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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Bedingungen alles sinnlos ist. Du bist allein, ohne einen Führer, und du siehst erschreckende, unsinnige Dinge.«
    »Was meinst du mit >unsinnige Dingel?«
»Dinge, die wir allein sehen. Dinge, die wir sehen, wenn wir kein Ziel haben. Es bedeutet, daß das Teufelskraut versucht, dich loszuwerden und dich schließlich fortstoßen wird.«
»Kennst dujemanden, der das je erfahren hat?«
    »Ja. Ich habe es erfahren. Ohne die Weisheit der Eidechsen wäre ich wahnsinnig.«
    »Was hast du gesehen, Don Juan?«
    »Eine Menge Unsinn. Was hätte ich ohne Ziel sonst sehen können?«

Montag, 28. Dezember 1964
    »Du hast mir gesagt, Don Juan, daß das Teufelskraut die Menschen prüft: Was hast du damit gemeint?«
    »Das Teufelskraut ist wie eine Frau, und wie eine Frau schmeichelt es den Männern. An jeder Ecke stellt es ihnen Fallen auf Dir hat es eine gestellt, als es dich zwang, die Paste auf die Stirn zu reiben. Es wird dies wieder versuchen, und du wirst wahrscheinlich darauf hereinfallen. Ich warne dich davor. Nimm es nicht mit Leidenschaft; das Teufelskraut ist nur ein Weg zu den Geheimnissen eines Wissenden Es gibt andere Wege. Aber seine Falle besteht darin, dich glauben zu machen, sein Weg sei der einzige. Ich sage, es ist sinnlos, dein Leben auf einem Weg zu verschwenden, besonders wenn dieser Weg nicht ein Weg mit Herz ist.«
    »Aber wie weißt du, wann ein Weg nicht ein Weg mit Herz ist, Don Juan?«
    »Bevor du dich auf ihn begibst, stell dir die Frage: ist dies ein Weg mit Herz? Wenn die Antwort nein ist, wirst du es wissen, und dann mußt du einen anderen Weg wählen.«
»Aber wie werde ich mit Sicherheit wissen, ob es ein Weg mit Herz ist oder nicht?«
    »Jeder würde das wissen. Das Problem ist, es stellt niemand die Frage, und wenn ein Mann schließlich erkennt, daß er einen Weg genommen hat, der kein Weg ist, der Herz hat, ist der Weg bereit, ihn zu töten. An diesem Punkt können wenige Menschen innehalten, um nachzudenken und den Weg zu verlassen.«
»Wie soll ich vorgehen, um die Frage richtig zu stellen, Don Juan?«
    »Stell sie einfach.«
    »Ich meine, gibt es eine richtige Methode, so daß ich mich nicht belügen und glauben würde, die Antwort sei ja, wenn sie in Wirklichkeit nein ist?«
    »Warum solltest du lügen?«
    »Weil der Weg vielleicht in diesem Augenblick verführerisch und schön ist.«
    »Das ist Unsinn. Ein Weg der kein Herz hat, ist niemals schön. Du mußt hart arbeiten, um ihn auch nur einzuschlagen Andererseits ist ein Weg mit Herz sehr einfach; um ihn gerne zu haben, mußt du nicht arbeiten.« Don Juan wechselte plötzlich die Richtung des Gesprächs und sagte mir geradeheraus, er sei der Ansicht, daß ich das Teufelskraut mochte. Ich mußte zugeben, daß ich es zumindest vorzog Er fragte mich, was ich über seinen Verbündeten, den Rauch, empfand, und ich mußte ihm sagen, daß ich schon bei dem Gedanken daran vor Furcht außer mir sei.
    »Ich habe dir gesagt, daß du bei der Wahl des Weges frei von Furcht und Ehrgeiz sein mußt. Aber der Rauch macht dich blind vor Furcht und das
    Teufelskraut macht dich blind vor Ehrgeiz.« Ich wandte dagegen ein, man müsse, um überhaupt einen Weg einzuschlagen, ehrgeizig sein, und seine Behauptung, man müsse frei von Ehrgeiz sein, sei nicht einleuchtend. Ein Mensch müsse Ehrgeiz haben, um lernen zu können. »Das Verlangen zu lernen ist nicht Ehrgeiz«, sagte er. »Es ist unser Menschenschicksal, wissen zu wollen, aber das Teufelskraut zu suchen, bedeutet, auf die Macht zu setzen, und das ist Ehrgeiz; denn du setzt nicht darauf, um zu wissen. Laß dich nicht von dem Teufelskraut blenden. Es hat dich schon geködert. Es verführt Männer und gibt ihnen einen Geschmack der Macht, es gibt ihnen das Gefühl, Dinge tun zu können, die kein gewöhnlicher Mensch tun kann. Aber das ist seine Falle. Und als nächstes wird der Weg, der nicht der Weg mit Herz ist, sich gegen die Menschen wenden und sie zerstören. Es ist nicht viel nötig, um zu sterben, und den Tod zu suchen, heißt, nichts zu suchen.«
    1964 im Dezember gingen Don Juan und ich hinaus, um die verschiedenen Pflanzen zu sammeln, die zum Herstellen der Rauchmixtur gebraucht wurden. Es war der vierte Zyklus. Don Juan überwachte nur meine Handlungen. Er empfahl mir eindringlich, mir Zeit zu lassen, zu beobachten und zu überlegen; bevor ich irgendeine Pflanze pflückte. Sobald die Zutaten gesammelt und aufbewahrt waren, drängte er mich, seinen Verbündeten wieder zu treffen.

Donnerstag,

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