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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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nicht, wieso ich so etwas sagen konnte.»
    Christus schüttelte den Kopf.
    «Vielleicht warst du der Mann, der den Champion erledigte?»
    «Mir kommt es nicht so vor», antwortete ernst Don Camillo. «Ich habe weder einen Bart noch einen Schnurrbart.»
    «Man könnte auch falsche tragen, so daß die Leute nicht darauf kommen, daß ihr Priester am Schauspiel zweier Männer, die sich öffentlich mit Fäusten schlagen, Gefallen findet!»
    Don Camillo breitete die Arme aus.
    «Jesu, alles ist möglich: man muß damit rechnen, daß auch Priester aus Fleisch sind.»
    Christus seufzte.
    «Wir rechnen damit. Wir rechnen aber auch damit, daß die Priester, wenn auch aus Fleisch und Blut, es niemals vergessen dürfen, daß sie auch einen Verstand haben. Und wenn sich so ein Priester aus Fleisch verkleidet, um einem Boxmatch beizuwohnen, müßte ihn der Priester mit Verstand davon abhalten, selbst ein Schauspiel der Gewalttätigkeit zu bieten.»

    Don Camillo schüttelte den Kopf. «Richtig. Man müßte aber damit rechnen, daß Priester außer aus Fleisch und Verstand noch aus etwas bestehen. Und wenn dieses gewisse Etwas sieht, daß der Bürgermeister niedergeschlagen am Boden liegt, vor allen seinen Bürgern, von einem Straßenkehrer aus der Stadt zur Strecke gebracht, der Tiefschläge versetzt (eine Sache, die nach der Rache Gottes schreit), dann übermannt dieses gewisse Etwas den Priester aus Fleisch und den Priester mit Verstand und zwingt ihn, in den Ring zu steigen.»
    Christus schüttelte den Kopf. «Du willst damit sagen, daß ich damit rechnen müßte, daß die Priester auch ein Herz haben.»
    «Um Himmels willen», rief Don Camillo, «ich würde es mir niemals erlauben, Dir Ratschläge zu erteilen. Ich kann Dir jedenfalls sagen, daß niemand weiß, wer der Mann mit dem Bart war.»
    «Gut, nicht einmal ich weiß es», antwortete Christus seufzend. «Sag mir aber doch, was ‹Punching-Ball› heißt!»
    «Meine Kenntnisse der englischen Sprache sind nicht größer geworden, Herr», antwortete Don Camillo.
    «Verzichten wir also darauf, das jemals zu erfahren», sagte Christus lächelnd. «Im Grunde genommen ist die Bildung manchmal eher schlecht als gut. Auf Wiedersehen, du Bundeschampion.»

NÄCHTLICHES GLOCKENSPIEL

    Seit einiger Zeit spürte Don Camillo, daß ihn zwei Augen verfolgten. Wenn er auf der Straße ging oder durch die Felder wanderte und sich plötzlich umschaute, sah er niemanden, war aber sicher, daß er – hätte er gesucht, hinter der Hecke oder im Buschwerk – die Augen und den Rest gefunden hätte.
    Als er abends einige Male ein Geräusch an seiner Haustür hörte, ging er hinaus und erblickte im Zwielicht einen Schatten.
    «Laß ihn nur», antwortete Christus vom Hauptaltar, als ihn Don Camillo um Rat fragte. «Ein Augenpaar hat noch niemandem etwas Böses getan.»
    «Man müßte aber wissen, ob die Augen allein herumgehen oder in Gesellschaft eines dritten Auges, das zum Beispiel von Kaliber neun wäre», seufzte Don Camillo. «Es ist eine Kleinigkeit, aber von Bedeutung.»
    «Nichts kann ein ruhiges Gewissen erschüttern, Don Camillo.»
    «Ich weiß, Jesu», seufzte wieder Don Camillo. «Die Schwierigkeit liegt lediglich darin, daß Leute, die sich so benehmen, nicht auf das Gewissen, sondern zwischen die Schultern schießen.»
    Trotzdem tat Don Camillo nichts, und so verging wieder eine Zeit, bis er eines Abends spät allein im Hause war und las, als er plötzlich die Augen wieder auf sich gerichtet fühlte.
    Es waren tatsächlich drei. Als er langsam sein Haupt erhob, erblickte Don Camillo zuerst das schwarze Auge einer Pistole und dann die Augen Biondos.
    «Soll ich die Arme heben?» fragte Don Camillo ruhig.
    «Ich tu Ihnen nichts», antwortete Biondo und steckte die Pistole in die Rocktasche. «Ich habe nur Angst gehabt, daß Sie sich fürchten, wenn Sie mich plötzlich da sehen, und daß Sie zu schreien anfangen.»
    «Ich verstehe», erwiderte Don Camillo. «Daran hast du nicht gedacht, daß du dir das alles hättest ersparen können, wenn du schön ruhig an der Türe geklopft hättest?» Biondo antwortete nicht und lehnte sich an den Fensterrahmen. Dann drehte er sich plötzlich um und setzte sich vor Don Camillo an den Tisch. Sein Haar war in Unordnung, die Augen lagen tief in den Höhlen, auf der Stirne stand ihm der Schweiß.
    «Don Camillo», sagte Biondo zwischen den Zähnen hervor, «jenen in der Uferhütte habe ich ins Jenseits geschickt.»
    Don Camillo zündete sich eine

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