Domfeuer
ältesten Bordellen in Deutschland zählt. In welchen Passagen ein wahrer Kern enthalten ist, sei an dieser Stelle – zumindest zum Teil – verraten.
Die Heiligen Drei Könige, der alte und der neue Dom
Im Jahr 1164 brachte der Reichskanzler und Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die in Mailand erbeuteten Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln. Für die Reliquien schufen der Goldschmied Nicholas von Verdun und seine Nachfolger von 1181 bis 1225 den prächtigen Dreikönigenschrein. Der immer stärker anschwellende Strom der Pilger ließ den alten Dom bald zu klein werden. Im Herbst 1247 beschloss das Domkapitel, eine größere und prächtigere Kathedrale zu errichten.
Für die Kirche im neuen Stil der Gotik sollte die alte schrittweise weichen. Die Annalen der Kölner Abtei Sankt Pantaleon überliefern den Brand des Kölner Doms am 30. April 1248. Bei dem Versuch, den Marienchor abzubrechen, hätten die Werkmeister »unvorsichtig die Balken, welche die Höhlung stützten, mit allzu großer Nahrung für das Feuer angezündet« – ein kräftiger Wind tat das Übrige. Als einzigen Hinweis auf den Brand haben Ausgrabungen eine Bleiträne des Domdaches zutage gefördert. Der Westteil des Doms wurde wiederhergestellt, mit einem Dach und einer Trennwand versehen. In diesem Provisorium ließ das Domkapitel sehr bald den Goldschrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige wieder aufstellen, nicht nur, damit die Gläubigen sie verehren konnten, sondern auch weil die Reliquien eine wichtige Einnahmequelle für den Neubau des Doms waren. Am 15. August 1248 legte Konrad von Hochstaden den Grundstein für den neuen Kölner Dom. Der erste Dombaumeister, Gerhard mit Namen, erhielt für seine Verdienste um den Bau im Jahr 1257 ein Haus in der Kölner Marzellenstraße, unweit seines Arbeitsplatzes.
Mailänder Rückführungsversuche
Von wenigen Unterbrechungen abgesehen, werden die Gebeine der Heiligen Drei Könige bis heute im Kölner Dom verehrt. »Dabei hat es nicht an Versuchen Mailands gefehlt, die Gebeine von Köln wieder nach Mailand zu holen«, schreibt Manfred Becker-Huberti in seinem Buch »Die Heiligen Drei Könige – Geschichte, Legenden und Bräuche«. So groß sei die Sehnsucht der Mailänder nach »ihren« drei Weisen gewesen, dass eine um 1340 niedergeschriebene Geschichte der Mailänder Bischöfe schlicht behauptete, die Reliquien seien gar nicht gestohlen worden, sondern noch immer in Mailand.
Kein Geringerer als der Mailänder Herzog Ludovico Sforza (1452–1508), der Förderer Leonardo da Vincis, verlangte als Erster die Rückführung der Gebeine, wurde aber vom Kölner Erzbischof hingehalten – ohne die Erlaubnis des Papstes könne er nichts veranlassen. Doch rührte sich Erzbischof Hermann IV. von Hessen offenbar selbst dann nicht, als sich Papst Alexander VI. im Jahr 1495 tatsächlich für die Rückgabe der Reliquien aussprach. Auch ein Vorstoß von Mailänder Dominikanermönchen, die einen Bittbrief von Papst Pius IV. vorweisen konnten, blieb ohne Ergebnis.
Noch im gleichen Jahrhundert schraubten die Mailänder ihre Ansprüche bereits zurück. Erzbischof Carlo Borromeo wäre bereit gewesen, sich mit einem Teil der Gebeine zufriedenzugeben. Der päpstliche Vertreter in Köln jedoch wies ihn darauf hin, die Heiligen Drei Könige würden am Rhein nicht nur sehr verehrt, sondern auch streng bewacht, sodass es keine Aussicht gebe, »auch nur den kleinsten Teil eines Daumens der drei Magier zurückzuerhalten« (Becker-Huberti). Ein weiterer Kontakt eines Mailänder Erzbischofs mit dem päpstlichen Nuntius rund hundert Jahre später ergab das gleiche Ergebnis – die Heiligen Drei Könige stünden im Dom nach wie vor unter strenger Bewachung. Die mehrmaligen Hinweise auf die besonderen Sicherheitsvorkehrungen am Dreikönigenschrein erlauben den Schluss, dass in Mailand über einen Diebstahl oder eine gewaltsame Heimholung zumindest nachgedacht wurde.
Erst im Jahr 1903 erfüllte der Kölner Erzbischof Anton Fischer den Mailänder Wunsch, wenn auch nur zum Teil: Am 28. August übergab er dem nach Köln gereisten Mailänder Erzbischof Andrea Carlo Ferrari das Schien- und Wadenbein des ältesten Königs, das Wadenbein vom mittleren und einen Halswirbelknochen vom jüngsten. Ferraris Gegengeschenk: ein Messgewand des inzwischen heiliggesprochenen Carlo Borromeo – jenes Mailänder Erzbischofs, der vier Jahrhunderte zuvor noch an der Kölner Hartleibigkeit gescheitert war.
Gottestracht
Die
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