Doktor Proktors Zeitbadewanne
’ier!«
»Die Bettdecke auch nischt!«, rief der Schnauzbart, der ihm gefolgt war.
»Hallo, Leute«, sagte Bulle und trat ins Mondlicht.
Schnellstens nahmen die beiden Wachen Haltung an, das Gewehr an der Seite.
»Verzei’ung, ’err Generator, wir ’aben Sie nischt gese’en!«, rief der Schnurrbart.
»Kein Problem, Männer«, sagte Bulle. »Wisst ihr, was das eben für ein Kracher war?«
»Keine Ahnung, ’err Generator!«, rief der Schnauzbart.
»Das waren die Engländer. Ein Attentatsversuch. Eine Bettbombe. Zum Glück für Frankreich bin ich ein A-Mensch...«
»Ein was für etwas?«
»Ein Frühaufsteher. Ich putzte mir gerade die Zähne...«
»Wie?«, meinte der Schnauzbart. »Jedes Kind weiß, dass sisch die Franzosen nischt...«
»’alt den Mund, Jacques.« Der Schnurrbart starrte ins Dunkel, das Gewehr im Anschlag. »Wo sind die Engländör und wie sind sie ’ier reingekommen?«
»Es war nur einer«, sagte Bulle, »und dieser Engländer ist eine Engländerin. Sie versteckt sich in der Badewanne da.«
Beide Wachen fuhren herum und richteten die Gewehre auf die Badewanne.
»Isch ’abe gedacht, wir Franzosen baden auch nischt«, murmelte der Schnauzbart.
»Still, Jacques«, flüsterte der Schnurrbart. »Du ’ast doch ge’ört, es ist eine Engländerin.«
»Psst!«, machte Bulle. »Bereitmachen zur Gefangennahme!«
Sie standen alle drei äußerst bereit und starrten die Badewanne an.
»Worauf warten wir?«, fragte der Schnurrbart endlich.
»Bis sie die Luft nicht mehr anhalten kann und auftaucht«, sagte Bulle.
»Können wir sie nischt einfach ’erauszie’ön?«, fragte der Schnauzbart.
»Versuchen können wir’s«, sagte Bulle. »Aber es handelt sich um die große englische Spionin 007-Raspa-Hari, die in halbwegs ehrlichen Duellen schon sechsundzwanzig Franzosen mit dem Säbel durchlöchert, eine Würgeschlange erwürgt und vier Russen beim Bankdrücken gestemmt hat. Aber bitte, lasst euch nicht abhalten.«
»Öh«, murmelte der Schnurrbart. »Es eilt ja nischt, odör, Jacques?«
»Isch kann gut noch warten«, sagte der Schnauzbart.
Also standen sie alle drei weiterhin äußerst bereit und starrten in die Badewanne.
»Enorme Lungen ’at dieses Weib«, flüsterte der Schnauzbart.
»Wie zwei Blasebälge«, sagte Bulle, der bemerkte, wie das Mondlicht blasser wurde und die Nacht einem dämmernden Grauton wich.
In diesem Augenblick brach etwas durch die Oberfläche des Wassers und da stand sie auch schon: lang und dünn im schwarzen Mantel, beide Augen weit aufgerissen über dem offen stehenden Mund mit den kleinen, spitzen Raubfischzähnen.
»Uuh!« Erschrocken wich der Schnauzbart zurück.
»Stillgestanden, du Seeunge’euör!«, brüllte der Schnurr bart. »Isch schieße, und wenn du auch nur ein Nasen’aar bewegst!«
Die Raspa machte den Mund auf. Schloss ihn wieder, öffnete ihn, schloss ihn wieder und so weiter. Aber sie rührte sich nicht.
»Legt sie in Handschellen!«, rief Bulle.
»In was?«, fragte der Schnauzbart, der immer noch ziemlich ängstlich aussah.
»Nein, stimmt, die sind vielleicht noch gar nicht erfunden.« Bulle kratzte sich unter dem merkwürdigen Hut. »Stricke also. Legt die Spionin 007-Raspa-Hari in Fesseln! Jetzt! Das ist ein...äh, ein Befehl!«
Damit hoben die beiden Wachen die kreischende, strampelnde und protestierende Raspa aus der Badewanne und fesselten sie mit Stricken, bis sie aussah wie ein Maiskolben.
»Welsch schrecklische Wörtör für eine Dame«, sagte der Schnurrbart, zog sich den abgetretenen linken Stiefel aus und die löchrige linke Socke auch, die er ihr in den Mund stopfte. Sofort war es still.
»Was nun, ’err Generator?«
»Durchsuchen!«
Der Schnurrbart führte Bulles Befehl aus.
»Ein Glas mit einem Pülvär«, sagte er. »Hm, duftet nach Erdbeeren.«
»Wirf rüber«, sagte Bulle und fing das Einwegglas aus dem Flug auf. »Und ab mit der Spionin in ein Kerkerloch. Kerkerlöcher sind doch schon erfunden, oder?«
»Ei freilisch«, sagte der Schnauzbart und stellte die Raspa auf die Beine – das heißt auf das Bein und den Rollschuh, worauf er sie aus dem Zelt schob. »Kommt, anmutige Spionenmaid.«
»Am besten, du gehst mit und passt auf sie auf«, sagte Bulle zum Schnurrbart, der stehen geblieben war.
»Aber Generator, der Befehl von Marschall Lüpäng lautet, Euch stets zur Seite zu stehen.«
»Ach ja«, sagte Bulle. »Dann gebe ich hiermit einen neuen Befehl. Schließlich bin ich hier der...äh,
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