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Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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schwamm ein großes, aus Brettern zusammengesetztes Floß — im Schilf. Es sah aus wie eine Holztür. Damit war wohl der grässliche Ritter gekommen? Morsch und zerlöchert war das Gefährt...
    Und dann blickte er hinaus, bis hin zum Horizont, bis in die Unendlichkeit, die ihn nun bald aufnehmen sollte. Und da sah er etwas... nein, zwei Etwasse... ein buntes und ein helles Segel.
    Das waren zwei Boote, wirklich, zwei Segelboote, und das war so selten wie erregend. Seit Wattelsgedenken hatte hier kein Segelboot mehr angelegt. Kam noch ein Held, ein Held mit seinem ganzen Gefolge? Wollte noch jemand den Regen besiegen und Watteia erringen? Kam es womöglich zu einem Kampf zwischen zwei — oder gar drei — Bewerbern? Oder drohte der Stadt ein ganz anderes Unheil?
    War er nun nicht zu einem letzten Dienst verpflichtet, musste er nicht vor seinem Tode noch einmal in die Stadt zurückkehren, das Ereignis melden, die Bürger und Wattemutter warnen.
    Oder war es nicht besser, die Lebenden sich selbst zu überlassen und sich ins Wasser zu stürzen — vorher? Unschlüssig stand er da und starrte...
    Wie ahnungslos war man doch im Wattepalast:
    Stolz führte Watteia da ihren tropfenden Helden zu Wattemutter, mochte der Obereinpuderer noch so sehr die Hände ringen. Und stolz meldete der goldene Junker: »Der Regen ist vernichtet! Ich habe ihn in die Flucht geschlagen!«
    »Und wird er nie mehr zurückkommen?«, fragte Wattemutter.
    »Er wird es nicht wagen!«
    »Nie mehr?« Wattemutters Stimme klang fast so, als ob ihr das Leid täte.
    »Jetzt erinnere ich Euch an Euer Versprechen. Watteia wird meine Frau. Ich werde sie heiraten!«
    »Ja, schnell, schnell!«, jubelte Watteia.
    »Langsam, langsam...«, rief die Mutter. Ihr war so unbehaglich zu Mute. Die beiden waren so verschieden.
    Der goldene Junker aber stimmte Watteia zu: »Sofort!« Und das Kinnreff klappte, wie wenn eine Mausefalle zuschnappt.
    Wattemutter rang die Hände. »Sofort ist unmöglich!«, sagte sie. »Man heiratet nicht ohne angemessene Brautzeit. Das wäre gegen die Sitte. Die Vorbereitungen der Feier brauchen lange, das Festzelt muss geschmückt werden....«
    »Mit Watte?«, fragte Junker Hohlkopf höhnisch.
    Glücklicherweise verstand Wattemutter seine Frechheit nicht. Junker Hohlkopf klopfte drohend auf seine Brust. »In einer Woche, in acht Tagen — und keine Stunde länger — ist Hochzeit!«
    Ängstlich schaute Wattemutter ihn an. »So rasch... da kann ich ja nicht einmal Gäste einladen...«
    »Keine Gäste!«, sagte Junker Hohlkopf. Und dabei blieb er.
    »O Wattel, Wattel«, seufzte Wattemutter. Ihr war sehr übel. Sie musste sich in ihre Schlafdose zurückziehen. Und dadurch gingen natürlich wieder kostbare Stunden verloren.

Eine Begegnung

    Im Wattepalast also drängte Junker Hohlkopf zur Eile. Dafür näherten sich die zwei Segelschiffe in qualvoller Langsamkeit. Es wehte kein Wind — man nennt so etwas eine Flaute.
    Das eine Segelboot hieß Seefalter, das andere König Wididniks Drache.
    Manchmal war ein großer, besonders schöner Schmetterling vor ihnen hergeflattert. Dann war ihm Don Blech selig gefolgt, blindlings, gleichgültig wohin der Falter flog. Und trotzdem kamen sie nach Wattelland? Wer weiß, vielleicht deswegen.

    Als endlich eine frische Brise auflebte, wurden sie ans Ufer getrieben, in die stille Bucht, dorthin, wo Klein-Wattoneon eben noch die Welt verlassen wollte. Im Augenblick dachte er nicht daran. Er war hinter einen Busch geschlüpft, um die Ankunft der Gäste zu beobachten.
    Die Boote rauschten ins Schilf. Don Blech und Paprikel sprangen heraus, sie banden die Taue um Baumstämme. Nun lagen die Segler fest. Donito und der Hadnik holten die Segel ein. Tura flatterte von der Mastspitze auf einen Baum, der Stier Schmuser kletterte über Bord. Und plötzlich rauschte hinter den Booten das Meer auf, als ob ihm ein Wassergeist entsteige. Nassi hieß das Ungetüm. Und sogleich stellte es fest: »Hier sieht es sehr nach Leckereien aus.«

    Ja, wo so viele Früchte wachsen, muss es auch süßes Obst geben und vielleicht noch anderes Zuckerzeug. Klein-Wattoneon spitzte die Ohren. Seine Augen wurden kugelrund. Für einen Augenblick vergaß er allen Kummer. Eine Gestalt wie Nassi hatte er noch nie gesehen.
    Don Blech trug seine rote Pumphose mit der blauen Schärpe, daher erinnerte er nicht — wie sonst so oft — an den goldenen Junker. Und das Ross Scheppertonne — vielmehr die leblosen Teile des Pferdes — ruhten,

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