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haben, dass wir an dem Ausbruch des Kriegs unschuldig sind.
Sie glauben, wir hätten das alles angestiftet.«
»Auch Ihnen, einer Ärztin, wirft man solch einen Unsinn vor?«
»Für die Leute bin ich eine von den Offiziellen, sie machen da keine Unterschiede.«
»Eine Lagebesprechung, bei der die Mehrheit der Bunkerinsassen ausgeschlossen bleibt, wird nicht dazu beitragen, die Spannungen zwischen den beiden Gruppen zu überwinden«, bemerkte Culver.
»Wir haben keine Wahl«, sagte Dealey brüsk. »Wir können unmöglich in voller Besetzung über die Schritte beraten, die jetzt unternommen werden müssen. Das funktioniert einfach nicht.«
»Die Leute sehen das wahrscheinlich anders. Sie könnten zu dem gefährlichen Schluss kommen, dass der nukleare Konflikt eben durch die Geheimniskrämerei ausgelöst wurde, die Sie hier praktizieren.«
Dealey und Bryce wechselten einen raschen Blick. Dann sagte der erste: »Vielleicht haben wir uns in Ihnen getäuscht, Mr. Culver. Wir hatten die Hoffnung, Sie könnten die Rolle des Vermittlers übernehmen. Wenn Sie aber nicht mit uns zusammenarbeiten wollen…«
»Sie haben mich missverstanden«, entgegnete ihm Culver.
»Ich bin nicht gegen Sie. Ich bin gegen niemanden. Ich meine nur, man sollte nach dem, was geschehen ist, nicht einfach so weitermachen. Man sollte die Politik, die zur Katastrophe geführt hat, nicht fortsetzen. Verstehen Sie das nicht?«
»Wir verstehen die gute Absicht, die hinter Ihrem Einwand steckt«, beschwichtigte Farraday. »Aber die Dinge liegen nicht so einfach, wie Sie es darstellen.«
»Die Dinge sind leider nie einfach.«
Dealey schaltete sich ein: »Sie sind am ersten Tag in diesem Bunker selbst Zeuge geworden, wie leicht ein Streit in der Gruppe eskalieren kann. Es gab damals Menschen, die entschlossen waren, den Schutzraum zu verlassen, womit sie in ihr sicheres Verderben gerannt wären. Nur die Besonnenheit von Frau Dr. Reynolds hat die Abweichler schließlich umgestimmt. Sehen Sie, Culver, wir tragen eine große Verantwortung. Wir können die Entscheidung über die Zukunft aller nicht dem Mob überlassen.«
»Ich spreche nicht von der Herrschaft des Mobs. Wofür ich plädiere, ist eine Entscheidung in der Gruppe.«
»Die Gruppe wird an Entscheidungen beteiligt werden, wenn die Krise vorüber ist.«
»Das Schlimme ist, dass die Krise andauern wird«, widersprach ihm Culver. Was Dealey sagte, ärgerte ihn. Er konnte sich nur zu gut daran erinnern, dass dieser bereit gewesen war, Kate den Ratten zu überlassen. »Wir alle haben in dieser Situation mitzureden«, fuhr er fort. »Sie und ich und die anderen Menschen, die sich im Bunker befinden. Wir können nicht die Zukunft der ganzen Gruppe in unsere Hände nehmen.«
»Sie haben uns missverstanden, Mr. Culver«, sagte Bryce.
»Es geht um die Erarbeitung eines Plans, den wir dann vor der ganzen Gruppe zur Diskussion stellen werden.«
Culver zwang sich zur Ruhe. »Vielleicht sehe ich Gefahren, wo keine sind. Vielleicht brauchen wir in der Gemeinschaft ein gewisses Maß an Ordnung, um aus der Misere herauszufinden.
Aber die Zeit für Machtspiele ist vorüber, das sollten Sie wissen.«
Dealeys Gesicht war ausdruckslos. »Können wir also davon ausgehen, dass Sie uns unterstützen?«
»Ich werde tun, was immer ich kann, um den Menschen im Bunker zu helfen.«
»Gut«, sagte Dealey. Er schien erleichtert, dass die Spitze des Streits abgebogen war. »Bevor Sie dazu kamen, haben wir auf dem Londoner Stadtplan die Lage der Bunker und die Streckenführung der Verbindungstunnels mit farbigen Stecknadeln kenntlich gemacht. Die anderen Karten, die Sie sehen, zeigen die neuen Verwaltungsbezirke im Rest des Landes. Besonders bemerkenswert ist in diesem
Zusammenhang das neue Hauptquartier unserer
Landstreitkräfte, das von Wilton aus operieren wird. Für diesen Zweck wurde dort ein großer Bunker errichtet.«
»Wird die Regierung ebenfalls nach Wilton verlegt?« fragte Culver.
»Nein«, kam Dealeys Antwort. »Die Regierung verfügt über eine ganze Reihe von Ausweichquartieren, ich nenne nur Bath und Cheltenham.« Er zögerte. Erst als Bryce ein Kopfnicken andeutete, sprach er weiter. »Über den Sitz der Notregierung im Falle eines Kernwaffenangriffs sind viele Vermutungen angestellt worden, darunter auch solche, die den Nagel auf den Kopf trafen. Allerdings konnte sich die Öffentlichkeit nie eine Vorstellung machen, welch große Ausmaße und bauliche Besonderheiten der Londoner Atombunker
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