Dolph Heyliger (German Edition)
einen flachen Felsen zu einem Tisch her, während ein Dritter verschiedene Geschirre von der Pinasse brachte. Herr Anton selbst brachte eine oder zwei Flaschen köstlichen Liqueurs aus seiner Privatkiste; er kannte seine listigen Begleiter zu gut, um einem von ihnen den Schlüssel anzuvertrauen.
Bald war ein zwar rohes, aber gutes Mahl aufgetragen; es bestand aus Wildpret, das im Kessel zubereitet war, mit kaltem Speck, gekochtem indischen Korn, und mächtigen Leibern von gutem schwarzen Hausbrod. Nie hatte Dolph ein schmackhafteres Mahl genossen, und als er es mit drei oder vier Zügen aus Herrn Antons Flasche hinuntergespült hatte und fühlte, wie der gute Liqueur seine Wärme über alle Venen verbreitete und in der Gegend seines Herzens seine Wärme haften blieb, würde er seine Lage nicht mit der des Gouverneurs der Provinz vertauscht haben.
Herr Anton wurde immer fröhlicher und aufgeweckter und erzählte ein halbes Dutzend dummer Geschichten, worüber sein weißes Gefolge unmäßig lachte, die Indianer aber, wie gewöhnlich, einen unüberwindlichen Ernst behaupteten.
»Das ist das wahre Leben, mein Junge!« sagte er und klopfte Dolph auf die Schulter; »das ist kein rechter Mann, der nicht Wind und Wetter Trotz bieten, in Wäldern und Wildnissen herumstreifen, unter einem Baum schlafen und von Baumblättern leben kann.«
Hierauf sang er eine oder ein paar Strophen aus einem holländischen Trinklied und schwang eine kurze dicke Flasche in seiner Hand, während seine Trabanten mit in den Chor einfielen, so daß das Echo von den Wäldern den Gesang zurückgab. In dem guten alten Liede hieß es:
Ihr Lustgeschrei macht’ Himmel und Erd’ ertönen,
Sobald das Geschäft vollendet war;
Zum Schmause gings in voller Fröhlichkeit,
Und Rack und Wein dazu floß voll und klar.
Mitten in seiner Fröhlichkeit verlor aber Herr Anton die Besonnenheit nicht. Obschon er Dolph die Flasche ohne Weiteres zuschob, so trug er doch Sorge, sein Gefolge nicht allzu reichlich kosten zu lassen, indem er die Leute wohl kannte, mit denen er zu thun hatte; besonders aber gestattete er den Indianern nur einen mäßigen Antheil. Nachdem das Mahl beendigt war, und die Indianer ihren Branntwein getrunken und ihre Pfeifen geraucht hatten, wickelten sie sich in ihre Decken, streckten sich auf den Boden, mit ihren Füßen nach dem Feuer gewendet, und fielen, wie müde Jagdhunde, bald in Schlaf. Der Rest der Gesellschaft blieb plaudernd am Feuer sitzen, welches die Dunkelheit des Forstes und die Feuchtigkeit der Luft nach dem letzten Sturm außerordentlich angenehm und wohlthätig machte. Das Gespräch verlor nach und nach seinen heitern Charakter von der Abendmahlzeit her und wendete sich auf Jagdabenteuer und Thaten und Gefahren in der Wildniß; manche darunter waren so seltsam und unglaublich, daß wir nicht wagen, sie hier zu wiederholen, denn es würde dadurch die Wahrheitsliebe Antons van der Heyden und seiner Begleiter sehr in Frage kommen. Es wurden manche legendenartige Geschichten, auch über den Fluß und die Niederlassungen an seinen Küsten, erzählt, in welcher Art von Erzählungen Herr Anton sehr zu Hause zu sein schien. Als der derbe Buschklepper so auf einer zusammengeflochtenen Wurzel eines Baumes dasaß, die ihm als Armstuhl diente, den Glanz des Feuers in seinen stark markirten Zügen, da wurde Dolph wieder mehre Male durch etwas beunruhigt, was ihn an die Erscheinung in dem verzauberten Hause erinnerte; es war eine vorübergehende Aehnlichkeit vorhanden, die sich aber nicht auf einen bestimmten Zug beschränkte, sondern über sein ganzes Gesicht und seine Gestalt erstreckte.
Der Umstand, daß Dolph über Bord gefallen war, führte zur Erzählung verschiedener Unglücksfälle und Unfälle, denen sie schon auf diesem großen Strom, zum Theil in früheren Perioden der Geschichte der Kolonie ausgesetzt gewesen waren; die meisten von ihnen schrieb der Herr wohlbedächtig übernatürlichen Ursachen zu. Dolph stutzte, als er dieß hörte; aber der alte Herr versicherte ihn, die Ansiedler des Flusses glaubten ganz allgemein, die Hochlande ständen unter der Botmäßigkeit übernatürlicher und böser Wesen, welche in den früheren Zeiten der Ansiedlung einen Groll auf die holländischen Kolonisten gefaßt hätten. In Folge dessen hätten sie sich immer ein besonderes Vergnügen daraus gemacht, ihren Zorn auf die holländischen Schiffer auszulassen und ihre Launen zu befriedigen, indem sie dieselben mit Stürmen, Wirbelwinden,
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