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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Morgendämmerung zeichnete sich die Stalltür ab, und in seinem Blut bebten und tanzten die Spinnen, aufgeregt, wie sie es nun seit Wochen waren. In den zwanzig Jahren, die er durch die Welt gereist war, hatte ihn der Makel seines Blutes nie so belastet wie in den letzten Wochen. Um ihn herum schliefen die anderen noch, ihr tiefer und gleichmäßiger Atem war beruhigend wie eine dicke Wolldecke. In den Ställen war es warm, oder zumindest wärmer, als es eine Nacht im Karren gewesen wäre. Er würde keine Eisschicht auf dem Wassereimer aufbrechen müssen, ehe er trank. Als er sich aufsetzte, schmerzte sein Rücken. Vielleicht wegen des kommenden Winters, vielleicht wegen der Jahre, die auf seinen Schultern lasteten, vielleicht wegen der Unruhe der Kreaturen, die unter seiner Haut hausten.
    Eines der Pferde schnaubte in seinem Verschlag, bewegte sich unruhig. Aus den Schatten kam ein leises Keuchen. Er hielt sich still und strengte sein Gehör an.
    »Ich mache nicht bis zum Ende«, wisperte eine vertraute Stimme. »Ich schwöre, ich mache nicht bis zum Ende.«
    Der Abtrünnige schloss die Augen. Es änderte sich nie. Auf der ganzen Welt, vermutlich quer durch alle Zeitalter und Epochen der Menschheit, änderten sich manche Dinge einfach nie. Er schluckte, bereitete seine Stimme vor. Als er sprach, trugen die Worte durch die Ställe und auf den Hof hinaus.
    »Sandr! Wenn du diesem Mädchen ein Kind anhängst, werde ich schwer versucht sein, deinen Schwanz mit einem Stück Draht abzubinden, und das wird deiner Leistung nicht zugutekommen.«
    Die Stimme, die gekeucht hatte, quietschte erschrocken, und Sandr rannte in das trübe Licht und zog an seiner Tunika, um sich zu bedecken.
    »Es ist niemand da, Meister Kit«, log der Junge. »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«
    »Welche Leistung meint Ihr denn?«, fragte Smit mit schläfriger Stimme. »Mir scheint, wenn Ihr von der Bühnenkunst sprecht, könnte es eine ordentliche Übung für die Konzentration sein, sich etwas abzubinden.«
    »Wird ihm sicher helfen, wenn er einen Buckligen spielt«, sagte Cary mit einem Gähnen.
    »Es ist niemand da«, erklärte Sandr erneut. »Ihr bildet Euch alle etwas ein.«
    Das Knarren eines Bretts weiter hinten im Stall verriet das fliehende Mädchen, wer immer es war. Der Abtrünnige setzte sich aufrecht hin. Horniss zündete eine Laterne an, und das warme Licht vertrieb die Dunkelheit. Mit Ächzen und Beschwerden wurde die Truppe lebendig. Charlit Sun, die neue Schauspielerin, spießte Sandr mit Blicken auf. Noch ein Ärgernis, das der Abtrünnige würde lösen müssen. Er fragte sich, und das nicht zum ersten Mal, wie jemand ohne Spinnen eine Schauspieltruppe über längere Zeit zusammenhalten konnte. Aber vielleicht konnte das niemand.
    »Auf«, sagte er. »Ich bin sicher, dass es Arbeit zu tun gibt, mit der wir mehr Geld verdienen, als wenn wir hier im Dunklen liegen. Auf, ihr wahnsinnigen, wunderbaren Bastarde, und lasst uns einmal mehr die Herzen und Träume von Porte Oliva im Sturm erobern.«
    »Ja, Mutter«, sagte Cary, rollte sich herum und schlief wieder ein.
    Als er Marcus Wester zum ersten Mal begegnet war, hatte er ihm insgeheim einen Namen gegeben: der Mann ohne Hoffnungen. Im Lauf des letzten Jahres war die Verzweiflung ein wenig von ihm gewichen, aber manchmal machte Wester immer noch seine kleinen Scherze – Ich bin zu stur zum Sterben oder Man braucht keine Liebe, wenn es Wäsche zu waschen gibt –, und die Leute um ihn herum lachten dann. Nur der Abtrünnige wusste, wie sehr der Mann meinte, was er sagte.
    Es war das, was den Söldnerhauptmann interessant machte.
    Die Schenke in der Nähe der Bank hatte in diesen kalten Monaten den Vorteil, Essen und ein warmes Feuer bereitzuhalten. Cary und Charlit Sun traten an manchen Abenden im Schankraum auf, sangen Lieder aus den einfacheren komischen Opern und nahmen zusammen genug ein, um den ganzen Trupp drei Tage durchzufüttern.
    »Es ist immer am besten, wenn man seine politischen Morde diskret durchführt«, sagte Wester. »Wirklich, darin habe ich mich geirrt. Nun, es ist nicht das Erste, worin ich mich geirrt habe.«
    »Bei weitem nicht, Herr«, sagte Yardem Hane.
    »Wird es einen Gewaltausbruch in Nordstade verhindern, was meint Ihr?«
    »Sie haben einen Mann vergiftet, so dass er sich bis zum Tode erbrochen hat«, sagte Wester. »Das ist Gewalt. Aber da sein Anspruch damit beigelegt ist, sehe ich nicht, dass Schwertkämpfer ins Feld ziehen werden, nein. Das ist also

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