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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Zigarre an.
    «Jenen von der Uferhütte?» sagte er ruhig. «Nanu, alte Geschichte, eine Geschichte mit politischen Hintergründen, fällt unter die Nachkriegsamnestie.
    Was quälst du dich heute noch damit? Du bist mit dem Gesetz im reinen.»
    Biondo zuckte mit den Achseln.
    «Ich pfeife auf die Amnestie», sagte er wütend. «Jede Nacht, kaum ist es finster, spüre ich ihn neben meinem Bett. Ich verstehe nicht, was mit mir los ist!» Don Camillo blies ruhig den blauen Rauch seiner Zigarre.
    «Das macht ja nichts, Biondo», antwortete er lächelnd. «Die Sache ist einfach: schlafe bei Licht.»
    Biondo sprang auf.
    «Sie können jenen Idioten Peppone zum besten halten, nicht mich», rief er zornig aus.
    Don Camillo schüttelte den Kopf.
    «Erstens ist Peppone kein Idiot, zweitens kann ich für dich nicht mehr tun.»
    «Wenn ich Kerzen kaufen soll oder etwas für die Kirche geben, zahle ich», schrie Biondo. «Sie müssen mich lossprechen. Übrigens bin ich mit dem Gesetz in Ordnung!»
    «Darüber sind wir uns einig, mein Sohn», sagte Don Camillo. «Es ist nur ein Pech, daß die Amnestie für das Gewissen nicht gilt. Bei uns ist noch immer das alte System in Kraft. Vor der Absolution ist zuerst die Reue notwendig, dann muß man zeigen, daß man tatsächlich bereut hat, und muß sich später so verhalten, daß man die Verzeihung verdient. Es dauert eine Weile.»
    Biondo schlug mit der Faust auf den Tisch, hellauflachend.
    «Bereuen? Bereuen, daß ich jenen beseitigt habe? Es tut mir leid, daß es nur einer war!»
    «Von diesen Dingen weiß ich fast nichts. Außerdem, wenn dir dein Gewissen sagt, daß du gut getan hast, dann ist die Sache in Ordnung», sagte Don Camillo, schlug ein Buch auf und stellte es vor Biondo. «Schau, wir haben sehr genaue Vorschriften, die für die politischen Beweggründe keine Ausnahme kennen. Fünftens: Du sollst nicht töten. Siebentes: Du sollst nicht stehlen.»
    «Was soll denn das?» fragte Biondo mit verhaltener Stimme.
    «Nichts, gar nichts», beruhigte ihn Don Camillo. «Mir war nur, als hättest du gesagt, du habest ihn erschlagen, um sein Geld an dich zu nehmen, und die Politik sei nur ein Vorwand gewesen.»
    «Ich habe es nicht gesagt!» schrie Biondo und zog die Pistole wieder heraus.
    Sie war auf Don Camillos Gesicht gerichtet. «Ich habe es nicht gesagt, es ist aber wahr! Es ist wahr, und wenn Sie es wagen, irgend jemandem etwas davon zu sagen, erschieße ich Sie!»
    «Wir pflegen solche Dinge nicht einmal Gottvater zu erzählen», beruhigte ihn Don Camillo. «Er weiß es ohnedies.»
    Biondo schien beruhigt zu sein. Er machte die Faust auf und schaute die Pistole an.
    «Dummkopf», rief er lachend aus, «ich habe nicht einmal bemerkt, daß sie gesichert war.»
    Er entsicherte und repetierte.
    «Don Camillo», sagte Biondo mit merkwürdiger Stimme. «Ich bin es satt, jenen ständig zu sehen, neben meinem Bett. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder die Absolution, oder ich erschieße dich!»
    Die Pistole zitterte in seiner Hand und Don Camillo erbleichte und schaute Biondo in die Augen.
    «Jesu», sagte Don Camillo zu sich, «dieser Hund ist tollwütig geworden und wird schießen. Eine Vergebung der Sünden unter solchen Umständen ist ungültig. Was soll ich tun?»
    «Wenn du Angst hast, sprich ihn los», antwortete die Stimme Christi.
    Don Camillo kreuzte die Arme auf der Brust.
    «Nein, Biondo», sagte Don Camillo.
    Biondo preßte die Zähne zusammen.
    «Don Camillo, sprechen Sie mich los, oder ich schieße!»
    «Nein!»
    Biondo zog den Hahn ab, und der Hahn knackte. Der Schuß ging aber nicht los. Dann ließ aber Don Camillo einen Schuß los, und seine Faust traf ins Ziel, weil Don Camillos Pfoten nie steckenblieben.
    Hierauf rannte er in den Turm hinauf und läutete um elf Uhr nachts zwanzig Minuten lang. Alle Leute dachten, Don Camillo sei verrückt geworden, alle, außer Christus vom Hauptaltar, der lächelte, und Biondo, der wie ein Wahnsinniger über die Felder bis zum Flußufer lief und im Begriffe war, sich in das schwarze Wasser zu stürzen; das Glockengeläute erreichte ihn und hielt ihn zurück.
    Biondo ging langsam heim, weil er etwas wie eine für ihn völlig neue Stimme hörte. Und das war das wahre Wunder, weil eine Pistole, die plötzlich versagt, eine Sache von dieser Welt ist, während ein Priester, der um elf Uhr nachts seine Glocken läutet, eine Sache der anderen Welt ist.

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    La Grande war ein Besitz ohne Ende, sein Stall enthielt

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