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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Kopflast verschwunden wäre und ich frei springen körnte. Dann sagte er mir, ich hätte meinen Kopf zur Größe eines Krähenkopfes verringert und müsse nun umherlaufen und springen, bis ich meine Starre verloren hätte.
    Bevor ich fliegen könnte, hätte ich noch eine letzte Sache zu ändern, sagte er. Es sei die schwierigste Veränderung, und um sie auszuführen, müßte ich gut zuhören und genau tun, was er mir sagte. Ich müßte lernen, wie eine Krähe zu sehen. Er sagte, daß mein Mund und meine Nase zwischen meinen Augen wachsen würden, bis ich einen starken Schnabel hätte. Er sagte, daß Krähen starr zur Seite sehen, und ich müßte mein  Kopf drehen und ihn mit einem Auge anblicken. Er sagte, wenn ich wechseln und mit dem anderen Auge sehen wollte, müßte ich meinen Schnabel schütteln, und durch diese Bewegung könnte ich mit dem anderen Auge sehen. Ich mußte von einem Auge zum anderen wechseln. Und dann sagte er, ich sei bereit zu fliegen, und um loszufliegen, müßte ich mich von ihm in die Luft werfen lassen.
    Ich hatte überhaupt keine Schwierigkeiten, zu jeder seiner Aufforderungen die entsprechenden Empfindungen auszulösen. Ich nahm das Wachsen der Vogelbeine wahr, die zuerst schwach und wacklig waren. Ich merkte einen Schwanz aus meinem Nacken und Flügel aus meinen Wangenknochen wachsen. Die Flügel waren eng gefaltet. Ich fühlte sie allmählich herauskommen. Der Vorgang war anstrengend, aber nicht schmerzhaft. Dann blinzelte ich meinen Kopf zur Größe einer Krähe. Aber die erstaunlichste Wirkung vollbrachten meine Augen Meine Augen sahen wie Vogelaugen!
    Als mich Don Juan aufforderte, einen Schnabel wachsen zu lassen, hatte ich das bedrückende Gefühl von Atemnot. Dann schwoll etwas heraus und bildete einen Klotz vor mir. Aber erst als Don Juan mich anwies, zur Seite zu blicken, waren meine Augen wirklich fähig, die seitliche Richtung voll zu erfassen. Ich konnte mit jedem Auge einzeln blinzeln und die Schärfeeinstellung von einem Auge aufs andere verlagern. Aber die Ansicht des Raumes und all der Dinge darin waren nicht wie eine gewöhnliche Ansicht. Es war jedoch unmöglich zu sagen, auf welche Weise sie sich von dieser unterschied. Vielleicht war sie schief, oder die  Dinge waren unscharf. Don Juan wurde sehr groß und leuchtete. Etwas an ihm war beruhigend und beschützend. Dann wurden die Bilder unscharf, sie verloren ihre Konturen und wurden scharfkonturierte abstrakte Muster, die eine Weile flimmerten.

Sonntag, 28. März 1965
    Am Donnerstag dem 18. März, rauchte ich wieder die halluzinogene Mixtur. Der einleitende Vorgang unterschied sich in geringen Einzelheiten. Ich mußte den Pfeifenkopf einmal nachfüllen. Nachdem ich die erste Füllung verbraucht hatte, mußte ich den Pfeifenkopf reinigen, aber Don Juan schüttete die Mixtur selbst in den Pfeifenkopf, denn ich konnte meine Muskelreaktionen nicht kontrollieren. Es strengte mich sehr an, meine Arme zu bewegen. In meinem Beutel war genug Mixtur für eine neue Füllung. Don Juan sah den Beutel an und sagte, dies sei bis zum nächsten Jahr mein letzter Versuch mit dem Rauch, denn ich hatte all meine Vorräte verbraucht.
    Er kehrte den kleinen Beutel um und schüttete den Staub auf die Schale mit den Holzkohlen. Es brannte leuchtend orange, so als hätte er ein Blatt transparenten Materials über die Holzkohlen gelegt. Das Blatt ging in Flammen auf und zerfiel dann in verschlungene Linienmuster. Etwas beschrieb mit großer Geschwindigkeit Zickzack-Linien. Don Juan bat mich, auf die Bewegungen der Linien zu achten. Ich sah etwas, das wie eine kleine Murmel aussah, die in dem glühenden Bereich hin- und herrollte. Er beugte sich vor, griff mit der Hand in die Glut, nahm die Murmel heraus und legte sie in den Pfeifenkopf. Ich mußte einen Zug machen. Ich hatte den deutlichen Eindruck, daß er die kleine Kugel in den Pfeifenkopf gelegt hatte, so daß ich sie einsaugen würde. In einem Augenblick verlor der Raum seine waagerechte Lage. Ich fühlte eine tiefe Erstarrung, ein Gefühl von Schwere.
    Als ich erwachte, lag ich mit dem Rücken auf dem Boden eines flachen Bewässerungsgrabens, bis zum Kinn im Wasser. Jemand hielt meinen Kopf hoch. Es war Don Juan. Mein erster Gedanke war, daß das Wasser in dem Kanal eine ungewöhnliche Eigenschaft hatte; es war kalt und schwer. Es schug leicht gegen mich und mit jeder seiner Bewegungen wurden meine Gedanken klarer. Zuerst hatte das Wasser einen hellen, grünen Lichtschein oder es

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