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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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er seine Donnerstimme machte.
    Er drehte sich um und schaute mich an. Er zeigte auf seinen Mund, als wolle er, daß ich ihn genau anschaute. »Ich-weiß-nicht-!« donnerte er. »Ich mach bloß den Mund auf und diese Stimme kommt raus!« Er spannte die Muskeln über seiner Stirn an, kräuselte die Lippen und machte ein tiefes, dröhnendes Geräusch. Jetzt sah ich, daß er an den Schläfen gewaltige Muskeln hatte, die seinem Kopf eine andere Form verliehen. Nicht nur sein Haaransatz sah jetzt anders aus, sondern der ganze obere Teil seines Kopfes.
    »Genaro hat ihm seine Geräusche hinterlassen«, sagte Nestor zu mir. »Warte nur, bis er furzt!«
    Ich hatte den Eindruck, als ob Benigno sich bereitmachte, seine Fähigkeiten zu demonstrieren. »Warte, warte, Benigno«, sagte ich, »ist nicht nötig!«
    »Ah, schade!« rief Benigno enttäuscht. »Ich hatte gerade den allerbesten auf Lager, extra für mich.«
    Pablito und Nestor lachten so überschwänglich, daß sogar Benigno seine totenstarre Miene verzog und mit ihnen kicherte. »Sag mir doch, was geschah dann mit Eligio?« fragte ich Nestor, als sie sich wieder beruhigt hatten.
    »Nachdem Eligio und Benigno gesprungen waren«, erwiderte Nestor, »ließ der Nagual mich einen raschen Blick über den Rand tun, um das Zeichen aufzufangen, das die Erde gibt, wenn Krieger in den Abgrund springen. Wenn da so was wie ein Wölkchen oder ein leichter Windstoß ist, dann ist die Zeit des Kriegers auf Erden noch nicht vorbei. An dem Tag, als Eligio und Benigno sprangen, spürte ich auf Benignos Seite einen Luftzug, und da wußte ich, daß seine Zeit noch nicht um war. Aber auf Eligios Seite war es ruhig.«
    »Was glaubst du, ist mit Eligio geschehen? Ist er gestorben?« Die drei starrten sich an. Sie schwiegen. Nestor kratzte sich mit beiden Händen die Schläfen. Benigno kicherte und schüttelte den Kopf. Ich versuchte mich deutlicher zu erklären, aber Nestor unterbrach mich mit einer Handbewegung. »Meinst du es ernst, wenn du uns solche Fragen stellst?« fragte er mich.
    Benigno antwortete für mich. Wenn er nicht gerade seine Spaße machte, war seine Stimme tief und melodisch. Er sagte, der Nagual und Genaro hätten es so eingerichtet, daß jeder von uns über Teile des Wissens verfügte, die die anderen nicht kannten. »Naja, wenn es so ist, wollen wir dir sagen, was los ist«, sagte Nestor und lächelte erleichtert, als ob eine große Last von seinen Schultern genommen wäre. »Eligio ist nicht gestorben. Ganz und gar nicht.«
    »Wo ist er jetzt?« fragte ich.
    Wieder schauten sie sich an. Sie machten mir den Eindruck, als müßten sie sich anstrengen, nicht in Gelächter auszubrechen. Ich sagte ihnen, ich wisse über Eligio nicht mehr als das, was Dona Soledad mir gesagt hatte. Und sie hatte gesagt, daß Eligio in die andere Welt gegangen war, um sich mit Genaro und dem Nagual zu vereinen. Für mich klang das jedenfalls so, als ob sie alle drei gestorben wären.
    »Warum redest du so daher, Maestro?« fragte Nestor im Ton tiefer Besorgnis.
    »Nicht mal Pablito spricht so.« Mir schien es, als wollte Pablito protestieren. Er erhob sich schon, aber dann besann er sich.
    »Ja, das ist richtig«, sagte er. »Nicht mal ich rede so.«
    »Nun ja, falls Eligio nicht gestorben ist - wo ist er dann?«
    »Soledad hat es dir doch gesagt«, meinte Nestor leise. »Eligio ist gegangen, um sich mit Genaro und dem Nagual zu vereinen.« Jetzt fand ich es besser, keine weiteren Fragen zu stellen. Ich wollte mit meinen Nachforschungen keineswegs aggressiv wirken, aber am Ende kam es immer so heraus. Außerdem hatte ich das Gefühl, daß sie nicht viel mehr wußten als ich selbst. Plötzlich stand Nestor auf und fing an, vor mir auf und ab zu gehen. Schließlich zog er mich am Ellbogen vom Tisch fort. Er wollte nicht, daß ich mitschrieb. Er fragte mich, ob ich wirklich im Augenblick unseres Sprungs ohnmächtig geworden sei, wie Pablito, und mich an nichts mehr erinnern könne. Ich sagte ihm, daß ich eine Reihe lebhafter Träume oder Visionen gehabt hätte und mit dem einzigen Zweck gekommen sei, mir darüber Klarheit zu verschaffen. Sie wollten hören, welche Visionen ich gehabt hatte. Nachdem sie sich meinen Bericht angehört hatten, meinte Nestor, daß meine Visionen ins Reich des Bizarren gehörten und nur die ersten beiden wichtig und von dieser Welt wären. Die übrigen seien Visionen von fremden Welten. Meine erste Vision, so erklärte er, sei von besonderem Wert, weil sie ein

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