Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
m un s dami t z u sagen , wa s si e will.«
Josefin a un d Ros a kame n i n di e Küch e zurück . Si e bliebe n nebe n mir stehen . Wiede r erschie n Josefin a mi r al s Bil d de r Unschul d und Aufrichtigkeit . Ih r beseligte r Gesichtsausdruc k lie ß nich t i m entferntesten ahnen , da ß e r s o rasc h solche r Häßlichkei t weiche n konnte . Al s ic h sie anschaute , gin g mi r plötzlic h auf , da ß ihr e fabelhaft e Begabun g für Verstellunge n un d Gebärde n z weifello s mi t ihre r Aphasi e zusammenhing. Nu r ei n Mensch , de r sein e Sprach e verlore n hat , s o überlegt e ich , konnt e so geschick t i n de r Mimikr y sein.
Ros a beugt e sic h z u mi r un d sagte , Josefin a hab e ih r anvertraut , sie bedauer e e s sehr , nich t spreche n z u kö nnen , wei l si e mic h seh r ger n habe.
»Bevo r d u kamst , wa r si e zufrieden , s o wi e si e war! « sagt e Lidi a hart.
Josefin a nickt e zustimmend , wi e i m Lidia s Wort e z u bestätigen , und dan n folgt e wiede r ei n leichtere r Ausbruc h diese r schreckliche n Kehllaute.
»Ic h w o llte , l a Gord a wär e hier« , sagt e Rosa . »Lidi a mach t Josefina imme r wütend.«
»Abe r da s wil l ic h nicht! « protestiert e Lidia.
Josefin a lächelt e si e a n un d streckt e di e Han d aus , u m si e zu streicheln . E s schien , al s wollt e si e sic h entschuldigen . Lidi a stie ß i hre Han d beiseite . »La ß das , d u stumme s Trampel! « murmelte sie.
Josefin a wurd e nich t ma l wütend . Si e schaut e einfac h weg . I n ihren Auge n la g sovie l Traurigkeit , da ß ic h si e ga r nich t ansehe n konnte . Ich fühlt e mic h verpflichtet , vermitteln d einzugreifen.
» S i e glaubt , si e is t di e einzig e au f de r Welt , di e Problem e hat«, fuh r Lidi a mic h an . »De r Nagua l ha t un s gesagt , wi r solle n si e har t und unbarmherzi g anpacken , bi s si e kei n Selbstmitlei d meh r hat.«
Ros a schaut e mic h a n un d bestätigt e nicken d Lidia s Worte.
L idi a wandt e sic h a n Ros a un d befah l ihr , vo n Josefin a wegzurücken. Ros a stan d folgsa m au f un d setzt e sic h z u mi r au f di e Bank.
»De r Nagua l sagt , da ß si e irgendwan n wiede r spreche n wird«, sagt e Lidi a z u mir.
»Heh« , sagt e Ros a un d zupft e mic h a m Ärmel . »Vie l leich t bis t du es , de r si e zu m Rede n bringt?«
»Ja! « entfuh r e s Lidia , al s hätt e si e de n gleiche n Gedanke n gehabt.
»Vielleich t is t da s de r Grund , waru m wi r au f dic h warte n sollten.«
»Ach , jetz t wir d e s mi r klar! « fügt e Ros a hinz u un d macht e ei n Gesicht, al s hab e si e ein e Erleuchtun g gehabt . Beid e sprange n au f un d umarmten Josefina.
»D u wirs t wiede r spreche n können! « rie f Ros a un d rüttelt e Josefin a an de n Schultern.
Josefin a ri ß di e Auge n au f un d rollt e si e wild . Diesma l fin g de r Anfall mi t leise m Seufze n un d Schluchze n a n - un d schließlic h rannt e si e umher un d brüllt e wi e ei n Tier . Ihr e Erregun g wa r s o stark , da ß si e anscheinend ein e Kiefersperr e bekam . Ic h glaubt e ehrlich , si e stünd e a m Ran d eines Nervenzusammenbruchs . Lidi a un d Ros a eilte n z u ih r un d halfe n ihr , den Mun d z u schließen.
Abe r si e versuchte n nicht , si e z u beruhigen.
»D u wirs t si e wiede r zu m Rede n bringen ! D u wirs t si e wiede r zum Rede n bringen! « riefe n sie.
Josefin a schluchzt e un d heult e i n Tönen , di e mi r ei n Fröstel n übe r den Rücke n jagten.
Ic h wa r völli g verwirrt . Ic h versucht e vernünfti g mi t ihne n z u reden . Ich appelliert e a n ihr e Vernunft , abe r dan n wurd e mi r klar , da ß si e - nach meine n Maßstäbe n - nu r weni g davo n hatten . Ic h stapft e vo r ihne n au f und a b un d versucht e mi r darübe r klarzuwerden , wa s ic h jetz t tu n sollte.
»D u wirs t ih r doc h helfen , nich t wahr? « verlangt e Lidia . »Bitte , ac h ja, bitte« , bestürmt e Ros a mich . Ic h sagt e ihnen , da ß ic h si e fü r verrück t hielt, da ß ic h kein e Ahnun g hätte , wa s ic h unternehme n sollte . Un d doc h merkte ich , n oc h währen d ic h redete , da ß ic h irgendw o i m Inner n ein e seltsam optimistisch e Gewißhei t empfand . Anfang s wollt e ic h diese s Gefühl leugnen , abe r e s erfaßt e mic h imme r stärker . Scho n frühe r einma l hatt e ich ei n ähnliche s Gefüh l i n Bezu g au f ein e lieb e Freun d i n gehabt , di e unheilbar kran k war . Ic h hatt e geglaubt , ic h könn e si e gesun d
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