Dominic Flandry - Spion im All
Merseier zwischen Bergen und Wäldern wohnten, wo seine Frau Sivilla noch immer mit ihren Kindern lebte. Sie hielt ihn für tot, aber man hatte ihm berichtet, daß sie nicht wieder geheiratet habe und daß die Kinder gut heranwüchsen.
War auch das eine Lüge?
Das Problem, ungesehen in die Stadt zu gelangen, kostete ihn nur einen Bruchteil seiner Aufmerksamkeit. Seine künstlichen Sinne waren für solche Aufgaben gemacht, und mit ihnen hatte er zehn Jahre lang gearbeitet. Der größte Teil seines Bewußtseins hing Erinnerungen nach. Er dachte an den Tag auf Starkad, wo für ihn eine Welt zusammengebrochen war. »Was?« hatte Abrams gebrüllt. »Man konnte Sie nicht regenerieren? Ausgeschlossen!«
»Aber die Strahlungsschäden der Zellen ...«
»Wären sie so schwer gewesen, würden Sie nicht mehr leben. Die Gene steuern den Körper das ganze Leben lang nach einem festliegenden Schema. Und der Regenerationsprozeß verwendet die Chromosomen als biochemische Steuerung für den Gewebeaufbau. Nein, sie sahen eine Chance, ein einzigartiges Werkzeug aus Ihnen zu machen und logen.«
»Sie können mich wiederherstellen?« hatte Dwyr geschrien.
»Unsere Chemochirurgen können es. Aber langsam. Ich könnte veranlassen, daß Sie behandelt werden, und ich würde es auch tun, schon aus ethischen Gründen. Aber Sie wären von Ihrer Familie abgeschnitten. Wir müßten sie auch herausschmuggeln und Sie mit Ihren Angehörigen auf einem Planeten des Imperiums ansiedeln. Dazu fehlt mir die Autorität, und ich könnte es nur erreichen, wenn Sie es verdient haben. Sie könnten sich verdient machen, indem Sie als Doppelagent arbeiten.«
»Dann bin ich also auch für Sie nichts als ein Werkzeug.«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte nur, daß die Zusammenführung Ihrer Familie nicht billig kommen wird. Für die Mannschaft, die Ihre Angehörigen holen wird, sind die Risiken nicht gering. Sie müssen sich erst einen Anspruch darauf erwerben. Wollen Sie das?«
Und ob er es wollte!
Wie er über die Stadt hinschoß, war Dwyr nicht verdächtiger als ein Nachtvogel. Mühelos erreichte er sein Ziel, die oberste Etage einer Kontrollstation, wo nur Computer und lochbandgesteuerte Fernschreiber standen. Er glitt in einen nur ihm zugänglichen Raum, in dem seine Körper und Prothesen verwahrt wurden. Sonst gab es nichts; eine amputierte Persönlichkeit schleppte nicht die kleinen Schätze eines Sterblichen mit sich durch das Leben.
Er hatte seine Wahl bereits getroffen. Nachdem er sich vom Kraftschlitten gelöst hatte, schob er sich an den zweibeinigen Körper heran, der ausgestreckt wie ein metallener Leichnam am Boden lag. Minutenlang war er ohne andere Sinne als Gehör und Gesicht. Der schwache Tastsinn seiner rechten Hand half ihm beim Schließen der Kontakte. Ein stechender Schmerz fuhr durch die Reste seines Körpergewebes. Er war froh, als er die neuen Verbindungen hergestellt hatte. Er stand auf, ging herum und wählte die Werkzeuge aus, die er brauchen würde: Spezialschlüssel und -sensoren, ein Traggestell mit der Flugapparatur, eine Strahlpistole. Wie schwach und unbeholfen er war! Metall und Plastik waren kein guter Ersatz für Zellen, Nerven, Muskeln und das einzigartige Gerüst aus Knochen. Aber heute abend brauchte er eine unspezialisierte Form. Zuletzt kam die Verkleidung, dann war er fertig. Unbemerkt verließ er seinen Raum und flog davon, dem Gebäude der Admiralität entgegen. Als er sich der Sperrzone näherte, schaltete er sein Funksprechgerät ein und meldete sich bei der Kontrollzentrale. »Absolute Geheimhaltung, bitte«, fügte er hinzu. »Ich handle im Auftrag des Sicherheitsdienstes.«
Er landete. Ein Offizier hatte sich zu den beiden Wachtposten gesellt. »Was haben Sie in dieser Etage zu tun?« fragte er mißtrauisch. »Brechdan Ironrede ist nicht in Ardaig.«
»Ich weiß«, sagte Dwyr. »Ich unterstehe seinem persönlichen Befehl und habe drinnen etwas für ihn zu erledigen. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen. Sie und Ihre Wachen werden mich hinein- und in einer Weile wieder herauslassen und vergessen, daß ich hier gewesen bin. Unter keinen Umständen dürfen Außenstehende davon erfahren. Die Angelegenheit ist versiegelt.«
»Unter welchem Kennwort?«
Dwyr sagte das Wort, das Brechdan ihm gegeben hatte. »Dreistern.«
Der Offizier salutierte. »Sie können passieren.«
Dwyr ging den Korridor entlang. Als er an der Vorzimmertür war, sah er sich um. Er war allein. Die Tür machte ihm keine
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