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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Pfeile an die Adresse «jener gewissen anderen», so daß am nächsten Abend, als er sich an den Glockenseilen zu schaffen machte, da der Glöckner irgendwo hingerufen worden war, die Hölle losging.
    Eine verlorene Seele hatte an den Glockenhämmern Knallerbsen angebracht Es entstand kein Schaden, aber ein fürchterlicher Krach, so daß einen fast der Schlag traf.
    Don Camillo verlor kein Wort darüber. Er hielt den abendlichen Gottesdienst in vollkommener Ruhe ab, und die Kirche war zum Bersten voll.
    Von «jenen gewissen anderen» fehlte nicht einer. Peppone saß in der ersten Reihe, und alle hatten sie so unschuldige Gesichter, daß selbst ein Heiliger darüber vor Wut hätte zerspringen müssen. Aber Don Camillo war groß im Einstecken; die Leute gingen enttäuscht nach Hause. Nachdem Don Camillo das Kirchentor geschlossen hatte, nahm er einen Mantel um und kniete vor dem Weggehen auf der ersten Altarstufe eilig nieder.
    «Don Camillo», sagte Christus vom Kreuze herunter, «laß ihn da!»
    «Ich verstehe nicht», wehrte sich Don Camillo.
    «Laß ihn da!»
    Don Camillo zog unter dem Mantel einen Stock hervor und legte ihn vor den Altar.
    «Schlimme Sache, Don Camillo.»
    «Jesu, er ist nicht etwa aus Eiche, nur aus Esche. Leicht und biegsam ...», rechtfertigte sich Don Camillo.
    «Geh ins Bett, Don Camillo, und denke nicht mehr an Peppone!»
    Don Camillo breitete resigniert die Arme aus und ging fiebernd ins Bett.
    Als am nächsten Abend Peppones Frau bei ihm erschien, sprang er aus dem Bett, als ob unter ihm eine Knallerbse explodiert wäre.
    «Don Camillo ...», fing die Frau an, die sehr aufgeregt zu sein schien. Doch Don Camillo unterbrach sie:
    «Weg von hier, Heidin!»
    «Don Camillo, lassen Sie diese Dummheiten! Der Unglückliche, der damals auf Peppone schoß, ist in Castellino. Man hat ihn freigelassen!»
    Don Camillo zündete sich eine Zigarre an.
    «Genossin, was geht denn das mich an? Habe ich vielleicht die Amnestie gewährt? Und übrigens, was geht das Ganze auch dich an?»
    Die Frau fing zu schreien an:
    «Es geht mich etwas an, da Leute zu Peppone gekommen sind und ihm das gesagt haben, und da sich Peppone sofort wie ein Verrückter auf den Weg nach Castellino gemacht hat. Er hat die Maschinenpistole mitgenommen.»
    «Also habt ihr doch versteckte Waffen? Nicht wahr?»
    «Don Camillo, lassen Sie die Politik in Ruhe. Verstehen Sie denn nicht?
    Peppone will ihn niederschießen! Wenn Sie mir nicht helfen, stürzt er sich und die Kinder ins Verderben!»
    Don Camillo lachte boshaft:
    «So wird er lernen, was es heißt, Knallerbsen an die Glocken zu binden. Im Zuchthaus möchte ich ihn sterben sehen. Hinaus aus dem Haus!»
    Drei Minuten später saß Don Camillo mit der hochgebundenen Soutane auf dem Rennrad, Marke «Wolsit», das dem Sohn des Sakristans gehörte, und fuhr mit allen Kräften nach Castellino.
    Es war herrlicher Mondschein, und so erblickte Don Camillo vier Kilometer vor Castellino einen Mann, der auf der Brüstung einer kleinen Brücke über dem Fossone saß. Er bremste ein wenig, weil man vorsichtig sein muß, wenn man nachts durch die Gegend fährt. Etwa zehn Meter vor der Brücke hielt er an und ergriff einen französischen Schlüssel, der zufällig in der Tasche war.
    «Junger Mann», fragte er, «haben Sie einen Dicken auf einem Fahrrad gesehen, der nach Castellino fuhr?»
    «Nein, Don Camillo», antwortete der andere ruhig.
    Don Camillo trat zu ihm.
    «Warst du schon in Castellino?» fragte er.
    «Nein, ich habe es mir überlegt. Es steht nicht dafür. Es war bestimmt meine dumme Frau, die Sie belästigt hat?»
    «Belästigt? Was heißt belästigt? Ein kleiner Spaziergang.»
    «Hm, das schaut gut aus, ein Priester auf dem Rad!» lachte ihn Peppone aus. Don Camillo ließ sich neben ihm nieder.
    «Mein Sohn, man muß darauf gefaßt sein, allerlei in dieser Welt zu erleben.»
    Eine knappe Stunde später war Don Camillo wieder zu Hause und ging, Christus einen kleinen Bericht zu erstatten. «Alles in Ordnung, so wie Du es mir nahegelegt hattest.»
    «Schön, Don Camillo. Sag mir aber, habe ich dir auch nahegelegt, ihn an den Beinen zu fassen und ins Wasser zu werfen?»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Wirklich, ich kann mich nicht mehr gut erinnern. Tatsache ist, dass es ihm nicht gefiel, einen Priester auf dem Rennrad zu sehen, und so habe ich ihm geholfen, nichts mehr zu sehen.»
    «Ich verstehe. Ist er schon zurück?»
    «Er wird bald kommen. Als ich ihn in den Graben fallen

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