Dollbohrer!
wieder raus aus’m Kleiderschrank … und sie hat nix gemerkt, weil sie es ja gern dunkel gehabt hat debei! Die ganze Nacht lang! Am nächste Morgen hat sie dann zu mir gesagt, sie hätt schon ’ne Menge Männer im Bett gehabt, aber en Typ mit meine Steherqualitäte noch nie!«
»Hättse ma lieber zwischendurch in ihren Schrank geguckt!«
»Annererseits …«, Paul wischte sich die Lachtränen von der Backe, »… so hatte mer alle was davon!«
Erneut schüttelten die drei sich vor Lachen wie zu schnell geführte Marionetten eines Puppentheaters. Und während die letzten Sonnenstrahlen noch einmal sanft das Silber der Boulekugeln berührten, ließen die drei, sehr zur Freude ihres Zöglings, noch viele weitere gemeinsame Erlebnisse Revue passieren. Wie sie beim Roten Kreuz dreimal unmittelbar hintereinander Blut gespendet hatten und dabei eine Krankenschwester fast in den Wahnsinn getrieben hatten. Und wie sie das Gleiche, weil es so lustig gewesen war, beim Samenspendedienst wiederholt hatten! Was dann noch viel lustiger gewesen war …
Drei Schwestern
Gerade weil Anton Tschechow bei seinem Drama im Gegensatz zu Dumas zumindest den Ort der Handlung gar nicht und die Namen seiner drei weiblichen Hauptfiguren Olga, Mascha und Irina nur unwesentlich verändert hatte, verblüffte umso mehr die Tatsache, dass er dafür ihre eigentliche Herkunft verleugnete, indem er waschechte Russinnen aus ihnen gemacht hatte.
Warum auch immer … hier das letzte der im Odenwald entdeckten Kapitel …
Der Bedarf des Russen an hessischem Apfelwein hielt sich in Grenzen. Genauso wie die Nachfrage nach grüner Soße, Handkäs oder auch Rippchen mit Kraut. Der Russe bevorzugte nun mal Pelmeni, Borschtsch und vor allem Wodka.
Erst vor ein paar Jahren hatten die drei Schwestern Frankfurt den Rücken zugekehrt und waren hierher in die russische Provinz nach Bogorodosk gezogen. Um voller Zuversicht und Tatendrang diesen kleinen Laden mit den hessischen Spezialitäten in dem alten Fachwerkhaus an der Hauptstraße zu eröffnen. Natürlich auch darauf spekulierend, dass die Leute vielleicht auch ein bisschen wegen ihnen kämen, denn weibliche Drillinge, wenn auch mittlerweile Mitte siebzig, konnte man ja nun auch nicht jeden Tag überall bestaunen. Aber trotz dieses »Zusatzangebotes« und trotz der Tatsache, dass Moskau nur gute zwanzig Kilometer entfernt war, hatte sich ihre neue Heimat als das definitiv größte Kuhkaff der Welt entpuppt. Und die dortige Bevölkerung als die unflexibelsten Konsumenten dazu. Was ärgerlich war. Allerdings nicht ärgerlich genug, um den dreien den Spaß an der Freude zu nehmen. Denn wenn Olga, Jascha und Irene etwas im Übermaß im Blut hatten, dann war es diese unzerstörbare große Fröhlichkeit, mit der sie allem im Leben begegneten.
Auch heute, obwohl noch kein einziger möglicher Kunde auch nur einen Blick in das liebevoll dekorierte Schaufenster geworfen hatte, war die Stimmung der Schwestern, wie fast immer, ausgelassen. Denn sie hatten ja sich. Und ihre gemeinsamen Geschichten von damals, die sie sich immer wieder gerne erzählten, während sie auf Obstkisten saßen und Kaffee tranken.
»Erinnert ihr euch noch daran, wie die bei der Tankstelle diesen neuen Tankwart eingestellt haben?«, grinste Olga gut gelaunt.
»Ja klar! Ich weiß sogar noch, wie der hieß! Thomas Schlüter! So ’n ganz Schüchterne!«
Jascha gluckste laut.
»Wir haben uns die drei blauen Volvos aus dem Fuhrpark vom Vater ausgeliehen! Erst bist du hingefahren und hast vollgetankt, da hat er noch verlegen gegrinst. Zehn Minuten hab ich vollgetankt … da hat er schon ziemlich bescheuert geguckt!«
»Aber als ich dann kurz drauf zum dritten Mal diesen blauen Volvo vollgetankt hab, hat er mich beim Bezahlen angestarrt wie en Alien!«
»Was hast du dann noch mal zu ihm gesagt?«
»Ich hab gesagt ›Unglaublich, was diese Schweden so verbrauchen. Einmal von hier zum Bäcker gefahren und schon leer. Danach zum Metzger … leer! Und jetzt war ich nur kurz bei de Bank … schon wieder leer.‹«
»Und des, obwohl Tankstelle, Bäcker, Metzger und Bank alle direkt nebeneinander gelegen habbe! Der war fertisch!«
Die drei Schwestern amüsierten sich wie immer königlich.
»Apropos ›Auto‹. An was ich mich auch gern erinnere, ist der Abend, wo wir in der Disco waren und uns unsere Freundin Moni diesen Aufreißer gezeigt hat, der wo immer die Weiber abgeschleppt und se am nächsten Tag net ma mehr mim Arsch angeguckt hat. So
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