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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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sah, dachte ich mir, daß er so naß nicht gut radfahren könne, und so bin ich auf den Gedanken gekommen, mit den beiden Fahrrädern zurückzukehren.»
    «Das war ein sehr netter Gedanke, Don Camillo», stimmte Christus zu, schaute aber sehr ernst drein.
    Peppone klopfte im Morgengrauen an die Tür des Pfarrhauses. Er war durch und durch naß, und Don Camillo fragte ihn, ob es denn draußen regne.
    «Nebel», antwortete Peppone zähneknirschend. «Kann ich mein Fahrrad haben?»
    «Ja, richtig, stell dir vor, es ist hier.»
    Peppone prüfte das Fahrrad. «Kommt Ihnen nicht vor, als ob auf dem Rahmen eine Maschinenpistole angebracht gewesen wäre?»
    Don Camillo breitete lächelnd die Arme aus. «Maschinenpistole? Was ist denn das?»
    «Ich», sagte Peppone, schon wieder in der Türe, «ich habe in meinem Leben nur einen einzigen Fehler gemacht. Daß ich Ihnen nämlich Knallerbsen an die Glocken gebunden habe. Ich hätte eine halbe Tonne Dynamit anbinden sollen.»
    «Irren ist menschlich», bemerkte Don Camillo.

DIE ABENDSCHULE
    Eine Gruppe maskierter Männer schlich vorsichtig über die Felder. Es war sehr finster, aber alle kannten jeden Fußbreit Bodens und kamen mit sicheren Schritten vorwärts. Sie gelangten bis zu einem kleinen, einsamen Haus, eine halbe Meile vom Dorf entfernt, und schwangen sich über den Gartenzaun.
    Durch die Jalousien eines Fensters im ersten Stock drang ein wenig Licht.
    «Alles in Ordnung», murmelte Peppone, der die kleine Expedition befehligte. «Sie ist noch wach. Das Unternehmen ist gelungen. Klopf du, Spiccio!»
    Ein großer und knochiger Mann mit entschiedenem Gesicht trat nach vorn und klopfte einige Male an die Tür.
    «Wer ist da?» fragte drinnen eine Stimme.
    «Scartazzini», erwiderte der Mann.
    Einen Augenblick später ging die Türe auf, und es erschien eine Alte mit Haaren, die weiß waren wie Schnee. Sie hielt eine Laterne in der Hand. Die anderen traten auch aus dem Schatten hervor und kamen zur Tür.
    «Wer sind alle diese Leute?» fragte die Alte mißtrauisch.
    «Sie gehören zu mir», erklärte Spiccio. «Alles Freunde. Wir haben über sehr wichtige Sachen zu reden.»
    Sie kamen alle in ein sauber gehaltenes Zimmer, zehn an der Zahl, und blieben stumm, verlegen und vermummt vor dem kleinen Tisch stehen, an den sich die Alte gesetzt hatte. Die Frau setzte die Brille auf und schaute die Gesichter an, soweit sie über den schwarzen Mänteln zu sehen waren.
    «Hm», murmelte sie. Sie kannte sie alle in- und auswendig, diese Typen. Sie war sechsundachtzig Jahre alt und hatte begonnen, das Abc in diesem Dorf zu lehren, als das Abc noch eine Sache der Städter war. Sie hatte die Väter, die Söhne und die Söhne der Söhne unterrichtet. Sie hatte die bedeutendsten Hinterteile des Dorfes oft ausgestaubt. Vor einiger Zeit hatte sie sich vom Unterricht zurückgezogen und lebte nunmehr allein in diesem abgelegenen Häuschen, hätte aber ruhig alle Türen unverriegelt lassen können, weil
    «Signora Cristina» ein nationales Denkmal war und niemand gewagt hätte, ihr den kleinen Finger zu krümmen.
    «Was gibt's denn?» fragte Signora Cristina.
    «Folgendes ist geschehen», erklärte Spiccio. «Wir haben Gemeindewahlen gehabt, und die Roten haben gesiegt.»
    «Böse Leute, diese Roten», kommentierte Signora Cristina.
    «Diese Roten, die gesiegt haben, sind wir», fuhr Spiccio fort.
    «Trotzdem böse Leute», beharrte Signora Cristina. «Im Jahre 1901 wollte jener Idiot von deinem Vater, daß ich das Kruzifix aus der Schule entferne.»
    «Alte Zeiten», sagte Spiccio. «Jetzt ist es anders!»
    «Das ist schon besser», murmelte die Alte. «Was ist also los?»
    «Los ist, daß wir gesiegt haben, im Gemeinderat aber auch eine Minderheit sitzt, zwei Schwarze.»
    «Schwarze?»
    «Ja, zwei Reaktionäre, Spiletti und Cavaliere Bignini ...»
    Signora Cristina kicherte: «Wenn ihr die Roten seid, dann werdet ihr durch diese anderen vor Ärger gelb werden. Stellt euch nur vor, was für Dummheiten ihr im Gemeinderat begehen und sagen werdet!»
    «Darum sind wir auch da», murmelte Spiccio. «Wir können nur zu Ihnen kommen, weil wir nur Ihnen vertrauen. Sie müssen uns helfen, natürlich gegen Bezahlung.»
    «Helfen?»
    «Hier ist der gesamte Gemeinderat. Wir werden am späten Abend über die Felder kommen, und Sie werden uns ein wenig unterrichten. Es handelt sich zum Beispiel um Berichte, die wir im Gemeinderat vorlesen sollen. Sie werden uns die Worte erklären, die wir nicht verstehen,

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