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Dolph Heyliger (German Edition)

Dolph Heyliger (German Edition)

Titel: Dolph Heyliger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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in seinem Staatssessel, verfertigt aus dem Holze des heiligen Forstes vom Haag, schmauchte aus seiner langen Jasminpfeife und lauschte auf Alles, was seine Rathgeber über einen Gegenstand vorzubringen hatten, von dem sie nichts wußten. Aber trotz aller Vermuthungen der weisesten und ältesten Köpfe blieb der Gouverneur fortwährend in Zweifel.
    Es wurden Boten nach verschiedenen Orten am Fluß ausgeschickt, aber sie kehrten ohne irgend eine Nachricht zurück – das Schiff war nirgends vor Anker gegangen. Tag auf Tag und Woche auf Woche vergingen, es kam nicht wieder nach dem Hudson zurück. So angelegen aber den Berathenden eine nähere Kenntniß der Sache schien, so wenig fehlte es ihnen an Nachrichten. Selten kamen Kapitäne von Schaluppen an, ohne Nachrichten zu bringen, daß sie das seltsame Schiff an verschiedenen Punkten des Stromes, bisweilen nahe an den Palissaden, andere Male bei Croton Point, oder bei den Hochlanden gesehen hatten; aber nie erzählten sie, sie hätten es oberhalb der Hochlande gesehen. Zwar wich die Mannschaft der Schaluppen gewöhnlich in ihren Erzählungen über diese Erscheinungen von einander ab, aber das mochte von den ungewissen Lagen kommen, in denen sie es gesehen hatten. Bisweilen war es bei dem Schein eines Blitzes in der rabenschwarzen Nacht, wo es in seinem Lauf über die Tapan-Zee oder die weite Einöde von Hawerstraw Bay schimmerte. In einem Augenblicke schienen sie dicht dabei zu sein, als könnten sie es übersegeln, und es versetzte sie in große Noth und Alarm; bei der nächsten Welle sah man es aber schon weit weg immer gegen den Wind segeln. Bisweilen in hellen Mondnächten sah man es unter hohen Felsen der Hochlande, ganz in tiefem Schatten, ausgenommen die oberen Segel, die im Mondschein glänzten; nach einiger Zeit aber, als die Reisenden den Platz erreichten, war kein Schiff zu sehen; und wenn sie noch ein Stück weiter gesegelt waren und zurückschauten, siehe, da war es wieder mit seinen Hauptsegeln im Mondscheine! Seine Erscheinung fand immer gerade nach, oder vor, oder mitten in schlechtem Wetter statt, und es war allgemein unter den Schiffern und Reisenden nur unter dem Namen des »Sturmschiffs« bekannt.
    Diese Berichte beunruhigten den Gouverneur und seinen Rath mehr als je, und wir würden kein Ende finden, wollten wir alle die Vermuthungen und Meinungen wiederholen, die über den Gegenstand ausgesprochen wurden. Einige führten Fälle von Schiffen an, die an der Küste von Neuengland gesehen und von Hexen und Gespenstern gesteuert worden waren. Der alte Hans van Pelt, der mehr als einmal bei der holländischen Kolonie auf dem Kap der guten Hoffnung gewesen war, beharrte darauf, dieß sei der »fliegende Holländer« gewesen, der so lange die Tafelbai beunruhigt habe, aber da er nicht an Port habe kommen können, jetzt einen anderen Hafen gesucht habe. Andere meinten, wenn es wirklich eine übernatürliche Erscheinung sei, wie man allen Grund zu glauben habe, so dürfte es Hendrick Hudson und seine Mannschaft von dem »Halbmond« sein, welche, wie bekannt, vorlängst im oberen Theil des Flusses gescheitert seien, als sie die nordwestliche Durchfahrt nach China gesucht hätten. Diese Meinung hatte zwar für den Gouverneur wenig Gewicht, fand sonst aber großen Beifall. Es ist bereits erwähnt worden, daß Hendrick Hudson und seine Schiffsmannschaft das Catskill-Gebirge unsicher machten, und die Annahme schien deßhalb sehr begründet, daß sein Schiff den Fluß an der Stelle beunruhige, wo sein Unternehmen gescheitert war, oder daß es die Geistermannschaft zu ihren periodischen Schwärmereien im Gebirge führe.
    Andere Ereignisse traten ein, die das Nachdenken des klugen Wouters und seines Rathes beschäftigten, und das Sturmschiff hörte auf, von der Schiffsmannschaft besprochen zu werden. Es blieb jedoch eine Sache des Volksglaubens und ein Gegenstand der Unterhaltung während der ganzen Zeit des holländischen Gouvernements, und besonders kurz vor der Einnahme von Neu-Amsterdam und der Unterwerfung der Provinz durch ein englisches Geschwader. Um diese Zeit wurde das Sturmschiff in der Tapan-Zee, bei Weehawk, und sogar hinab bis Hoboken gesehen, und man hielt seine Erscheinung für eine schlimme Vorbedeutung der herannahenden Stürme in den öffentlichen Angelegenheiten und des Unterganges der holländischen Herrschaft.
    Seit dieser Zeit haben wir keine authentischen Nachrichten von ihm, obgleich man sich immer erzählt, es belästige die Hochlande und

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