann mach die Deckenlampe an, Mensch.«
    »Die Decken. . .«, setzte Lise an und verdrehte die Augen gen Himmel. »Warum sind wir da nicht gleich draufgekommen?«
    »Weil es dann nicht so schön unheimlich gewesen wäre«, sagte Bulle und richtete die Taschenlampe auf den Lichtschalter neben der Tür. Lise drehte ihn herum und in derselben Sekunde war Doktor Proktors Erfinderkeller in weißes Licht gebadet.
    Überall Kessel, Dampfdruckkochtöpfe und Eimer, die Regale standen voller Einweckgläser mit verschiedensten geheimnisvollen Pulvern und Chemikalien, Eisenrohre standen neben Glasröhrchen, Reagenzröhrchen und anderen Rohren – und an der Wand lehnte sogar ein altes Gewehr mit einem Eishockeypuck vor der Mündung. Neben diesem Gewehr hing das Foto, das Lise so mochte: der junge Doktor Proktor auf seinem Motorrad in Frankreich. Im Beiwagen saß sie, die schöne Juliette Margarine mit dem langen rotbraunen Haar, die Liebe seines Lebens.
    Sie lächelten beide und sahen so glücklich aus, dass es Lise ganz warm ums Herz wurde. In der einzigen anderen Karte, die der Doktor im Juni aus Paris geschickt hatte, stand, dass er ihre Spur gefunden hatte. Ob er mittlerweile wieder mit ihr vereint war?
    Lises Blick wanderte weiter durch das Labor und blieb an einem fast leeren Einweckglas hängen, dessen Boden mit etwas Erdbeerrotem bedeckt war. Jedoch nicht dieses Pulver fesselte ihren Blick, sondern das Etikett.
    So sah es aus:

    Lise nahm das Glas aus dem Regal und ging zu einem großen verrosteten Archivschrank. Sie zog die Schublade auf, die mit »Nicht patentierte Erfindungen« beschriftet war, durchblätterte die Hängeregistratur bis zum Buchstaben F und tatsächlich – hier hing ein vergilbter Aktendeckel, auf dem »Franznasenklemmen« stand.
    Sie nahm den Aktendeckel, schüttelte ihn aus und zwei blaue, scheinbar ganz gewöhnliche Nasenklemmen fielen heraus. Aber keine Gebrauchsanweisung. Sie steckte sie in die Jackentasche und rief:
    »Ich habe alles! Lass uns verschwinden!«
    Sie drehte sich um und stellte fest, dass Bulle auf dem Arbeitstisch stand, den ganzen Arm in einem anderen Weckglas.
    »Was machst du da?«
    »Ich nehm noch ein bisschen Pupsonautenpulver mit.«
    »Bulle! Das Zeug ist lebensgefährlich und absolut gesetzeswidrig!«
    »Dann zeig mich doch an«, sagte Bulle. »Außerdem ist Pupsen in normalen Mengen gesund.«
    »Normale Mengen? Als du einen Esslöffel von dem Zeug genommen hast, musstest du so pupsen, dass es dich fast in den Weltraum geschleudert hat!«
    »Ach, bitte überlasse Übertreibungen mir«, sagte Bulle und ließ eine Handvoll des grünen Pupsonautenpulvers in ein Plastiktütchen rieseln, das er verknotete und in seine Jackentasche steckte. »Ich bin höchstens fünfzig Meter hoch geflogen und das ist nicht besonders hoch, verglichen mit... ähm, dem Eiffelturm zum Beispiel. Du als Mädchen hast keine Gelegenheit zum Pupsen. Ihr bringt ja kaum mal ein Mäusefürzchen zustande.« Bulle ließ einen mittelstarken Pups los.
    »Hast du gehört?«, fragte er. »Jetzt du.«
    »Pah«, sagte Lise, »ich pupse auch, aber nur, wenn es nötig ist.«
    »Verehrtes Fräulein Feinpups«, sagte Bulle, schraubte den Deckel auf das Glas und hopste vom Tisch, »hiermit wette ich eine Tonne extra klebrige Karamellbonbons, dass du NIEMALS einen so lauten Pups zustande bringst, dass er für das menschliche Ohr wahrnehmbar ist. Ordentliches Kraftfurzen überlass uns Jungs.«
    »Abwarten und Tee trinken«, sagte Lise.
    »Abwarten und genau hinhören, meinst du wohl eher«, sagte Bulle und legte eine Hand hinters Ohr. »Und ich höre... nichts!«
    Sie machten das Licht aus, schlossen die Tür ab, legten den Schlüssel zurück unter die Fußmatte, schlichen durch den Garten, blieben unterm Birnbaum stehen und schauten zum Mond.
    »Also fahren wir nach Paris«, sagte Lise. »Allein.«
    »Zusammen allein«, korrigierte Bulle. »Und es ist nicht so furchtbar weit.«
    »Es ist weiter als nach Sarpsborg«, sagte Lise.
    »Knapp«, sagte Bulle.
    »Ich muss Vater und Mutter um Erlaubnis bitten, sonst kann ich nicht«, sagte Lise.
    »Vergiss es«, sagte Bulle. »Das erlauben die nie. Sie werden höchstens sagen, wir sollen die Pariser Polizei benachrichtigen. Und was dann passiert, wissen wir ja.«
    »Ach ja?«, fragte Lise, ein wenig

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