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Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat

Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat

Titel: Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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Nordberg weiter. Sie wurde immer ärgerlicher, weil das Gekicher ringsum kein Ende nahm. “Ich kann dir gar nicht sagen, wie abscheulich du aussiehst mit dem rosa Geschmiere im Gesicht. Darfst du denn den Lehrerinnen hier so unter die Augen kommen? Ich habe nicht die Absicht, mich weiter mit dir zu plagen. Eines magst du aber ein für allemal zur Kenntnis nehmen, Marilyn Miller: Aus dir wird nie eine Schauspielerin! Du hast einfach nicht das Zeug dazu. Nun geh, wasche dein Gesicht und bringe deine Haare in Ordnung!”
Marilyns Stolz und Selbstvertrauen verpufften wie die Luft aus einem Luftballon, in den man mit einer Nadel gepiekt hat. Mit hängendem Kopf schlich sie zur Tür. So jämmerlich war dieser Rückzug, daß sie den Mädchen leid tat. Reichlich niedergedrückt fuhren sie mit Lesen fort.
Auch Frau Nordberg tat es hinterdrein leid, daß sie so hart mit Marilyn verfahren war, und sie versuchte, die Klasse wieder aufzumuntern. “Alice, du hast gut gelesen. Marlies, du hast eine hübsche Stimme, du mußt nur immer den Kopf hochhalten, wenn du die Verse liest. Dolly, ich sehe, daß du dir Mühe gibts. Das nächste Mal versuchen wir es mit anderen Rollen.”
“Frau Nordberg, könnte ich nicht einmal nach Marilyn sehen?” fragte Evelyn zaghaft. “Sie fühlt sich ehrlich zur Schauspielerin berufen. Sie wollte keinen Ulk treiben. Sie meinte es ernst. Darf sie gar nicht mitspielen?”
“Nun, eine kleine Rolle mag sie übernehmen, eine, bei der sie nichts verderben kann. Aber du mußt einsehen, Evelyn, daß sie nicht die leiseste Ahnung vom Spielen hat. Geh nur und sage ihr, daß ich sie sprechen will. Wir hören für heute auf.”
Schweigend ging die dritte Klasse hinaus. Arme Marilyn – was würde sie tun?
“Sie wird ein hochmütiges Gesicht aufsetzen”, sagte Alice.
“Genau wie damals, als sie in unsere Klasse zurückversetzt wurde. Sie wird sich nichts daraus machen und sich weiter einbilden, daß sie wer weiß was ist!”
Evelyn fand Marilyn in der Garderobe. Sie hatte sich das Gesicht abgewaschen und die Haare wieder normal gekämmt.
“Marilyn, Frau Nordberg will dich sprechen. Es tut mir so leid, daß das alles passiert ist.”
“Kann ich denn wirklich nicht spielen?” fragte Marilyn, und ihre Lippen bebten plötzlich.
Evelyn wollte nicht recht heraus mit der Sprache. Schließlich aber sagte sie: “Nein, du warst wirklich nicht gut. Du hast einen so schrecklich ulkigen Eindruck gemacht. Vielleicht bist du für komische Rollen begabt?”
Marilyn sagte nichts, aber sie ging mit ihr. Selbst Evelyn hielt also nichts von ihrer Schauspielkunst, überlegte sie. So schlecht war sie gewesen, daß sie sich nur lächerlich gemacht hatte! Mit Zittern und Zagen wartete sie auf das Urteil der Schauspiellehrerin.
Wider Erwarten war Frau Nordberg recht freundlich. “Ich höre, daß du den Ehrgeiz hast, eine große Schauspielerin zu werden, Marilyn. Nun, diese Gnade ist sehr wenigen verliehen! Du hast kein Talent dafür – und du hast auch etwas anderes nicht, das alle wirklich guten Schauspielerinnen brauchen.”
“Was denn?” flüsterte Marilyn zaghaft.
“Also, hör zu: Wenn du einen anderen Menschen darstellen willst, wenn du dich in ihn einleben willst, mußt du dich selbst völlig vergessen – dein Aussehen, deinen Ehrgeiz, deine Einbildung, eine gute Schauspielerin zu sein. Du mußt dich ganz aufgeben können. Und das erfordert einen starken und einsichtigen Charakter. Du denkst viel zu sehr an dich selbst. Du warst nicht Julia, die von Marilyn gespielt wurde – du warst die ganze Zeit nur Marilyn. Und gar keine sympathische Marilyn!”
“Werde ich nie eine gute Schauspielerin werden?”
“Nein, das glaube ich nicht. Für solche Dinge habe ich ein ziemlich sicheres Gefühl. Deine törichte Verehrung und Bewunderung für Filmstars hat dich verblendet und verdorben. Warum versuchst du nicht, einmal du selbst zu sein? Was soll all dieses Zur-Schau-Stellen? Sei wie die anderen: ein Schulmädchen, das hierhergeschickt worden ist, um etwas zu lernen!”
“Weiter wird mir wohl nichts übrig bleiben”, sagte MariIyn, und eine Träne rann ihr die Wange hinab.
“Sage nicht, daß das nichts wäre! Es ist sehr, sehr viel!” widersprach Frau Nordberg. “Versuch’s mal, wie schön das ist. Ich wäre nicht so hart mit dir verfahren, hätte ich gewußt, wie sehr dein Herz an dem Traum hängt, Schauspielerin zu werden.”
Marilyn war ganz niedergeschmettert. Erst beim Nachmittagskaffee traf sie wieder mit ihren

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