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Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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verborgen unter Tauen und Segeltuch, in der Mitte des einen Bootes.
    Paprikel legte sein Gesicht in gelehrte und wissensdurstige Falten. Er meinte: »Ich gäbe etwas darum, wenn ich wüsste, wo wir uns befinden.«
    Das hätte ihm Klein-Wattoneon zwar sagen können, er hütete sich aber, aus seiner Verborgenheit hervorzutreten.
    »Nun, es ist sehr hübsch hier!«, krähte Tura. Für einen Vogel, und wohl nicht nur für einen solchen, war Wattelland sicher ein besonders schöner Ort! Ein Baumwipfel am anderen, einer grüner und blühender als der andere, dazu die Baumwollpflanzen mit ihren Samenhaaren, dazu die duftenden Blumen...
    Donito wanderte suchend herum. Er entdeckte die wacklige Anschlagtafel. Erst fand er den Türflügel am Ufer, morsch und zerspalten. Er betrachtete ihn und murmelte: »Merkwürdig, er kommt mir bekannt vor. Woher nur? Von hier ist er bestimmt nicht. Er muss angeschwemmt worden sein.« Und dann, immer noch grübelnd, war er weitergegangen und an die Tafel gekommen. Was er las, erstaunte ihn. Er vergaß darüber die Tür im Wasser und genauso vergaßen bald darauf Don Blech und Paprikel alle anderen Dinge, die sie beschäftigt hatten. Zunächst erschien ihnen der Text zu unwahrscheinlich. Dann aber zerbrachen sie sich die Köpfe darüber, wer etwas so Törichtes verfasst haben könnte.
    »Ein Narr oder ein Dummkopf!«, sagte Paprikel. »Denn dass man den Regen nicht besiegen kann, weiß doch jedes Kind. Ich glaube, es soll ein Witz sein!«
    Da zuckte Klein-Wattoneon zusammen. Am liebsten wäre er jetzt hinter dem Busch hervorgesprungen und hätte gerufen: »Ich habe auch versucht, den Regen zu besiegen, bin ich vielleicht ein Dummkopf? Und ein Witz war das auch nicht — ich habe es am eigenen Leibe erfahren und erlitten. Und wenn ihr nicht gekommen wäret, hätte ich mein Leben schon beendet deswegen und ich schwämme als lebloser Wattel auf einer Schaumkrone, uhuuu...«
    »Da schluchzt doch jemand«, Donito hob den Zeigefinger.
    »Hat er eine Zuckertüte?«, fragte Nassi.
    »Hier ist aber niemand«, versicherte Tura. Der Vogel war zwar dicht über Klein-Wattoneon hinweggestrichen, hatte ihn aber für einen wattigen Strauch gehalten — für eine Pflanze, die er nicht kannte.
    Ja, und das fand Klein-Wattoneon kränkend: nicht bemerkt zu werden! War er schon dem Regen unterlegen, von Watteia verschmäht; wollte er schon mit dem Dasein Schluss machen und hatte er auch sein Handwerkszeug weggeräumt... gleichwohl sollte man ihn am Ende seines Lebens nicht für niemanden halten. Da war es schon besser, sich noch einmal als Held zu erweisen. Er kroch durch die Zweige und sagte — leicht zitternd — »Guten Tag.«
    »Ach, seht mal, da ist ja doch jemand«, rief Don Blech. Er kratzte sich hinten am Hals, so seltsam fand er sein Gegenüber.
    »Allerdings bin ich jemand!«, antwortete Klein-Wattoneon. Er reckte sich, so gut er konnte. Don Blech flößte ihm Vertrauen ein. »Ich bin schon jemand — obwohl ich es nicht mehr lange sein werde.«
    »Oh, halt die Luft an!«, japste der Hadnik. Er stieg ein wenig in die Höhe, um sich den wattigen Gesellen näher anzusehen und vor allem: von oben.
    Klein-Wattoneon sah das mit Freude. Dass einer emporschweben konnte, machte ihn noch sicherer. Der goldene Junker hatte es jedenfalls nicht gekonnt.
    »Auf unserer Reise lernen wir die sonderbarsten Leute kennen«, stellte Don Blech fest. Und das stimmte ja, denn sowohl die Gurkonier als auch die Didniks waren nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Donito nickte. Er hätte gern einen Trompetenstoß in den Himmel geschickt. Aber er ließ es lieber, wusste er doch nicht, wen er damit alles anlocken mochte.
    Don Blech verstand es, Klein-Wattoneon immer zutraulicher zu machen. So zutraulich, dass er ihm bald sein trauriges Schicksal erzählte: Liebe, Kampf und Niederlage des städtischen Fädcheneinsammlers und Fusselaufklaubers. Und als er geendet hatte, da wussten die Ankömmlinge, dass sie am Ziel der Reise waren.
    Don Blech schnäuzte sich mit Entschiedenheit die Nase, er war sehr gerührt. Dann reichte er Klein-Wattoneon die Hand und sagte: »Sei getrost, mein Freund, und verschiebe dein freiwilliges Ende noch. Jetzt sind wir hier, um deinem lügnerischen Nebenbuhler das böse Handwerk zu legen und Watteia vor dem größten Fehler ihres Lebens zu bewahren.«
    Rosarot färbten sich da die Wattespitzen Klein-Wattoneons und vor Glück stieg er sanft empor. Er sah aus wie eine winzige Abendwolke, die so nahe

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