Don Fernando erbt Amerika
zu.
»Da!«, rief er. »Mein Degen!«
»Danke!«, schrie Bébé zurück, aber Esteban war schon fort. Die Tür schloss sich. Dann öffnete sie sich wieder und Quetzal schaute heraus.
»Da fehlt noch einer«, sagte er, aber da kam Hutzi schon auf seinem Rennrad über den weiten Platz gerast. Er hatte jemanden auf dem Gepäckständer.
»Komme direkt aus Europa«, sagte er ruhig atmend. »Aber ich habe mich bisschen in der Zeit verschätzt, weil ich jemanden mitgenommen habe.«
»Mrs. President!«, murmelten Bébé und Christoph und verneigten sich leicht vor Hillary, die eilig die Stufen hochkletterte. Hutzi nahm sein Fahrrad auseinander und stieg ebenfalls zur Luke hoch.
»Tschüs!«, sagte er und verschwand.
Die Luke schloss sich. Bébé und Christoph wichen in einen nahen Unterstand zurück. Dann zündeten die Triebwerke, und die Rakete war in einem Nu fort. Nur noch ein weißer Kondensstreifen hielt sich lange am blauen Himmel.
»Hey!«, sagte Bébé und stieß Christoph in die Seite. »Gehen wir Kaffee trinken?«
»Immer, Alter«, sagte Christoph tapfer.
33
Vier Wochen später kamen Christoph und Bébé – zurück in Nürnberg – deprimiert von einem weiteren erfolglosen Versuch eines Autokaufs heim. Der Wagen, ein Mercedes, hatte sich plötzlich und ohne Fremdeinwirkung auf den Rücken gelegt und war einfach langsam geschmolzen. Mittlerweile hasste Bébé die U-Bahn aus ganzem Herzen. Als sie die Treppe hochstiegen, hörten sie Lärm aus ihrer Wohnung.
»Wie?«, schrie jemand. »Ich hab das wohl falsch verstanden! Du hast diesen Wein nicht bei Aldi gekauft, oder? Wir sind die reichsten Spanier der Welt, Mann!«
»Madre de Dios!«, kam eine Stimme zurück. »Lass mich in Ruhe!«
Bébé und Christoph sahen einander an. Ein breites Grinsen zog ihre Mundwinkel unwiderstehlich auseinander.
»Hähä!«, sagte Bébé fröhlich.
Christoph nickte eifrig. Und dann schlossen sie die Tür auf und erfuhren von einer Menge aufgeregter Azteken und Spanier, dass Siron ein todlangweiliger Planet sei, auf dem es nicht einmal Wale gab. Sogar Gilead war wieder mit zurückgekommen. Hillary hingegen war geblieben, was kein Verlust war, wie neben ihrem Mann auch die anderen fanden. Es sah nun ganz danach aus, als würde Nürnberg in den nächsten zehntausend Jahren eine Menge Spaß haben.
Und sie fingen gleich mit dem Spaß an. Zu sehr später Stunde klingelte es an der Türe. Esteban ging hin.
»Ja?«, fragte er höflich.
»Hey, Spaghetti«, sagte die fettige Stimme des Exbürgermeisters. »Ist das euer Raumschiff da in der Einfahrt?«
EWALD ARENZ, geboren 1965 in Nürnberg, wurde für sein literarisches Werk unter anderem mit dem Bayerischen Staatsförderpreis ausgezeichnet. Im ars vivendi verlag erschienen bisher seine erfolgreichen Romane Der Teezauberer (2002), Die Erfindung des Gustav Lichtenberg (2004), Der Duft von Schokolade (2007), Ehrlich & Söhne (2009), der historische Kriminalroman Das Diamantenmädchen (2011) sowie mehrere Bände mit hu mor vollen Kurzgeschichten.
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