Don Camillo und Peppone
erinnerte sich Peppone des blitzartigen Faustschlages, der ihn vor der Taufe seines Kindes getroffen hatte, und zuckte mit den Achseln. «Wir wissen, wie das schon ist», murmelte er. «Die Ohrfeigen kommen und die Ohrfeigen gehen. Sie zirkulieren. Jedenfalls ist das eine andere Frage. Kurzum, es geschehen dunkle Dinge hierzulande. Eine schwarze Teufelsseele, ein Judas Ischariot, ein Giftzahn schleicht herum und immer, wenn wir auf unserer Parteitafel etwas mit meiner Unterschrift des Parteisekretärs aushängen, schreibt dieser Lump darunter: ‹Esel Peppone›!»
«Ist das alles?» rief Don Camillo aus. «Es kommt mir nicht tragisch vor.»
«Ich möchte sehen, ob Sie auch dann so denken würden, wenn Sie durch zwölf Wochen immer wieder auf der Kirchentafel ‹Esel Don Camillo›
geschrieben sähen?»
Don Camillo antwortete, dies sei ein schlechter Vergleich. Die Kirchentafel und die Parteitafel seien zwei verschiedene Dinge. Einen Priester Gottes Esel zu nennen, sei doch etwas anderes, als diesen Namen dem Chef einer Partei der Ungläubigen zu geben.
«Weißt du vielleicht, wer es war?» fragte er schließlich.
«Es ist besser, ich weiß es nicht», antwortete Peppone düster. «Wenn ich es wüßte, würde dieser Barabbas mit zwei nicht blauen, sondern schwarzen Augen, so schwarz wie seine Seele, herumlaufen. Schon zwölfmal macht er mir diesen Streich, dieser Gauner, und ich bin sicher, daß es immer derselbe ist, und ich möchte ihn jetzt warnen, daß meine Geduld am Ende ist. So kann er sich danach richten, denn jetzt weiß er: wenn ich ihn erwische, geschieht das Erdbeben von Messina. Deswegen lasse ich Manifeste drucken und klebe sie an allen Ecken auf, damit er und seine Bande gewarnt sind.»
Don Camillo zuckte mit den Achseln.
«Bin ich vielleicht eine Druckerei?» sagte er. «Was habe ich damit zu tun?
Geh zum Buchdrucker.»
«Schon gemacht», erklärte Peppone finster. «Da ich aber nicht will, daß mich Leute Esel nennen, sollten Sie den Abzug ein bißchen anschauen, bevor Barchini das Manifest in Druck gibt.»
«Barchini ist kein Lump. Wenn Fehler vorhanden waren, hätte er es dir gesagt.»
«Was noch!» höhnte Peppone. «Er ist ein Klerikaler ... Ich wollte sagen ein Reaktionär, schwarz wie seine Seele, und wenn er auch sähe, daß ich Herz mit
‹c› schreibe, würde er kein Wort sagen, nur um mich bloßzustellen.»
«Du hast aber deine Leute», erwiderte Don Camillo.
«Ich kann mir ja meine Manifeste nicht von meinen Untergebenen ausbessern lassen! Und dann ... Alle zusammen bringen sie vielleicht ein halbes Alphabet zustande!»
«Laß anschau'n», sagte Don Camillo. Peppone legte ihm den Abzug vor.
Don Camillo durchlas langsam die Zeilen.
«Kommt es dir nicht vor, daß der Ton etwas zu stark ist?»
«Stark!» schrie Peppone. «Er ist eine verfluchte Kanaille, ein solcher Lump, ein solch dreckiger Agent provocateur, daß man zwei Wörterbücher brauchte, um ihm zu sagen, was er verdient!»
Don Camillo nahm den Bleistift und besserte den Abzug sorgfältig aus.
«So, und jetzt schreibe selbst darüber mit Tinte die Korrektur», sagte er, nachdem er fertig war.
Peppone betrachtete traurig das von Bleistiftschrift bedeckte Blatt.
«Wenn ich nur bedenke, daß mir dieser Gauner Barchini gesagt hat, es sei alles in Ordnung ... Was schulde ich Ihnen, Hochwürden?»
«Nichts. Schau lieber, daß du dein Maul hältst. Ich lege keinen Wert darauf, daß man erfährt, ich arbeite für die kommunistische Parteipropaganda.»
«Ich werde Ihnen ein paar Eier schicken.»
Peppone ging. Don Camillo betrat die Kirche, um vor dem Schlafengehen noch einmal zu beten und Christus zu grüßen. «Danke, daß Du ihn zu mir geschickt hast.»
«Es ist das geringste, was ich für dich tun konnte», antwortete Christus lächelnd. «Wie war es denn?»
«Nicht gerade angenehm, aber alles in Ordnung. Er ahnt nicht einmal, daß ich es gestern abend war.»
«Ganz im Gegenteil, er weiß es ganz genau», erwiderte Christus. »Er weiß sehr gut, daß du es gewesen bist. Alle zwölfmal. Er hat dich sogar einige Male gesehen. Don Camillo, halte dich fest und überlege dir immer siebenmal, bevor du wieder ‹Esel Peppone› schreibst.»
«Wenn ich ausgehe, werde ich immer den Rotstift zu Hause lassen», versprach feierlich Don Camillo.
«Amen», sagte Christus lächelnd.
DIE VERFOLGUNG
Don Camillo hatte sich in einer Predigt über lokale Themen ein wenig gehen lassen. Er richtete einige ziemlich giftige
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