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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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nicht aufgetragen, diese Kuppel zu finden und immer erneut zu ihr zurückzukehren. Hätten sie das getan, dann wärst du jetzt nicht hier. Du wärst wie Eligio in der Kuppel dieser Vision. Du siehst also, Eligio ist nicht gestorben, wie ein Mann auf der Straße stirbt. Er ist einfach nicht von seinem Sprung zurückgekehrt.«
    Diese Behauptung erschütterte mich. Ich konnte die Erinnerung an meine so lebhafte Vision nicht beiseite schieben, aber aus irgendeinem Grund hatte ich Lust, mit Nestor eine Debatte anzufangen. Dieser ließ mir aber keine Zeit, etwas zu sagen. Er erinnerte mich an eine andere meiner Visionen, nämlich die vorletzte. Sie war die alptraumartigste von allen gewesen. Da wurde ich von einem seltsamen unheimlichen Geschöpf gejagt.
    Ich wußte, daß es da war, aber ich konnte es nicht sehen - nicht' weil es unsichtbar gewesen wäre, sondern weil die Welt, in der ich mich befand, so unglaublich fremdartig war, daß ich nicht unterscheiden konnte, was eigentlich was war. Aus welchen Elementen meine Vision sich zusammensetzen mochte - sie waren gewiß nicht von dieser Welt. Die gefühlsmäßige Beunruhigung, mich an einem solchen Ort zu befinden, peinigte mich unerträglich. Irgendwann begann die Fläche, auf der ich stand, zu beben. Ich spürte, daß sie unter meinen Füßen einbrach, und ich griff nach so etwas wie einem Ast - oder jedenfalls einem Anhängsel eines Dinges, das mich an einen Baum erinnerte, das waagerecht direkt über meinem Kopf hing. Sobald ich dieses Ding berührte, wickelte es sich um mein Handgelenk, als ob es von Nerven durchzogen wäre, die alles erfühlten. Ich spürte, wie ich in gewaltige Höhen gehoben wurde. Ich blickte hinunter und sah ein unglaubliches Tier; ich wußte, dies war das unheimliche Geschöpf, das mich verfolgt hatte. Es kam aus einer Oberfläche hervor, die wie der Boden aussah. Ich sah sein gewaltiges Maul sich wie eine Höhle öffnen. Ich hörte ein grauenhaftes, ganz und gar unirdisches Brüllen, dann so etwas wie ein schrilles metallisches Keuchen, und dann entwirrte sich der Tentakel, der mich gefangen gehalten hatte, und ich stürzte in dieses höhlenartige Maul. Ich sah alle Einzelheiten des Maules, in das ich stürzte. Dann schloß es sich, und ich war gefangen. Ich spürte einen plötzlichen Druck, der meinen Körper zerquetschte.
    »Du bist schon gestorben«, sagte Nestor. »Dieses Tier hat dich gefressen. Du bist über diese Welt hinausgegangen und hast das bare Grauen gefunden. Unser Leben und unser Tod sind nicht mehr und nicht weniger real als dein kurzes Leben an diesem Ort und dein Tod im Maul des Ungeheuers. Dieses Leben, das wir jetzt haben, ist nur eine lange Vision. Erkennst du das nicht?« Nervöse Krämpfe schüttelten meinen Körper. »Ich selbst bin nicht über diese Welt hinausgegangen«, fuhr er fort, »aber ich weiß, wovon ich rede. Ich habe keine Schrecken erfahren wie du. Ich tat nicht mehr als zehnmal Porfirio besuchen. Wäre es nach mir gegangen, dann wäre ich für immer dort geblieben, aber mein elfter Sprung war so gewaltig, daß er meine Richtung änderte. Ich spürte, daß ich über Porfirios Hütte hinausgeschossen war, und statt vor seiner Tür, fand ich mich in der Stadt wieder, ganz nah beim Haus eines Freundes von mir. Das kam mir spaßig vor. Ich wußte, daß ich zwischen Tonal und Nagual hin und her reiste. Niemand hatte mir gesagt, ob es mit diesen Reisen eine besondere Bewandtnis hatte. Daher wurde ich neugierig und beschieß, meinen Freund zu besuchen. Ich fragte mich, ob ich ihn wirklich sehen würde. Ich kam vor sein Haus und klopfte an die Tür, wie ich es unzählige Male getan hatte. Seine Frau ließ mich ein, wie sie es immer getan hatte, und natürlich war auch mein Freund zu Hause. Ich erzählte ihm, ich sei wegen Geschäften in der Stadt, und er zahlte mir sogar etwas Geld zurück, das er mir schuldete. Ich steckte das Geld ein. Ich wußte, daß mein Freund und seine Frau und sein Haus und das Geld und die Stadt eine Vision waren, genau wie Porfirios Hütte. Ich wußte, daß eine Macht, über die ich nichts vermochte, mich jeden Moment wieder auflösen würde. So setzte ich mich hin und vertrieb mir mit meinem Freund die Zeit. Wir lachten und scherzten, und ich muß sagen, ich war wirklich lustig und unbeschwert und ausgelassen. Ich blieb ziemlich lange dort, in Erwartung des Schocks; da er nicht kam, beschieß ich aufzubrechen. Ich verabschiedete mich und dankte ihm für das Geld und für seine

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