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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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wert ist. Sie hatte zartrosa Lippen, perlweiße Zähne, himmelblaue Augen – ach, das Ideal meiner Jünglingsträume. Ihre Uniform saß wie angegossen und verriet eine verheißungsvolle Figur.
    Entrückt ging ich weiter. Gerade weil ich sechs Monate lang keine Frau gehabt hatte, war ich zu dem Zeitpunkt von Frauen besessen. Ich versuchte, neben eines der Mannequins zu gelangen, doch die saßen alle in einer Reihe nebeneinander, wie die Hühner auf der Stange, drei auf der einen und zwei auf der anderen Seite des Mittelgangs. So mußte ich mich mit einem Sitz in der Reihe hinter ihnen begnügen, neben einem Typen, der mir unter Garantie die Reise verderben würde. Während er sich mühte, seinen Sicherheitsgurt festzuschnallen, schmatzte er nervös mit der Zunge, und Leute, die solche Laute von sich geben, machen mich wahnsinnig. Dem Oggi auf seinem Schoß nach zu urteilen, war er Italiener, mit lila Leichtgewichtanzug, vielGold im Mund, dunkler Brille auf der Nase und jeder Menge Brillantine im Haar. Angewidert und der Verzweiflung nahe, wandte ich mich von ihm ab und konzentrierte mich auf die reizende Stewardess, die mit Kaugummi und Süßigkeiten herumging. Ich nehme sonst nie was von dem Zeug, aber ihr zuliebe war ich zu allem bereit. Während ich ein Fruchtbonbon von ihrem Schälchen nahm, schickte ich ihr eine flammende Liebeserklärung. Sie lächelte und wurde rot. Ich spürte, wie in meiner Magengegend etwas zu kribbeln begann.
     
    Take off . Adieu, Schweden, Land der endlosen Wälder, die ich zu fällen geholfen, und der blonden Schönheiten, die ich nie zu Gesicht bekommen hatte. Vor genau sechs Monaten war ich dort angekommen, um Arbeit zu suchen, und hatte gleich am ersten Tag als Holzfäller anfangen können. Irgendwo jwd, im tiefsten Forst, wo nur noch Hirsche, Holzfäller und Trolle lebten. Dort hatte ich gelernt, Bäume zu fällen, Schwedisch zu sprechen und selbstgebrannten Schnaps zu trinken.
    Und ich hatte mehr als zehntausend Kronen gespart. Vor zwei Tagen war mein Vertrag ausgelaufen, vor einem Tag war ich wieder in Stockholm angekommen, und nun saß ich also im Flieger nach Amsterdam. Warum? Was hatte ich dort zu suchen? Tja, aber was irgendwo anders?
    Ich schloß die Augen und stöhnte unterdrückt. Nicht, weil ich mich selbst bemitleidete, sondern einfach so. Als ich die Augen wieder aufmachte, sah ich, daß eines der Mannequins sich zu mir umgedreht hatte. Ich warf ihr ein Lächeln zu, das sie kühl fallen ließ. Dann eben nicht. Inzwischen waren wir in der Luft, was den Mann neben mir aber nicht daran hinderte, weiterzuschmatzen. Ich hätte ihm am liebsten eine reingehauen. Um wenigstens etwas zu tun, machte ich mich in meinem Sitz breit und rammte ihm ganz aus Versehen den Ellbogenin den Magen. Das fand er gar nicht witzig. Unter seiner Sonnenbrille hervor funkelte er mich wütend an und rückte so weit wie möglich von mir weg. Aber sein Schmatzen ließ nicht nach.
    Ich hörte, daß hinter mir mit Tassen und Tellern rumort wurde, und vermutete, daß die süße Stewardess sich und uns mit einem Teegedeck zu beschäftigen gedachte. Ich tippte, woraus es bestehen würde. Tee natürlich, und dazu ein PlastikKokosplätzchen und ein Schaumgummi-Mohrenkopf. Hilfsbereit wurde der Klapptisch vor mir runtergeklappt, und ich schaute auf. Falsch. Keine Kokosplätzchen und keine Mohrenköpfe.
    Sondern Jeanette.
    Im ersten Augenblick starrten wir einander völlig baff an, dann sagten wir gleichzeitig: »Jeanette!« – »Sid!«
    Eigentlich heiße ich ja anders, aber alle nennen mich so. Ich wollte mich erheben, wurde aber durch den Klapptisch daran gehindert.
    »Bleib sitzen«, flüsterte sie, »ich darf dich hier sowieso nicht küssen. Wie schön, Sid, wir haben uns so lange nicht gesehen.«
    Ich suchte fieberhaft nach einer passenden Erwiderung, aber mir fiel nichts ein. In solchen Fällen schalte ich immer sehr schwerfällig.
    »Wie geht es dir?« fragte ich dann eben und kam mir ziemlich blöde vor.
    »Hör mal, ich komme gleich auf ein Schwätzchen. Zuerst muß ich den Tee austeilen, dann habe ich Zeit.« Sie berührte flüchtig meine Schulter, drehte sich um und schwankte durch den engen Gang davon. Ich schaute ihrem schmalen Rücken nach, dachte an den ranken Körper unter ihrer Stewardessen-uniform und versank in Erinnerungen.
    Jeanette war ein halbes Jahr lang meine Freundin gewesen. Bisich Annette kennengelernt hatte und wir uns trennten. Ganz problemlos und ohne Streit, genauso wie wir

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