Dolph Heyliger (German Edition)
zitternder Hand, und als er den Deckel löste, siehe! da war das Gefäß mit großen Goldmünzen, von einem Gepräge, das er noch nie zuvor gesehen hatte, gefüllt. Offenbar hatte er den Ort gefunden, wo Kilian van der Spiegel seinen Schatz verborgen hatte.
In Furcht, von einem Vorübergehenden gesehen zu werden, entfernte er sich vorsichtig und vergrub seinen Goldtopf an einem geheimen Ort. Darauf verbreitete er schreckliche Geschichten über das verzauberte Haus und schreckte so Jedermann ab, sich ihm zu nähern, währenddem er ihm in stürmischen Tagen, wenn sich Niemand in den benachbarten Feldern aufhielt, häufige Besuche machte; denn, um die Wahrheit zu sagen, wagte auch er in der Finsterniß nicht hinzugehen. Zum ersten Mal in seinem Leben war er fleißig und arbeitsam und lag seinem Geschäfte des Angelns mit solcher Ausdauer und solchem Erfolg ob, daß er in kurzer Zeit Vermögen genug heraufgezogen hatte, um ihn in jenen mäßigen Tagen zum reichen Mann zu machen.
Es würde zu weitläufig sein, die Geschichte noch weiter ins Detail zu verfolgen, zu erzählen, wie er nach und nach zu Werke ging, um sein Eigenthum nützlich zu verwenden, ohne Aufsehen und Nachforschung zu erregen, – wie er alle Bedenklichkeiten in Bezug auf die Erhaltung seines Vermögens beseitigte und zugleich seiner eigenen Neigung genug that, indem er die schöne Marie heirathete, – und wie er und Herr Anton zusammen manchen fröhlichen und abenteuerlichen Wanderzug ausführten.
Wir dürfen indeß nicht zu sagen unterlassen, daß Dolph seine Mutter zu sich nahm, um bei ihm zu leben, und sie in ihren alten Tagen pflegte. Die gute Dame hatte nun die Genugthuung, nicht länger zu hören, daß ihr Sohn den Gegenstand der Kritik ausmache; im Gegentheil wußte er sich täglich mehr die Achtung des Publikums zu erwerben; Jedermann sprach Gutes von ihm und seinen Weinen; und auch der vornehmste Bürgermeister lehnte keine Einladung zum Mittagsessen bei ihm ab. Dolph erzählte oft selbst an seinem Tische die gottlosen Streiche, die früher der Abscheu der ganzen Stadt gewesen waren, aber sie wurden jetzt nur als Scherze betrachtet, und die ernstesten und würdigsten Herren hielten sich den Bauch, wenn sie davon erzählen hörten. Niemand war mehr durch Dolphs zunehmende Verdienste erfreut, als sein alter Meister, der Doktor; und Dolph war so gutmüthig, daß er den Doktor als seinen Hausarzt annahm, jedoch dafür sorgte, daß seine Recepte immer zum Fenster hinaus geworfen wurden. Seine Mutter hatte oft eine Gesellschaft von alten Freunden um sich, um eine Tasse Thee mit ihr in ihrem kleinen wohnlichen Visitenzimmer zu nehmen, und Peter de Groodt, der beim Kamin mit einem ihrer Enkel auf dem Schooße saß, wünschte ihr häufig Glück, daß ihr Sohn ein so großer Mann geworden sei, worauf die gute alte Seele heiter mit dem Kopfe nickte und ausrief: »Ach, Nachbar, Nachbar, habe ich es nicht immer gesagt, Dolph würde eines Tages seinen Kopf so hoch tragen wie der Beste von seines Gleichen?«
So lebte denn Dolph Heyliger heiter und glücklich, wurde fröhlicher, je älter und klüger er wurde, und machte das alte Sprichwort von dem durch des Teufels Beistand gewonnenen Gelde zu Schanden; denn er machte guten Gebrauch von seinem Vermögen und wurde ein ausgezeichneter Bürger und ein geschätztes Mitglied der Gemeinde. Er war ein großer Beförderer öffentlicher Anstalten, z. B. der Beafsteakgesellschaften und der Spielklubs. Er präsidirte bei allen Mittagsmahlzeiten, und war der Erste, der die Schildkröten von Westindien einführte. Auch führte er die Zucht guter Race-Pferde und Kampfhähne ein und war ein so großer Freund von bescheidenem Verdienst, daß Einer, der ein gutes Lied singen oder eine gute Geschichte erzählen konnte, darauf rechnen durfte, einen Platz an seinem Tische zu finden.
Dabei war er ein Mitglied einer Gesellschaft, welche mehre Gesetze zum Schutze des Wildes und der Austern entwarf, und schenkte derselben eine große silberne Punschbowle, die aus der früher erwähnten Suppenterrine verfertigt war und noch bis auf den heutigen Tag im Besitze der Gesellschaft ist.
Endlich starb er, noch im rüstigen Alter, an einem Schlagflusse bei einem Festmahl der Bürgerschaft und wurde mit großen Ehren in dem Kirchhofe der kleinen holländischen Kirche in der Gartenstraße beerdigt, wo man seinen Grabstein mit einer einfachen Grabschrift in holländischer Sprache, verfaßt von seinem Freunde Mynheer Justus Benson, einem
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