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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Hutzi hatte seinen Hometrainer mitgebracht und wollte ihn eben im Hof der Burg aufstellen, als Fernando sagte:
    »Wir ziehen uns in den Rittersaal zurück.«
    »Hier ist nachts aber alles geschlossen«, wandte Christoph ein. Bébé lachte kurz auf und wies auf Estebans Degen. Und so zog diese seltsame Mischung aus Rittern, Azteken, Physikern und Journalistinnen, Norwegern und Rockgitarristen wie ein bunter Zug Wahnsinniger in die Nürnberger Burg ein – die erste Streitmacht in der Nürnberger Geschichte, der es gelungen war, die Burg zu erobern.
    Im Rittersaal angelangt, machten sie es sich bequem. Christoph sah auf die Uhr.
    »Es ist Montag«, sagte er zu Fernando, »Zeit, Erik anzurufen.«
    Fernando nickte und sah sich zögernd um.
    Ein seltsames Gefühl beschlich ihn.
    Das Gefühl hatte einen Namen.
    Es hieß: »Extreme, nicht überbietbare, historisch einmalige und typisch männliche Dämlichkeit!«
    Dann fragte er unsicher: »Hat vielleicht zufällig jemand ein Telefon dabei?«

 28 
    Erik tat alles, um seine Nerven zu beruhigen. Was er aus seinen geheimen Quellen aus dem Pentagon gehört hatte, war dazu nicht geeignet. Ganz im Gegenteil. Es war eher so, als säße man im Flugzeug und glaubte, man flöge mit Qantas , und in Wirklichkeit ist es eine russische Tupolev. Er häutete die Robbe fertig und bemerkte dabei, dass seine Hände zu zittern angefangen hatten. Und dann fasste er einen Entschluss und ging hinein, um einen seiner politischen Freunde im Außenministerium anzurufen, den er einmal bei einer peinlichen Drogensache, an der auch leichte Mädchen und eine DVD-Sammlung aller Staffeln von DSDS beteiligt gewesen waren, erfolgreich verteidigt hatte. Der Mann schuldete ihm noch etwas. Wie hieß er doch gleich? Erik sah in seinem Telefonbuch nach:
    »Westerhold. Westermann. Wester– ah. Da steht’s!«
    Er nahm das Telefon heraus und wählte.
    Vor der Burg sammelte sich die militärische und polizeiliche Elite Nürnbergs, Bayerns und Amerikas. In dieser Reihenfolge. Alle waren da: Kretschmer, der Bürgermeister, Köberlein, das FBI und der CIA.
    »Sie sind also da drin, ja? Diese ganze Terroristenbande! Spanier, Neger, Arbeitslose und Musiker?«
    In des Bürgermeisters Stimme lag so viel Hass, dass man eine mittlere Kleinstadt für ein Jahr damit hätte versorgen können.
    »Ja!«, bestätigte Kretschmer militärisch knapp. »Wir holen sie jetzt da raus!«
    »Wozu die Mühe?«, fragte der Bürgermeister hämisch. »Werft einfach eine Bombe durchs Fenster!«
    »Äh, Augenblick mal«, meldete sich Köberlein, der das Gefühl hatte, es sei an der Zeit, an die Polizeimethoden der Gegenwart zu erinnern. »Normalerweise spricht man mit den Terroristen, bevor man sie angreift. Manchmal ergeben sie sich.«
    »Halten Sie die Klappe, Köberlein«, sagten der Bürgermeister und Kretschmer gleichzeitig. Die Amerikaner sagten etwas, das Köberlein nicht verstand, dessen Ton ihm jedoch die Schamröte ins Gesicht trieb.
    ›Na gut‹, dachte er, ›dann geh ich eben zum Polizeipsychologen. Die brauchen ihn sowieso nicht. Vielleicht hat er ja ein Croissant bei sich.‹ Er zog sich verwirrt aus der vordersten Frontlinie zurück. Die anderen standen am Fuße der Burgmauer und sahen zum Turm hinauf.
    »Nicht ganz einfach, da ranzukommen«, sagte Kretschmer. Johnson begann, ihm seine Strategie zu erklären. Sie beinhaltete den Einsatz einer taktischen Atomwaffe und wurde deshalb vom Bürgermeister abgelehnt, weil er eine gewisse Sentimentalität für die Burg als Gebäude hegte. Er schlug im Gegenzug vor, alle Kräfte zusammenzuziehen und die Burg einfach wie in alten Zeiten zu stürmen. Als den Mannschaften diese Idee vorgetragen wurde, stieß sie, außer bei den Marines, auf keine große Begeisterung. Alle diese Männer hatten schon eine Menge Ritterfilme gesehen. Sie hatten das dumpfe Gefühl, dass bei dem Kampf um eine Burg der eindeutig bessere Standort oben ist. Wenn man nämlich von unten kommt, werfen die Leute oben oft sehr unangenehme Sachen herunter. Plötzlich war von heißem Öl die Rede. Nur einer der Polizisten konnte sich dafür begeistern, und der war von der Gemeinschaft im Augenblick ausgeschlossen, weil er noch an Physiker glaubte.
    Trotzdem setzte sich der Bürgermeister durch. Die Angreifer setzten sich in Marsch. Mittlerweile war es fünf Uhr morgens geworden. Es war kalt und dunkel, und als die Polizisten und Soldaten eng aneinandergedrängt den Weg zum Innenhof hinaufgingen, hatten sie alle ein

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