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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Überlebenden die Hoffnung, dass so etwas wie Normalität in ihre von Ungewissheit vergiftete Existenz einfließen könnte.
    Drei Kerzen brannten. Es waren die Männer, die entschieden hatten, dass die kostbare Energie der Batterien für die Stunden des Tages gespart werden musste. Es hatte sogar Vorschläge gegeben, nachts auf jede Beleuchtung zu verzichten, aber die Mehrheit, sowohl die Männer als auch die Frauen, hatte darauf bestanden, dass während der Schlafenszeit Kerzen angezündet wurden. Wie ihre Vorfahren, die Höhlenmenschen, so vertrauten die Menschen des Atomzeitalters darauf, dass der Lichtschein die bösen Geister fernhalten würde. Natürlich hatte jeder eine vernünftige Begründung zur Hand, warum die Kerzen brennen sollten, aber im Grunde wussten alle, dass ihnen der flackernde Schein als Hoffnungsschimmer diente, als einziger Trost inmitten des Unglücks.
    Sharon, die sich auf drei Sitzen langgestreckt hatte, wälzte sich auf die andere Seite, was den Druck auf die Blase allerdings noch verstärkte. Es gab keine andere Möglichkeit, sie würde durch ›die Gruft‹ gehen müssen, um sich zu erleichtern.
    »Margaret«, flüsterte sie.
    Die ältere Frau, die in der gleichen Stuhlreihe lag, antwortete nicht.
    Sharon fühlte sich ermutigt, mit normaler Lautstärke zu sprechen. »Margaret!« Nichts. Kein Anzeichen, dass die Frau sie gehört hatte.
    Sie biss sich auf die Lippen. In den vergangenen Wochen war zwischen ihr und Margaret so etwas wie eine Freundschaft entstanden, aus der Ahnung heraus, dass sie wohl nur zu zweit den Gefahren und Belastungen der ganzen Situation gewachsen sein würden. Sie gehörten zu einer Gruppe, deren Zahl nach dem Tod der Schwerverletzten auf fünfzig zusammengeschmolzen war. Sharon war erst neunzehn Jahre alt. Eine Auszubildende. Maskenbildnerin in dem Theater, dessen Räume das Erdgeschoß des Hauses einnahmen. Sie war hübsch und schlank, ein Mädchen, das sich für alles interessierte, was mit Kunst und Theater zu tun hatte. Im Unterschied zu Margaret, die über fünfzig war und zur Gruppe der Reinmachefrauen gehörte, die in dem großen Komplex aus Kinos, Theatern und Geschäften Dienst taten. Margaret war von stämmiger Statur, eine Frau, die vor der Katastrophe voller Lebensmut und Humor gewesen war.
    Nachdem sie vom Schicksal zusammengewürfelt worden waren, hatten sie sich gegenseitig Trost und Hilfe gespendet.
    Die beiden waren sicher, dass ihre Familien bei der Explosion der Atombomben den Tod gefunden hatten. Margaret trauerte um ihren Mann und drei erwachsene Kinder, Sharon um ihre Eltern, ihre Schwestern und eine Reihe von Freunden. In gewisser Weise war Margaret jetzt die Mutter und Sharon die Tochter.
    Aber Margaret schlief. Sharon wagte nicht, die alte Frau, die am Abend zuvor am Ende ihrer Kräfte gewesen war, zu wecken.
    Sie setzte sich auf und warf einen Blick in die Runde. Im ungewissen Licht der Kerze, die auf der schmalen Bühne zu Füßen der Leinwand aufgepflanzt war, konnte sie die Gestalten von Männern und Frauen erkennen. In dem seitlichen Gang, der zu den oberen Stuhlreihen hinaufführte, lagen die Essensvorräte aufgestapelt, die ein Spähtrupp wenige Tage zuvor aus der zerstörten Cafeteria zwei Stockwerke höher herangeschafft hatte. Die Männer, die an dem Unternehmen teilnahmen, hatten ihren Mut teuer bezahlt.
    Es war der Hunger, der sie nach oben getrieben hatte. Sechs Mann, die von einem Beamten des Zivilen
    Katastrophenschutzes angeführt wurden. Sie hatten soviel Vorräte hinuntergeschleppt, wie sie nur tragen konnten, nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Taschenlampen und Kerzen.
    Plastikeimer für die Trinkwasser-Reserven. Verbandszeug und Mittel zur Desinfektion von Verletzungen. Vorhänge, die man zerschnitten hatte und als Schlafdecken benutzte. Aber die Männer hatten auch den Krebs mitgebracht, den schleichenden Tod, der durch die atomare Katastrophe freigesetzt worden war.
    Es dauerte zwei Tage, bis die Mitglieder des Spähtrupps den Mut fanden, von den grauenhaften Zerstörungen zu berichten, die sie oben vorgefunden hatten.
    Niemand in den oberen Etagen des Komplexes hatte überlebt.
    Überall Schutt, der verstümmelte Leichen bedeckte. Drei Tage nach der Rückkehr von dem waghalsigen Unternehmen war der erste Teilnehmer der Gruppe an der Strahlendosis gestorben, die er in der Cafeteria mitbekommen hatte. Wenige Tage später hauchten die anderen sechs ihr Leben aus. Man hatte die Leichen ins Foyer hinausgetragen und

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