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Doktor Proktors Zeitbadewanne

Doktor Proktors Zeitbadewanne

Titel: Doktor Proktors Zeitbadewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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so etwas begreifen können.«
    »Klar begreifen wir so was«, sagte Bulle und versuchte, die juckende Stelle mit dem Zweiglein zu erreichen. »Aber macht nix, ich hab ja auch gedacht, Mädchen können nicht furzen.«
    »Oh Bulle . . .«, flüsterte Lise, eine Träne im Augenwinkel. »Ist das nicht schön?«
    »Ja, ziemlich.« Mit einem genüsslichen Gesichtsausdruck schabte er sich mit dem Zweiglein den Rücken. »Obwohl mir hier eigentlich ein Frühstücksrestaurant fehlt. Spiegelei mit Schinken, das wäre jetzt was.«
    »Bulle!«, sagte Lise streng. »Ich meine das, was Raspa getan hat! Sie hatte keine Freunde...sie tut...sie tut...« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. ». . . sie tut mir leid.«
    »Schon wahr«, sagte Bulle, steckte sich das Zweiglein ins Ohr und kratzte sich auch dort, wo er gerade schon mal dabei war. »Aber du findest doch auch, dass es hier ruhig mal was Richtiges zu essen geben könnte, nicht immer nur Bananen und Kokosnüsse, die man noch dazu erst selber pflücken muss?«
    Lise antwortete nicht, drehte sich nur auf den Bauch und starrte übers Meer. Sie waren seit drei Tagen hier, es war sehr schön, aber Bulle hatte recht. Weit dort draußen war ein Streifen grauer Wolken aufgezogen. Doktor Proktors dünner und immer noch blasser Leib kam auf sie zugeschritten, während er die Motorradbrille trocken schüttelte.
    Lächelnd ließ er sich neben ihnen nieder.
    »Na, meine besten Freunde«, sagte er. »Alles in Ordnung?«
    Sie nickten stumm.
    »Bisschen Heimweh trotz allem?«
    Sie nickten stumm.
    »Ich auch«, sagte Doktor Proktor. »Und, hast du ein Restaurant gefunden, Bulle?«
    »Nein«, sagte Bulle. »Ich bin um die ganze Insel rumge laufen, aber ich habe nichts Interessantes gesehen, nur so ein paar Typen, die gerade mit dem Ruderboot landeten und fragten, wo sie hier sind.«
    »Ach ja? Wer das wohl war?«
    »Keine Ahnung. Die haben noch schlechter englisch gesprochen als ich, aber der eine von ihnen hieß Christoph Co. . . Co. . . wie heißt der eine Detektiv im Fernsehen noch?«
    »Colombo?«, schlug Lise vor.
    »Genau! Oder so ähnlich. Ich hab jedenfalls gesagt, das hier ist Indien, so aus Spaß. Aber vielleicht haben sie mir geglaubt. Sie sind jedenfalls wie der Wind zu der Schute rausgerudert, die in der Bucht vor Anker lag.«
    »Hm.« Doktor Proktor stand auf und blickte zu den drei Zeitbadewannen hinüber, die unter ein paar Palmen halb im Sand vergraben waren. »Ich glaube, wir schaffen euch besser nach Hause in die Kanonenstraße, bevor das hier allzu überlaufen ist.«
    »Euch?«, fragte Bulle. »Soll das heißen, Sie kommen nicht mit?«
    »Juliette und ich müssen nach Paris und Claude Cliché das Handwerk legen.«
    »Ohne uns?«, riefen Lise und Bulle im Chor.
    »Ja«, sagte Doktor Proktor entschieden. »Ich habe euch sowieso schon genug Gefahren zugemutet. Ich bin ein völlig verantwortungsloser Erwachsener, ist euch das nicht klar?«
    »Das ist uns längst klar«, sagte Lise. »Aber Sie dürfen eins nicht vergessen.«
    »Genau«, sagte Bulle.
    »Wir sind ein Team«, sagte Lise.
    »Da haben Sie’s«, sagte Bulle. »Wir sind ein Team. Und wir pfeifen darauf, dass alle anderen uns für ein jämmerliches Team halten. Denn wir wissen etwas, das die nicht wissen. Wir wissen...wir wissen...äh...«
    »Wir wissen«, übernahm Lise: »Wenn Freunde einander versprechen, immer zusammenzuhalten, dann sind eins plus eins plus eins sehr viel mehr als drei.«
    Proktor sah sie lange an. »Das war wunderschön gesagt, das könnte ich selbst nicht besser sagen. Aber...«
    »Nichts da mit ›aber‹«, unterbrach ihn Bulle. »Sie haben es ja selbst gesagt und Sie wissen, dass wir wissen, dass Sie wissen, dass Sie uns nicht im Geringsten daran hindern können, mitzukommen und gegen Claude Cliché vorzugehen.«
    Der Professor musste sich diesen Satz erst einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen, bis er ganz sicher war, was Bulle meinte. Und als er es verstanden hatte, blickte er ganz verzweifelt vom einen zum anderen der beiden. Dann seufzte er glücklich und unglücklich zugleich. »Ihr seid wirklich mal zwei eigensinnige Freunde.«
    »Worauf warten wir noch?«, fragte Bulle. »Ich habe gepackt und bin reisebereit! Lise?«
    Lise nickte.
    »Professor?«
    Doktor Proktor nickte ebenfalls.
    Bulle erhob sich balancierend auf dem Palmenstamm, schlug sich auf die Brust und brüllte über das azurblaue Meer: »Claude Cliché, hier kommt Crème Bullé!«

21 . Kapite l
Crème

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