Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
31. Dezember 1964
»Jetzt, da du ein bißchen mehr über das Teufelskraut und den Rauch weißt, kannst du besser beurteilen, ob du das eine oder den anderen lieber magst««, sagte Don Juan.
»Der Rauch erschreckt mich wirklich, Don Juan. Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe kein Gefühl dabei.«
»Du magst Schmeichelei, und das Teufelskraut schmeichelt dir-. Wie eine Frau gibt es dir ein gutes Gefühl. Der Rauch jedoch ist die erhabenste Macht, er hat das reinste Herz. Er verführt die Männer nicht oder macht sie zu Gefangenen, noch liebt oder haßt er. Er verlangt nichts außer Kraft. Das Teufelskraut verlangt auch Kraft, aber eine andere Art. Es ist mehr wie die Stärke gegenüber den Frauen. Die Stärke jedoch, die der Rauch verlangt, ist die Stärke des Herzens. Du hast sie nicht! Aber sehr wenige Männer haben sie. Darum rate ich dir, mehr über den Rauch zu lernen. Er gibt dem Herzen Kraft. Er ist nicht wie das Teufelskraut voller Leidenschaft, Eifersucht und Gewalt. Der Rauch ist beständig. Du brauchst dir keine Sorgen darum zu machen, irgendwann etwas zu vergessen.«
Mittwoch, 27Januar 1965
Am Dienstag dem 19. Januar, rauchte ich wieder die haHuznogene Mixtur. Ich hatte Don Juan gesagt, daß ich mich vor dem Rauch fürchtete und daß er mich erschreckte. Er sagte, ich müsse ihn wieder versuchen, um ihn gerecht beurteilen zu können. Wir gingen in sein Zimmer.. Es war fast zwei Uhr nachmittags. Er holte die Pfeife heraus. Ich brachte die Holzkohlen, dann saßen wir uns gegenüber. Er sagte, er würde die Pfeife erwärmen und sie erwecken, und wenn ich genau zusehen würde, könne ich sie glimmen sehen. Er nahm die Pfeife drei- oder viermal an die Lippen und sog an ihr. Er rieb sie zärtlich. Plötzlich nickte er fast unmerklich, um mir zu zeigen, ich solle jetzt dem Erwachen der Pfeife zusehen. Ich beobachtete sie, aber ich konnte es nicht sehen.
Er gab mir die Pfeife. Ich füllte den Pfeifenkqpf mit meiner eigenen Mixtur, und dann hob ich ein brennendes Stück Holzkohle mit einer Art Wäscheklammer auf, die ich mir dafür aufgehoben hatte. Don Juan sah auf meine Pinzette und begann zu lachen. Ich zögerte einen Moment, und die Holzkohle klemmte in der Pinzette. Ich hatte Angst, sie gegen den Pfeifenkopf zu klopfen, und ich mußte auf die Holzkohle spucken, um sie auszumachen.
Don Juan drehte seinen Kopf zur Seite und bedeckte sein Gesicht mit dem Arm. Sein Körper schüttelte sich. Einen Augenblick lang glaubte ich, er weine, aber er lachte still vor sich hin. Es trat eine lange Pause ein, dann hob er selbst schnell ein Stück Holzkohle auf, legte es in den Pfeifenkopf und forderte mich zum Rauchen auf. Es verlangte erhebliche Anstrengung, an der Mixtur zu ziehen, sie schien sehr fest zu sein. Nach dem ersten Versuch glaubte ich, das feine Pulver in meinen Mund gesogen zu haben. Es betäubte meinen Mund augenblicklich. Ich sah das Glimmen im Pfeiferkqpf, aber ich empfand den Rauch nicht so, wie man Zigarettenrauch schmeckt. Und doch hatte ich das Gefühl, etwas zu inhalieren, etwas, das zuerst meine Lunge füllte und dann hinunterdrang, um meinen ganzen Körper zu füllen. Ich zählte zwanzig Züge, und dann war mir das Zählen nicht länger wichtig Ich begann zu schwitzen; Don Juan sah mich unverwandt an; ich solle keine Angst haben, sagte er, und ihm genau folgen. Ich versuchte, »ja, gut« zu sagen, aber statt dessen machte ich ein unheimlich heulendes Geräusch. Es hallte wider, nachdem ich meinen Mund geschlossen hatte. Das Geräusch überraschte Don Juan, der einen neuen Lachanfall bekam. Ich wollte mit meinem Kopf »oja« nicken, aber ich konnte mich nicht bewegen. Don Juan öffnete sanft meine Hände und nahm mir die Pfeife weg. Er forderte mich auf, auf dem Boden zu liegen, aber nicht einzuschlafen. Ich fragte mich, ob er mir beim Hinlegen helfen würde, aber er tat es nicht. Er starrte mich nur ununterbrochen an. Ganz plötzlich sah ich den Raum stürzen, und auf der Seite liegend sah ich Don Juan. Von da an verschwammen die Bilder seltsam wie in einem Traum. Ich kann mich undeutlich erinnern, wie Don Juan sehr viel mit mir sprach, während ich unbeweglich saß.
Ich empfand weder Angst noch Unbehagen in diesem Zustand, mir war auch nicht schlecht, als ich am nächsten Tag erwachte. Das einzig Ungewöhnliche war, daß ich längere Zeit, nachdem ich aufgewacht war, nicht klar denken konnte. Dann wurde ich allmählich innerhalb von vier oder fünfStunden langsam wieder ich
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