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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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hundert Kühe, es war eine Dampfkäserei da, ein Obstgarten und so weiter. Alles gehörte dem alten Pasotti, der allein in der Badia lebte und über ein ganzes Heer von Knechten herrschte.
    Eines Tages begann es unter den Knechten zu gären, und sie begaben sich alle unter Peppones Führung nach Badia, und der alte Pasotti gewährte ihnen vom Fenster aus eine Audienz.
    «Gottes Blitz treffe euch alle!» schrie Pasotti, indem er den Kopf durch das Fenster steckte, «ist es in diesem schmutzigen Lande nicht mehr Sitte, Ehrenmänner in Ruhe zu lassen.»
    «Die Ehrenmänner schon», antwortete Peppone, «die Ausbeuter aber, die den Arbeitern nicht gönnen, was ihnen von Rechts wegen gebührt, solche Leute – nein!»
    «Recht ist für mich, was vom Gesetz vorgeschrieben ist», erwiderte Pasotti.
    «Und mit dem Gesetz bin ich in Ordnung.»
    Daraufhin sagte Peppone, entweder werde Pasotti einer Lohnerhöhung zustimmen, oder es werden sich die Arbeiter auf der Grande der Arbeit enthalten.
    «Und Ihre hundert Kühe werden Sie selbst füttern!» schloß Peppone.
    «Gut», antwortete Pasotti. Und nachdem er das Fenster zugemacht hatte, ging er, den unterbrochenen Schlaf fortzusetzen.
    So begann der Streik auf der Grande, eine von Peppone persönlich organisierte Angelegenheit, mit Streikposten, Wachen, Kurieren, Absperrungen. Die Türen und die Fenster des Stalles wurden vernagelt und versiegelt.
    Am ersten Tag muhten die Kühe, weil man sie nicht gemolken hatte. Am zweiten Tag muhten sie, weil man sie nicht gemolken hatte und weil sie Hunger hatten, und am dritten Tag kam noch der Durst hinzu und man hörte das Muhen bis zur Grenze der Gemeinde. Da kam Pasottis alte Magd aus dem Dienstboteneingang der Badia und erklärte den Streikwachen, daß sie in den Ort gehe, um in der Apotheke Desinfektionsmittel zu kaufen.
    «Mein Herr hat gesagt, er will nicht vom Gestank, den die Kühe machen werden, wenn sie einmal aus Hunger krepieren, an Cholera erkranken.»
    Das veranlaßte die ältesten Knechte, die seit fünfzig Jahren bei Pasotti arbeiteten, zum Kopfschütteln, weil sie wußten, daß Pasotti ein Hartkopf war, härter als Fels. Da griff Peppone persönlich mit seinem Stab und mit seinen Leuten ein und sagte: «Sollte jemand den Mut haben, sich dem Stall zu nähern, wird er als ein Verräter des Vaterlandes behandelt.»
    Gegen Abend des vierten Tages kam Giacomo, ein alter Kuhhirte von Grande, in die Pfarrei. «Eine Kuh muß kalben und brüllt so, daß einem das Herz bricht, und sicher wird sie verrecken, wenn ihr niemand hilft. Wenn sich aber jemand an den Stall heranmacht, brechen ihm die anderen die Knochen.»
    Don Camillo kniete an der Balustrade vor dem Hauptaltar nieder. «Jesu», sagte er zum gekreuzigten Christus, «halte mich auf oder ich mache den Marsch auf Rom!»
    «Beruhige dich, Don Camillo», ermahnte ihn sanft Christus. «Mit Gewalt kann man nichts erreichen. Man muß die Leute durch Vernunftgründe beruhigen, nicht mit Gewaltakten zur Verzweiflung bringen.»
    «Richtig», seufzte Don Camillo. «Man muß die Leute zur Vernunft bringen.
    Es ist nur schade, daß – während man sich bemüht, diese zur Vernunft zu bringen – die Kühe krepieren.»
    Christus lächelte. «Wenn wir mit Gewalt, die wieder eine andere Gewalt hervorruft, hundert Tiere retten, einen Menschen aber verlieren, und wenn wir durch Überzeugen hundert Tiere verlieren, den Verlust eines einzigen Menschen aber vermeiden, was ist deiner Meinung nach dann besser, die Gewalt oder die Überzeugung?»
    Don Camillo, der anscheinend auf den Gedanken des Marsches auf Rom nicht verzichten wollte (so empört war er), schüttelte den Kopf.
    «Du, Jesu, verdrehst die Frage: es handelt sich hier nicht um hundert Tiere!
    Es handelt sich um das öffentliche Gut. Der Tod von hundert Tieren stellt nicht nur einen einfachen Schaden für diesen Starrkopf Pasotti dar, es stellt einen Schaden für alle dar, für die Guten und für die Bösen. Und es kann solche Auswirkungen zeitigen, daß die gegenwärtigen Zwistigkeiten noch erbitterter werden und ein Zusammenstoß entsteht, der dann statt einem zwanzig Tote ergibt.»
    Christus war nicht dieser Meinung. «Wenn du durch Überlegen heute einen Toten vermeidest, warum könntest du nicht morgen durch Überlegen zwanzig Tote vermeiden? Don Camillo, hast du denn den Glauben verloren?»
    Don Camillo ging ein wenig aus, er wollte durch die Felder spazieren, weil er aufgeregt war, und so plötzlich, wie durch Zufall, hörte

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