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Dolph Heyliger (German Edition)

Dolph Heyliger (German Edition)

Titel: Dolph Heyliger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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einzige Freundin im Hause, hatte ihn mit etwas für den Abendtisch und einem Binsenlicht versehen; auch band sie um seinen Hals ein Amulet, das ihr ein afrikanischer Zauberer als ein Mittel gegen böse Geister gegeben hatte. Dolph wurde auf seinem Wege von dem Doktor und Peter de Groodt begleitet, welche beschlossen hatten, ihn zu dem Hause zu führen und zu sehen, ob er auch gut logirt sei. Die Nacht war eingebrochen, und es war sehr dunkel, als sie in der Gegend ankamen, die das Haus umgab. Der Küster leuchtete mit der Laterne. Als sie längs der Akazienallee gingen, machte das wechselnde, von Busch zu Busch und von Baum zu Baum wandernde Licht den beherzten Peter stutzig und verursachte, daß er auf seine Nachfolger zurückfiel; der Doktor aber hing sich immer fester an Dolphs Arm, indem er bemerkte, der Boden sei sehr schlüpfrig und uneben. Auf einmal wurden sie von einer Fledermaus, die um die Laterne herumflatterte, in Schrecken gesetzt; und das Zirpen der Insekten von den Bäumen und die Frösche von dem nahen Sumpf verursachten ein sehr trauriges und unangenehmes Koncert.
    Die Eingangsthüre des Hauses öffnete sich mit einem knarrenden Geräusch, worauf der Doktor bleich wurde. Sie gingen durch einen ziemlich großen Vorsaal, wie sie in amerikanischen Landhäusern üblich sind, wo sie bei warmem Wetter zum Sitzen dienen. Von da stiegen sie eine breite Treppe hinauf, die bei jedem Fußtritt stöhnte und krachte, so daß jeder Tritt einen besonderen Ton gab, wie die Griffe eines Klaviers. Diese führte zu einem andern Saal im zweiten Stock, von wo sie in das Zimmer traten, in welchem Dolph schlafen sollte. Es war groß und ärmlich ausmöblirt; die Fensterläden waren verschlossen; da sie zum Theil zerbrochen waren, fehlte es nicht an hinreichender Luftzufuhr. Es schien das geheiligte Zimmer gewesen zu sein, welches bei den holländischen Hausfrauen unter dem Namen »das beste Schlafzimmer« bekannt ist; es ist der am besten möblirte Ort des Hauses, an welchem man aber kaum je Jemand erlaubt zu schlafen. Sein Glanz freilich war für immer dahin. Es befanden sich noch einige wenige zerbrochene Möbel darin, und in der Mitte stand ein schwerer Tisch und ein großer Armsessel; beide sahen aus, als wären sie so alt als das Haus selbst. Der Kamin war breit und mit holländischen Ziegelsteinen eingefaßt, die Scenen aus der heiligen Schrift vorstellten; einige von ihnen waren herausgefallen und lagen auf dem Herd zerstreut. Der Küster trug das Binsenlicht, und der Doktor, der sich furchtsam in dem Zimmer umsah, wollte soeben Dolph ermahnen, guten Muthes zu sein und Courage zu zeigen, als ein Geräusch im Kamin, gleich Stimmen oder einem Kampf, den Küster plötzlich in großen Schrecken versetzte. Er nahm mit seiner Laterne das Hasenpanier; der Doktor folgte ihm hart auf der Ferse; die Treppen stöhnten und krachten, als sie eilig hinunter stürzten, und vermehrten noch ihre Unruhe und ihre Eile durch ihr Geräusch. Die Eingangsthüre schlugen sie hinter sich zu, und Dolph hörte sie die Allee hinab stolpern, bis sich endlich der Ton von ihren Fußtritten in der Entfernung verlor. Daß er diesen schnellen Rückzug nicht mitmachte, mochte daher kommen, daß er ein wenig mehr Muth hatte als seine Begleiter, oder vielleicht daher, daß er die Ursache ihres Schreckens auffand, nämlich ein Nest von Mauerschwalben, die herunter auf den Feuerplatz fielen.
    Nunmehr sich selbst überlassen, verwahrte er die Eingangsthüre durch einen starken Balken und Riegel; und nachdem er sich überzeugt hatte, daß auch die anderen Eingänge gut befestigt waren, kehrte er zu seinem einsamen Zimmer zurück. Nachdem er sein Abendmahl zu sich genommen hatte, das ihm die gute alte Köchin in einem Korbe mitgegeben hatte, schloß er die Zimmerthüre und legte sich auf eine Matratze in einem Winkel zur Ruhe. Die Nacht war ruhig und stille, und nichts unterbrach die tiefe Stille, als das einsame Zirpen einer Grille von dem Kamin eines entfernten Zimmers. Das Binsenlicht, welches in der Mitte des hölzernen Tisches stand, verbreitete nur wenige schwache, das Zimmer nur matt erleuchtende Strahlen und verursachte in Folge der Kleidungsstücke, die Dolph über einen Sessel gelegt hatte, sonderbare Gestalten und Schatten an den Wänden.
    Bei aller Zuversicht seines Herzens lag doch etwas Niederdrückendes in dieser nächtlichen Scene, und während er auf seinem harten Bette lag und sich im Zimmer umsah, fühlte er seine Gemüthsstimmung

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