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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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gewissen Unruhe sahen, denn sie hatten das Gefühl, manchen dieser amerikanischen Elitesoldaten genau in der Schusslinie zu stehen, und – was schlimmer war – diese Tatsache schien den Amerikanern nichts auszumachen. Die Mannschaften von FBI und CIA standen schweigend in ihre Mäntel gehüllt da; sie wirkten wie ein einziger, finsterer Skorpion, der nur darauf wartet, dass sich der Gegner bewegt, um zuzustechen. Kretschmer und der Bürgermeister hatten sich ein Stück hinterdie vorderste Linie zurückgezogen und standen erhöht auf dem Burgbrunnen, um alles genau beobachten zu können. Jeder starrte gebannt auf die große Tür, die in die Burg führte.
    Nichts rührte sich.
    Von fern hörte man Sirenen von Feuerwehr und Krankenwagen. Die Bewohner der Stadt – soweit sie nicht schon vorher geweckt worden waren – betrachteten bestürzt den Trümmerhaufen, den diese Nacht hinterlassen hatte.
    Die Polizisten wagten nicht, sich zu bewegen. Alles hielt den Atem an.
    Auf einmal kam ein Geräusch aus der Burg. Man hörte, wie etwas gegen die Tür stieß. Finger krümmten sich um Abzüge. Gewehrkolben wurden an Schultern gehoben. Scharfe Augen visierten das Tor durch Zielfernrohre an. Minenwerfer wurden ein letztes Mal nachjustiert.
    Plötzlich torkelten drei Männer über den Burghof und kamen auf den Bürgermeister zu. Einer brüllte in kehligem Deutsch: »Ah, Cherr Bürrrgerrrmeister. Spielt ihr immer noch Rritter?«
    Der Bürgermeister starrte ihn mit einem Ausdruck totaler Verblüffung an. Der Betrunkene, der mittlerweile nah herangekommen war, reichte eine Hand herauf.
    »Pawel Chruschtschow, Cherr Bürrrgerrmeister, errrinnerrn Sie sich nicht, die russische Delegation?«
    Aus den Reihen der Marines ertönte ein angstvoller Schrei: »Das sind Russen! Schießt, Leute, schießt!«
    »Nicht!«, schrie der Bürgermeister und duckte sich hinter Kretschmer, der sich seinerseits hinter dem Bürgermeister zu verstecken suchte. Die Russen brüllten vor Lachen. Die Marines, jahrzehntelang in wilder, animalischer Furcht vor den Russen geschult, begriffen nun, was psychologische Kriegsführung bedeutet. Diese Russen lachten. Sie schossen, was ihre Gewehre hergaben, und diese Russen lachten noch immer. Kalte Furcht vor der Fremdheit dieser Menschen schlich in ihr Herz und lähmte ihre Arme. Der Lärm der Schüsse wurdedünner. Chruschtschow, Weiß und Jenewgij klatschten begeistert in die Hände.
    »Ihr Deutschen verrstäht zu schpielen!«, sagte Weiß bewundernd und stimmte wieder in das trunkene Gelächter seiner Freunde ein. »Und alles fürrr uns! Grroßarrrtig! Wirrr werrrden berrrichten dacheim!«
    Noch lauter wurde das Lachen, und der erste Marine warf enerviert seine Waffe weg und kam mit erhobenen Händen aus der Reihe. Jenewgji erlitt einen Lachkrampf. Weiß wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und Chruschtschow applaudierte begeistert, als nach und nach alle Marines mit erhobenen Händen vortraten.
    Kretschmer erhob sich geistesgegenwärtig.
    »Ihr Trottel!«, sagte er kalt. »Geht zurück auf eure Plätze!«
    Sein Befehl verhallte ungehört. Die Marines starrten angstvoll auf die drei Russen, die sich lachend auf dem Boden wälzten, sich aneinanderklammerten und immer wieder in Lachen und Kichern ausbrachen.
    In dem Augenblick öffnete sich das Tor und die Terroristen kamen heraus; Christoph an der Spitze.
    »Ist ja gut«, murrte er. »Es reicht jetzt mit Schießen. Wir kommen schon«, und blickte dann völlig entgeistert auf eine Hundertschaft Marines, die mit erhobenen Händen vor ihm stand.
    Pfarrer Friedrich bedeckte mit gefesselten Händen die Augen. Hinter Christoph kam Bébé, dann Gilead, dann kamen Fernando und Kathrin, die Spanier, die Azteken und schließlich, als einsamer Nachzügler, Hutzi, der seinen Hometrainer mit sich schleppte.
    Wieder war Schweigen. Noch immer rührte sich keiner der Männer im Burghof.
    Dann brüllte Kretschmer: »Zu den Waffen, aber sofort!«, und hundert Marines rannten, so schnell sie konnten, zu ihren Gewehren zurück. Chruschtschow, Weiß und Jenewgij hatten Kathrin entdeckt, kamen auf sie zu, schüttelten ihr, die völlig konsterniert dastand, begeistert die Hand und torkelten dann über den Burghof fort in den dünnen Nebel, um mit der zerstörten Stadt zu spielen.
    »Und jetzt?«, fragte Christoph bemüht kühl. »Sollen wir uns irgendwie aufstellen?«
    »An die Mauer!«, zischte der Bürgermeister böse. »Stellt euch alle an die Mauer. Mit dem Rücken zur

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