Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat
Mitschülerinnen zusammen und setzte sich still an ihren Platz.
Fräulein Pott, die sie genau betrachtete, merkte, daß sie geweint hatte. Seltsam, dachte sie, das sehe ich bei Marilyn zum ersten Mal. Immerhin ist sie den anderen schon ähnlicher, fast ein richtiges Schulmädchen. Vielleicht wirkt Möwenfels doch endlich auf sie!
Margot und Marilyn
Ein paar Tage vergingen. Margot war immer noch sehr krank; niemand durfte sie besuchen.
Dann hieß es, sie sei auf dem Wege der Besserung. Die Mädchen schickten ihr Blumen und Bücher.
Will hatte sich von ihrem mitternächtlichen Abenteuer erholt, ebenso Dolly. Fräulein Peters freute sich aufrichtig über Wills lebhafte Teilnahme am Unterricht.
Auch Marilyn arbeitete besser, sie hatte sogar Mademoiselle um Nachhilfestunden gebeten. Sie war energisch in sich gegangen. Den Gedanken, Schauspielerin zu werden, hatte sie endgültig aufgegeben. Sie wollte nicht einmal mehr wie ein Filmstar aussehen! Sie versuchte jetzt vielmehr, sich genauso natürlich zu benehmen wie die anderen.
“Ist Marilyn nicht merkwürdig?” sagte Britta zu Irene. “Als sie hierher kam, hielt sie sich für wer weiß wie erhaben über uns. Jetzt aber bemüht sie sich, uns in allem nachzuahmen. Sie will gar nichts Besonderes mehr sein, sondern genauso wie wir – kurz, sie will zu uns gehören!”
“Sie ist viel netter geworden”, bestätigte Irene. “Ich habe sie jetzt richtig gern.”
“Sieh mal – Evelyn zieht wieder eine herrliche Schnute!” sagte Britta flüsternd. “Diesmal werd ich sie aber mit dem Zeichenstift erwischen. Ist ihr Gesicht nicht herrlich?”
Evelyn hatte Brittas prüfende Blicke gerade noch bemerkt, und im Nu war ihr Gesicht wieder glatt. “Hättest du mich gezeichnet, hätte ich das Papier zerrissen’” sagte sie.
Dolly machte vor Freude einen Luftsprung
“Ach, Evelyn, gönne mir doch einmal nur für eine halbe Minute deine Grimasse!” bettelte Britta.
Aber Evelyn ging rasch aus dem Zimmer. Draußen schnitt sie noch einmal die Grimasse, nur weil sie sich über Brittas Zeichenstift so ärgerte und ihr ein Schnippchen schlagen wollte.
Dolly hängte sich bei Susanne ein und sagte: “Wir wollen mal hinuntergehen und nachsehen, ob am Schwarzen Brett etwas Neues steht.”
Vor dem Schwarzen Brett hatte sich auch eine von der vierten Klasse eingefunden. Es war Sonja. “Hallo, Dolly”, sagte sie. “Ich gratuliere herzlich!”
“Wozu?” fragte Dolly überrascht.
“Na, guck doch hin – du spielst nächsten Donnerstag in der Schulmannschaft gegen die
Billstedter Mittelschule! Eine Stürmerin und eine Läuferin fallen wegen Krankheit aus, und daher sind die Ersatzspielerinnen mit aufgestellt worden. Du bist doch zweite Reserve, nicht?”
“Ach, das ist ja phantastisch!” rief Dolly. Sie machte vor Freude einen großen Luftsprung. Doch plötzlich. wurde ihr Gesicht lang und länger. “Ob mich aber Fräulein Pott am Donnerstag spielen läßt? Es ist der Tag, da wir die Strafarbeit machen müssen, anstatt nachmittags frei zu haben. Du weißt doch, Susanne – wegen des Schabernacks, den wir Mademoiselle gespielt haben.”
“Wovon sprecht ihr eigentlich?” fragte Sonja.
“Ach, wir hatten neulich in Mademoiselles Stunde Niespulver in der Klasse gestreut” , berichtete Dolly.
Sonja kicherte.
“Ja, zuerst fanden wir es auch sehr komisch. Später aber nicht mehr
– als wir nämlich alle selber niesen mußten. Und ganz schlimm wurde es, als dann Fräulein Pott in der Nebenklasse den Lärm hörte und herüberkam! Als Hausvorsteherin des Nordturmes ordnete sie die Strafe an.”
“Ich kann mir gut vorstellen, wie ärgerlich sie war”, sagte Sonja.
“Ja, und nun müssen wir alle an unserem freien Nachmittag eine Strafarbeit bei Mademoiselle schreiben. Susanne hier hat Glück gehabt. Sie war in jener Stunde nicht mit dabei, weil sie zu einer Nachuntersuchung zum Arzt mußte.”
“Du tust mir leid, Dolly”, meinte Sonja. “Du wirst bei dem Wettkampf nicht mitspielen können! Fräulein Pott erläßt dir die Strafe sicher nicht.”
Dolly stöhnte. “So ein Pech! Meine erste Chance – und nun habe ich sie vertan! Ach, Susanne, weshalb war unsere ganze Klasse auch so blöde und hat diesen kindlichen Streich machen müssen!”
Es war wirklich ein harter Schlag für die arme Dolly. Sie schlich so trübsinnig umher, daß Susanne es nicht ertragen konnte; sie ging zu Fräulein Potts Zimmer und klopfte an.
“Bitte, Fräulein Pott”, sagte sie, “Dolly soll beim nächsten
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