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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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höhnisch. Er verneinte mit dem Kopf und machte Zeichen mit der Hand, daß es ein Kinntreffer war.
    «Nein!» brüllte Peppone verzweifelt, während die Menge in Aufruhr war, «alle haben es gesehen! Zuerst hast du ihm einen Tiefschlag versetzt und während er sich vor Schmerzen gekrümmt hat, hast du ihn an das Kinn getroffen! Es gilt nicht!» Der Provinzchampion zuckte grinsend die Achseln.
    Inzwischen hatte der Schiedsrichter bis zehn gezählt und war gerade im Begriff, die Hand des Siegers zu erheben, als die Tragödie begann.
    Peppone warf den Hut ab und war mit einem Sprung im Ring. Mit geballten Fäusten ging er auf den Provinzchampion los. «Ich werde dir schon zeigen!» brüllte Peppone.
    «Schlag ihn nieder, Peppone!» schrie die Menge wie verrückt. Der Boxer nahm Kampfstellung ein und Peppone stürzte sich auf ihn wie ein Panzer und legte los. Peppone war aber zu wütend, um Vorsicht zu üben, so daß der andere seinem Schlag leicht auswich und ihm einen Geraden auf das Kinn versetzte. Es war ihm nicht schwer, genau und mächtig zu treffen, weil Peppone unbeweglich und völlig ungedeckt dastand, und es war, als ob man auf einen Sack Sägespäne schlagen würde. Peppone fiel wie ein Felsblock und die Menge überlief eine Welle der Verzweiflung, die allen das Wort nahm.
    Und da, während der Provinzchampion mitleidig lächelnd den auf dem Boden ausgestreckten Riesen anschaut, stößt die Menge ein entsetzliches Gebrüll aus: ein Mann steigt in den Ring. Er nimmt nicht einmal seinen nassen Regenmantel und die Mütze ab. Er faßt zwei Boxhandschuhe, die in einer Ringecke liegen, er steckt die Hände hinein, ohne überhaupt die Handschuhe zuzubinden, nimmt Kampfstellung vor dem Champion ein und versetzt ihm eine regelrechte Ohrfeige.
    Der Bundeschampion weicht natürlich aus, kann aber nicht erwidern, weil der andere gedeckt ist. Es handelt sich darum, einige Sekunden zu gewinnen.
    Er tänzelt um den Mann, der sich darauf beschränkt, sich langsam und vorsichtig zu drehen, und läßt im gegebenen Moment einen fürchterlichen Geraden vom Stapel. Der andere hat sich nicht einmal gerührt; mit der Linken wehrt er ab und mit der Rechten schießt er auf den Unterkiefer mit einem so verfluchten Faustschlag, daß ihn der Champion «à la Schlafwagen» empfängt; das heißt, daß er unterwegs einschlummert und bereits schlafend den Boden erreicht.
    Die Leute werden verrückt.
    Der Glöckner brachte die Nachricht ins Pfarrhaus und Don Camillo mußte aus dem Bett, um ihm aufzumachen, weil der Sakristan verrückt zu sein schien und bestimmt geplatzt wäre, wenn er ihm nicht alles von A bis Z erzählt hätte.
    Don Camillo stieg hinunter, um Christus Bericht zu erstatten. «Also?»
    fragte Christus. «Wie war's?»
    «Ein Heidenskandal, ein schandhaftes Schauspiel der Unordnung und einer unvorstellbaren Unmoralität!»
    «So wie damals der Lynchversuch an deinem Schiedsrichter?» erkundigte sich Christus gleichgültig. Don Camillo lachte.
    «Ach was, Schiedsrichter! In der zweiten Runde fiel Peppones Champion wie ein Kartoffelsack zu Boden. Dann stieg Peppone persönlich in den Ring und begann sich mit dem Sieger zu schlagen. Natürlich ist er stark wie ein Stier, aber ein solcher Hohlkopf, daß er in geschlossener Linie angreift, wie die Zulukaffern oder die Russen, und der andere versetzt ihm einen Geraden auf das Kinn und bringt ihn zur Strecke.»
    «So hat seine Sektion zwei Niederlagen erlitten.»
    «Jawohl, zwei seine Sektion und eine der Provinzbund der Partei», grinste Don Camillo. «Es ist noch nicht aus! Kaum war Peppone auf dem Boden, da springt schon ein anderer in den Ring. Anscheinend einer von jenen, die aus den benachbarten Gemeinden gekommen sind: ein Mordskerl mit Bart und Schnurrbart, und der nimmt Kampfstellung ein und haut dem Bundeschampion eine runter.»
    «Und dieser weicht aus und erwidert; und schließlich wird auch der Mann mit dem Bart auf den Boden gestreckt, um dieses rohe Schauspiel zu vervollständigen», unterbrach Christus.
    «Nein! Der Mann ist gedeckt wie eine Stahlkasse. Da beginnt der Bundeschampion herumzutänzeln, um den anderen irre zu führen! Und auf einmal, zack! versetzt er ihm einen Geraden mit der Rechten. Und ich wehre mit der Linken ab und treffe ihn blitzartig mit der Rechten. Da liegt er schon im Ring!»
    «Was hast du damit zu tun?»
    «Ich verstehe nicht.»
    «Du hast gesagt: ‹Ich wehre mit der Linken ab und treffe ihn blitzartig mit der Rechten.›»
    «Ich weiß

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