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Don Blech und der Goldene Junker

Don Blech und der Goldene Junker

Titel: Don Blech und der Goldene Junker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Blech wurde von schweren Träumen geplagt. Er sah sich unter tausend Schmetterlingen ein Blutbad anrichten, er hörte ein Seeungeheuer über Zahnschmerzen klagen und sollte von drolligen kleinen Wesen zu ihrem König gemacht werden.
    Von sanften Trompetentönen wurde er geweckt. Donito blies ganz leise ein Morgenlied.
    Don Blech kramte den Kompaß aus der Tasche seiner Pluderhose — und bald waren sie wieder unterwegs, nach Norden. Dort lag das Meer. Und in diesem Meer, gut zweihundert Meter unter seiner Oberfläche, befanden sich Junker Hohlkopf und Scheppertonne.
    Die beiden waren, wie es sich für gewöhnliches Messingblech gehört, untergegangen, samt Federbusch und Schweif, samt Schild und Spieß.

    Noch immer war Junker Hohlkopf in die Zügel verwickelt. Sie sanken mal kopfüber, mal kopfunter, sie drehten sich umeinander. Sie befanden sich leidlich wohl. Das Blech war kühl geworden, und Blitz und Donner, Sturm und Regen gab es hier unten nicht. Jeder gewöhnliche Mensch wäre ertrunken und jedes gewöhnliche Pferd ebenfalls, aber für diese beiden hohlen Blechgefäße war es nicht wichtig, ob sie sich in der Luft oder im Wasser befanden.
    Sie sanken einfach still hinab, das heißt — ihr Sinken wurde immer langsamer, je tiefer sie kamen. Und schließlich hörte es ganz auf. Hier war das Wasser etwa so schwer wie ihre Blechkörper. Und außerdem waren in den Ausbuchtungen ein paar Luftblasen hängengeblieben. Deren Auftrieb hielt sie in der Schwebe. Die Fische schwammen neugierig an sie heran.
    Als Junker Hohlkopf spürte, daß die Abwärtsfahrt aufgehört hatte, versuchte er mit Händen und Füßen zu paddeln. Er begann zu kreisen. Er zog sich am Zügel zu Scheppertonne heran. Er bekam den Sattel zwischen die Schenkel — hü-har! Das Roß strampelte, bewegte Kopf und Schweif — und so gelangten sie gemeinsam in eine aufrechte Stellung.
    Das war schon weniger unwürdig! »Hoho!« grölte Junker Hohlkopf. »Her mit dem nächsten Fisch. Ich will ihm den Bauch aufschlitzen. Ich beginne einfach mit der Eroberung der Meere und verschiebe die Unterwerfung der Erde auf später.« »Mir ist es recht!« meinte Scheppertonne. »Hier unten in dieser blaugrünen Halle... «
    »Du meinst die See!«
    »Wie du willst. Jedenfalls spüre ich hier dein Gewicht kaum. Und das ist angenehm!«

Der Seefalter

    Der Wagen rumpelte über holprige Waldwege. Es war ein hübscher Morgen. Aber Don Blech schaute betrübt von Busch zu Busch, überall sah er Waldschmetterlinge, die er jetzt nicht zeichnen konnte. Als sie später ein freies Feld erreichten, eine Hügellandschaft, die sich von Kuppe zu Kuppe zum Meer hinabschwang, befürchtete Don Blech, wieder von aufgebrachten Bauern empfangen zu werden. Aber alles war friedlich. Hier hatte Junker Hohlkopf niemanden belästigt. Über diese Hügel war er im Sturmwind hinweggeweht.
    »Seltsam!« brummte Don Blech. »Dieser Friede-! Aber ich traue ihm nicht!«
    Tura schlug vor, einen Vogel nach Junker Hohlkopf zu fragen.
    Er schwang sich in die Luft und kehrte bald darauf mit einer Krähe zurück, die wirklich vom Blechritter berichten konnte.
    »Oh«, meinte Donito. »Wie schade, daß Junker Hohlkopf auf dem Meeresgrund liegt und wir nach Hause fahren können!«
    »Wir kehren nicht eher um«, sagte Don Blech, »als bis ich die Blechrüstung wieder in meiner Truhe eingesperrt habe oder ich von den Fischen erfahre, daß Junker Hohlkopf unschädlich eingeklemmt zwischen Korallenriffen sitzt. Möge er zur Wohnung einer ganzen Familie von Krabben werden! — Hü-har!«
    Es gibt keine Küste auf der Welt ohne Häfen, Städte und Fischerdörfer. Don Blech fand also ein Fischerdorf und kutschierte hinein.
    Ein alter Fischer verkaufte Don Blech seinen Fischkutter. Er verkaufte ihm auch noch ein Fischnetz, das zwar schon einige Löcher hatte, aber für Don Blech noch ganz gut zu gebrauchen war. Der alte Fischkutter hatte ein großes Segel, das an einem hohen Mast aufgezogen wurde. Auf dem Mast befand sich ein Ausguck. Es war ein brauchbarer Fischkutter — gerade groß genug, um den Tonnenwagen, Schmuser, Don Blech und Donito aufzunehmen. Tura brauchte nicht viel Platz.
    Don Blech taufte das Schiff Seefalter. Der Name wurde mit Ölfarbe auf den Bug gemalt.
    Die Fischer schoben den Wagen über dicke Planken an Bord. Dann setzte Don Blech das Segel.
    Schon lange hatte er sich gewünscht, einmal eine Schiffsreise zu machen. Nun stand er im Heck, hielt das Steuerruder, schaute auf den Kompaß und ließ

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