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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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und der offene Bogen des Himmels mit der geringen Größe des Bootes zusammentaten und ein Gefühl der Überwältigung und gleichzeitigen Enge zurückließen.
    Sein Leben war genauso geworden. Nach seiner Flucht aus dem Tempel und vor der Göttin, weg aus dem einzigen Leben, das er gekannt hatte, hatte sich die Welt vor ihm ausgebreitet, und jede neue Entdeckung hatte ihn zu einer weiteren angestachelt. Er hatte erfahren, dass viele der Dinge, die man ihm im Tempel beigebracht hatte, richtig waren: Die Drachen waren aus der Welt verschwunden, und ihre Sklavenrassen hatten sie sich zu eigen gemacht, Menschen aus allen Rassen betrogen einander beinahe ständig, und wo immer sich Leute zu großen Gruppen zusammenfanden, gab es Gewalt, Tod und Diebstahl. Aber er hatte ebenso viel gefunden, was falsch war: dass Wahrheit zu Gerechtigkeit führte, dass die dreizehn Rassen dazu verdammt waren, einander zu hassen, dass Leute wie Adasa Orsun – Timzinae – eine eigene und niederere Art der Menschheit waren. Sich einen Weg durch diese Mischung aus Mythen und Lügen zu suchen war nicht nur sein Lebenswerk geworden, sondern eine Freude.
    Mit Frauen und Männern, deren Begleitung er genoss, war er weit gereist. Er hatte erfahrenen Philosophen gelauscht, die vom Wesen der Welt erzählten. Er hatte sich Geliebte genommen und sie verloren. Und in jener weiten, offenen See der Möglichkeiten und Entscheidungen hatte sein Weg in dieses winzige Boot geführt, das auf eine Reihe von Ereignissen zuhielt, die sowohl schwierig als auch unvermeidbar sein würden. Im Angesicht des Ozeans – das kleine Boot. Im Angesicht der Freiheit – nur das: die Welt retten, die er entdeckt und lieben gelernt hatte, oder bei dem Versuch sterben.
    Es klang heroisch und romantisch. Die Wahrheit war manchmal weniger als das.
    »Ich habe einmal eine Schabe gegessen«, sagte Marcus Wester. Er lag ausgestreckt auf dem Deck, ohne Hemd, einen Arm über den Augen.
    »Habt Ihr nicht«, erwiderte Kit.
    »Ich habe einmal eine Maus gegessen.«
    »Habt Ihr nicht.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, und die Welt bestand nur aus dem sanften Wind und den Wellen, die am Rand des Bootes leckten.
    »Ich habe einmal einen Wurm gegessen.«
    »Weshalb habt Ihr das gemacht?«, fragte Kit.
    Marcus grinste. »Eine verlorene Wette«, sagte er.
    Adasa Orsun kam unter Deck hervor, streckte die Arme über den Kopf und gähnte lange und ausgiebig. »Wir sind gut vorangekommen«, meinte sie, und sie glaubte es auch. Also war es vermutlich so.
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Marcus. »Ihr könnt ja keiner Straße folgen oder Euch an Landmarken halten.«
    »Das Wasser verändert sich«, erwiderte sie. »Wir werden in zwei, drei Tagen bei den Inseln sein. Wir haben ausreichend Wasser und Nahrung bis dahin.«
    »Vermutlich«, pflichtete ihr Kit bei.
    »War das etwa ungewiss?«, fragte Marcus. »Ich dachte, wir hätten absichtlich genug eingepackt, um bis zu einem Ort zu kommen, an dem wir mehr kaufen können. Habe ich das falsch verstanden?«
    Die Timzinae schnaubte verächtlich. »Das ist das Meer«, sagte sie. »Hier ist nichts je gewiss.«
    »Was ist mit Fragen?«, wollte Marcus drei Tage später wissen, während sie über die steinigen Straßen der Insel gingen. Vor ihnen feilschte Adasa Orsun mit einem Südling.
    »Was ist damit?«
    »Kann es eine falsche Frage geben?«, sagte Marcus. »Zum Beispiel wenn ich etwas sage wie: Ist Sandr nicht eingebildet? Oder: Das könnt Ihr nicht tun, oder? Beides hat eine Bedeutung, aber es ist eigentlich keine Wahrheit, stimmt’s?«
    »Ihr vergesst etwas. Es ist nicht die Wahrheit. Es ist niemals die Wahrheit. Es ist Sicherheit. Eine Frage ist ihrem Wesen nach unsicher.«
    »Aber wenn ich sage: Ich weiß nicht … «
    »Ihr könnt sicher sein, dass Ihr es nicht wisst«, erwiderte Kit.
    Der Südling hob zwei Finger, die Timzinae drei.
    »Was ist mit: Ich denke, sie heißt Adasa .«
    »Dessen seid Ihr Euch sicher, ja.«
    »Ich denke, sie heißt Mycah.«
    »Dessen seid Ihr Euch nicht sicher. Tatsächlich vermute ich, Ihr seid Euch sicher, dass dem nicht so ist. Obwohl ich es nur aufgrund dessen, was Ihr gesagt habt, nicht wissen würde.«
    »Es ist ein merkwürdiger Grat, auf dem Ihr wandelt«, bemerkte Marcus, während sie an eine windschiefe Ecke kamen. Nichts an diesem Außenposten war gerade. Die Straßen krümmten sich, folgten der Gestalt des Gesteins. Es verlieh dem Ort eine unmenschliche Aura, die Kit erkannte und respektierte. Es

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