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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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und so weiter. Wir wissen schon, was wir wollen, und wir würden diese ganze Poesie gar nicht brauchen, aber mit den zwei Kanaillen muß man so fein reden, wie man mit Gabelspitzen ißt. Ansonsten machen sie uns vor dem Volk lächerlich.»
    Signora Cristina nickte bedächtig. «Wenn ihr seinerzeit, anstatt solche Lausbuben zu sein, ein wenig mehr gelernt hättet, dann wäre jetzt ...»
    «Signora, es sind ja dreißig Jahre her ...»
    Signora Cristina legte ihre Brille zurecht und richtete sich auf, als ob sie um dreißig Jahre jünger geworden wäre. Auch die anderen wurden in diesem Moment um dreißig Jahre jünger.
    «Setzt euch!» sagte Signora Cristina. Und alle nahmen auf den Sesseln und Bänken Platz.
    Signora Cristina drehte den Docht in der Lampe höher und schaute sich noch einmal die zehn Gesichter an: Appell ohne Worte. Jedes Gesicht ein Name und die Erinnerung an eine Kindheit.
    Peppone saß in einer dunklen Ecke, halb abgewandt.
    Signora Cristina hob die Lampe höher. Sie stellte sie dann wieder auf den Tisch und hob einen knochigen Finger.
    «Du dort, schau, daß du weiterkommst!» sagte sie mit harter Stimme.
    Spiccio versuchte etwas zu sagen, Signora Cristina schüttelte den Kopf.
    «In meinem Hause darf sich Peppone nicht einmal auf einer Photographie zeigen», rief sie zornig. «Zu viele böse Streiche hast du mir gespielt, mein Söhnchen! Zu viele und zu starke. Hinaus und laß dich nicht mehr sehen!»
    Spiccio breitete verzweifelt die Arme aus.
    «Aber Signora Cristina, was sollen wir denn machen? Peppone ist ja Bürgermeister!»
    Signora Cristina stand auf, zog drohend eine lange Rute heraus.
    «Bürgermeister hin, Bürgermeister her, hinaus oder du bekommst solche Prügel, daß dir hinten keine Haut mehr bleibt.»
    Peppone stand auf. «Hab' ich euch nicht gesagt», sagte er beim Hinausgehen, «ich hab' ihr zuviel angetan.»

    «Und erinnere dich, daß du dieses Haus niemals betreten darfst, wenn du auch eines Tages Unterrichtsminister wirst!» drohte Signora Cristina und setzte sich wieder. «Esel!»
    In der leeren und nur von zwei Altarkerzen beleuchteten Kirche war Don Camillo gerade im Begriff, mit dem Christus vom großen Kruzifix zu plaudern. «Der Gedanke liegt mir fern, Deine Absichten und Pläne zu kritisieren», beschloß er eine längere Rede. «Ich hätte aber doch nicht erlaubt, daß ein Peppone Bürgermeister wird, mit einem Gemeinderat, in dem nur zwei Personen richtig lesen und schreiben können.»
    «Die Bildung ist nicht das Wichtigste, Don Camillo», antwortete lächelnd Christus. «Was wichtig ist, sind die Gedanken. Die schönen Reden führen zu nichts, wenn hinter den schönen Worten keine praktischen und wahren Ideen stehen. Bevor wir diese Leute verurteilen, lassen wir sie zeigen, was sie können.»
    «Sehr richtig», stimmte Don Camillo zu. «Ich habe das lediglich deshalb gesagt, weil ich im Falle eines Sieges der Liste des Rechtsanwalts bereits das Versprechen in der Tasche gehabt hätte, daß unser Kirchturm repariert wird.
    Jedenfalls, wenn der Turm zusammenfällt, wird im Dorf um so eher ein herrliches ‹Haus des Volkes› entstehen, mit einem Tanzsaal und Ausschank für Alkohol, mit Sälen für Glücksspiele, mit einer Varietébühne ...»
    «Und mit einem Käfig für Giftschlangen wie Don Camillo», schloß Christus.
    Don Camillo ließ den Kopf hängen. Es tat ihm leid, daß er so boshaft war; Dann hob er den Kopf wieder.
    «Du beurteilst mich schlecht», sagte er. «Du weißt, was für mich eine Zigarre bedeutet. Na gut, bitte schön: das ist die einzige Zigarre, die ich besitze. Und schau, was ich damit mache!»
    Er zog eine Zigarre aus der Tasche und zerkrümelte sie in seiner enormen Pranke.
    «Bravo!» sagte Christus. «Bravo, Don Camillo! Ich nehme deine Buße entgegen. Zeig mir jetzt aber, daß du die Krümel wegwirfst, weil du imstande wärest, sie in die Tasche zu stecken und dann in der Pfeife zu rauchen.»
    «Aber ... Wir sind ja in der Kirche», protestierte Don Camillo.
    «Mach dir nichts draus, Don Camillo. Wirf den Tabak dort in die Ecke.»
    Don Camillo gehorchte unter dem zustimmenden und gnädigen Blick Christi. Und schau, in diesem Augenblick hörte man an der Tür der Sakristei klopfen und Peppone trat ein.
    «Guten Abend, Herr Bürgermeister», rief Don Camillo ehrerbietig.
    «Hören Sie einmal zu», sagte Peppone. «Wenn ein Christ im Zweifel ist über etwas, was er getan hat, und zu Ihnen kommt, um es Ihnen zu erzählen, und Sie sehen, worin

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