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Domain

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Titel: Domain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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ausbricht.«
    »Ich glaube nicht, dass ein Aufstand bevorsteht, Steve. Aber ich mache mir Sorgen. So weitläufig der Bunker ist, die Leute leiden unter Platzangst. Wenn dazu noch ein Schuss Melancholie und Hysterie kommt, ergibt das eine explosive Mischung. Ich kann verstehen, dass Dealey mit den Alkoholrationen knausert.«
    Culver schwieg. Clare hatte recht. Die Stimmung im Bunker war gedrückt, er selbst machte da keine Ausnahme. War er vor der Tagung des Krisenstabs noch bester Dinge gewesen, so empfand er jetzt die gleiche Traurigkeit, unter der die Mehrzahl der Bunkerinsassen litt.
    Der Ausblick in die Zukunft war düster. Dealey hatte angedeutet, dass als Folge des atomaren Angriffs einschneidende Sicherheitsgesetze in Kraft getreten waren.
    Wer überlebt hatte, würde sich der neuen Ordnung fügen müssen. Es sei denn, dass nicht nur London, sondern das ganze Land, die ganze Welt von Atombomben zerstört war. Culver erschauderte bei dem Gedanken, dass es über der Erde vielleicht keine Menschen mehr gab, die irgendeinem Gesetz gehorchen würden, wenn überhaupt noch gehorchen konnten.
    Die Ärztin war stehengeblieben, und als Culver
    aufgeschlossen hatte, sah er auch, warum. Ein Techniker sprach mit ihr. Der Wortwechsel dauerte nur wenige Sekunden, dann drehte sich der Mann um und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
    »Was ist los?« fragte Culver.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete die Ärztin. »Ellison sagt, ich soll zum Ventilationsschacht kommen.«
    Sie folgten dem Techniker zum Ventilationsschacht. Erst als Culver dort angekommen war, bemerkte er, dass es sich um Fairbank handelte, den er auf dem Weg zur
    Kommandozentrale kennengelernt hatte. Ellison, ein anderer Techniker, erwartete sie.
    »Was gibt’s?« fragte Clare Reynolds.
    »Hören Sie doch«, sagte Fairbank und deutete auf den Schacht.
    Das Summen des Generators war zu vernehmen, aber es gab noch ein anderes Geräusch, das Culver nicht gleich zu identifizieren vermochte.
    »Was kann das sein«, fragte Kate.
    Culver wusste jetzt, was es war, die Ärztin ebenfalls, aber es war Fairbank, der die Frage des Mädchens beantwortete.
    »Regen«, sagte er. »Da oben regnet es, wie es noch nie geregnet hat.«

     

DIE ZEIT DANACH
    Zeiter Teil

    Ihre Stunde war gekommen.
    Die Wesen spürten es.
    Sie wussten es.
    Oben auf der Erde hatte sich ein Holocaust ereignet, den sie nicht begreifen konnten; aber der Instinkt sagte ihnen, dass ihre gefürchteten Feinde geschwächt worden waren. Die Nachricht war von jenen verbreitet worden, die sich in den Tunnels auf die flüchtenden Menschen gestürzt hatten. Die Kreaturen hatten den Blutdurst befriedigt, der seit vielen Jahren in ihnen schlummerte. Der Damm aus Angst brach.
    Und dann waren die Tunnels eingestürzt. Licht war aus der Oberwelt in das Königreich der Ratten gefallen.
    Schnuppernd erklommen sie die Schächte und Treppen, badeten ihr Fell in strömenden Regen. Das Licht, so trübe es war, flößte ihnen Furcht ein, und so verbargen sie sich vor den Menschen, die seit Urzeiten ihre Widersacher gewesen waren.
    Vorsichtig und geduckt schlichen sie durch die Ruinenfelder der Stadt, regentriefende, schwarze Bestien, die Nahrung witterten. Weiches, schmackhaftes Fleisch. Süßes, warmes Blut.

10
    Der Druck auf die Blase hatte sich zu einem kaum noch erträglichen Schmerz gesteigert. Das Problem war, dass Sharon Cole panische Angst vor dem Weg zur Toilette hatte. Sie hatte Angst, weil der Weg durch eine stockdunkle Vorhalle führte, die sie und ihre Schicksalsgefährten ›die Grube‹ getauft hatten.
    Sie hob den Kopf und lauschte. Die anderen schliefen. Ihre Atemzüge und das Schnarchen vermischten sich zu einem unheimlichen Geräusch, das die steil abfallenden Sitzreihen des unterirdischen Kinos bis in die letzte Ritze auszufüllen schien. Wenn Sharon genau hinhörte, konnte sie ein hilfloses Wimmern vernehmen. Eine Frau, die unter Alpträumen litt. Sie war unschlüssig, ob sie die Schlafenden beneiden oder bemitleiden sollte. Wer abends in einen Schlummer der Erschöpfung sank, dem standen böse Träume bevor. Wer wach blieb, den belagerten die Schatten der Nacht.
    Dass es Nacht war, wussten die Menschen, die im Kino Zuflucht gesucht hatten, nur aus der Beobachtung ihrer Uhren.
    In den ersten Tagen hatte sich eine stillschweigende Übereinkunft herausgebildet. Tagsüber wachen, nachts schlafen. Indem sie den Rhythmus beachteten, der vor der Katastrophe ihr Leben bestimmt hatte, nährten die

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