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Don Blech und der Goldene Junker

Don Blech und der Goldene Junker

Titel: Don Blech und der Goldene Junker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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saß zwischen seinen Hörnern. Zusammen traten sie auf den Rasen. Da funkelte das Standbild bleich im Mondlicht. Die Äste der Bäume warfen geisterhafte Schatten darüber. Auch die Kerzen spiegelten sich auf dem Ritter und dem Pferd aus Blech.
    Jedoch — nun schob sich der Schatten der Erde langsam über die Mondscheibe. Don Blech rief: »Das ist der richtige Moment für eine Gespenstertaufe!«
    Donito ließ die Trompete schmettern. Da war es, als ob die Blechgestalt und das Roß vibrierten. Sie klirrten leise.
    Don Blech murmelte: »Wenn ich bedenke, daß ich in meiner Rüstung auch so ausgesehen habe, graust es mich noch nachträglich. Vielleicht beherbergt dieser Namenlose mein früheres Ich, die Seele des Generals mit aller blöden Rechthaberei, mit der Lust am Dreinschlagen, am Befehlen, mit dem falsch verstandenen Mut, dem Rüpelhaften, Eingebildeten, mit dem Wahn, es ließe sich die Welt mit Gewalt unterdrücken und beherrschen, und was der Torheiten mehr sind? — Oh, er ist eine Hülle ohne Herz, ein geistloser Hohlkopf. Und so nenne ich ihn auch: Junker Hohlkopf. Nicht Ritter, das klänge zu edel: Junker. Dabei denkt man an Einbildung, an Dünkel, an etwas Aufgeblasenes. Und sein Pferd, dieser Klepper aus Blech, wie könnte er heißen? Würde er galoppieren, müßte es herrlich scheppern... «
    »Scheppertonne!« schlug Donito vor. Sie lachten, Don Blech, Donito, Knofus Knofonius, Schmuser und Tura.
    Don Blech setzte den Leuchter aufs Gras, trat einen Schritt vor und legte seine rechte Hand an das Knie des Standbildes und seine linke auf den Rücken des Pferdes.

Die Herausforderung

    Es wurde finster, der Mond verschwand. Und plötzlich blies ein Windstoß alle Kerzen des Leuchters aus. Rabenschwarz war es ringsum. Don Blech rief feierlich: »Ich taufe dich: Junker Hohlkopf und dich: Scheppertonne!«
    Da zuckte ein Blitz von Don Blechs Fingerspitzen auf die Metallgebilde über. Don Blech fuhr zusammen. Ein Geruch nach Qualm und Schwefel lag in der Luft. Menschen und Tiere bebten.
    Und in dieser unheimlichen Minute hörten sie eine Stimme, sie tönte wie aus einem Hohlraum: »Aus dem Weg, Don Blech! Du hast uns erschaffen und getauft. Dafür danken wir dir. Aber das ist der einzige Dank, den du von mir hören wirst, denn du hast uns beleidigt, hast mich gemein und grausam genannt. So kann ich auch nichts anderes sein! Ich reite nun in die Welt. Furcht und Schrecken werde ich verbreiten — in deiner Rüstung. Und du trägst alle Verantwortung!«
    Ein klirrendes Wiehern ertönte — dann schepperte, quietschte und rasselte es, die Geräusche ordneten sich zu Hufschlag und Klapp-Klapp eines trabenden Reiters, Äste knackten, dann wurde es leiser, verhallte, verlor sich in der Nacht.
    Don Blech und seine Gefährten waren wie vom Donner gerührt. Erst als sie die Kerzen wieder angezündet hatten, als es heller wurde, sahen sie: Die Stelle unter dem Holunderbusch war leer!
    Lange vermochte niemand ein Wort zu sprechen. Verblüffung und ungläubiges Staunen lähmten sie. Als erster stotterte Knofus Knofonius: »Wenn mir das mein se-seli-ger Va-Vater erzählt hätte, würde ich es ihm be-bestimmt nicht ge-geglaubt haben!«
    »Uns wird es auch niemand glauben!« flüsterte Don Blech. »Wir dürfen nicht darüber reden! Man würde uns für verrückt erklären. Aber ich muß Junker Hohlkopf einfangen, ehe er mordet und tötet. Ach — und ich habe ihn auch noch auf ein Pferd gesetzt — ich Dummkopf!«
    »Pferd ist vielleicht etwas geprahlt!« brummte Schmuser. »Neben dieser Scheppertonne bin ich elegant wie ein Araberhengst! Ich werde sie jagen. In mir steckt das Feuer eines Rennpferdes! Donito, warum hörst du auf, mich zu streicheln? Leg deine Wange an meinen Kopf!«
    »Genauso stelle ich mir ein Rennpferd vor!« Tura lachte. »Und ich schlage vor, daß wir jetzt schlafen gehen. Morgen werde ich Junker Hohlkopf aufspüren, und dann kann Schmuser ihn auf die Hörner nehmen, wenn ihn nicht der erstbeste Bauer schon mit dem Dreschflegel erschlagen hat.«
    Don Blech teilte diese Zuversicht nicht. Er spürte das Geheimnisvolle, Geisterhafte des Vorganges. Deshalb beriet er noch in der gleichen Nacht lange und ausführlich mit seinen Gefährten. Don Blech rechnete mit einer langen, vielleicht sogar gefahrvollen Reise. Und während der Vogel Tura am nächsten Morgen ausflog, um Junker Hohlkopf zu suchen, arbeiteten Don Blech, Knofus Knofonius und der eilig zu Hilfe herbeigeholte Dorfschmied den ganzen Tag an einem

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