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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Mitt e fünfzi g z u sein . Si e war mager , i n eine n lange n dunkle n Roc k gekleidet , un d tru g au f de m Rücken eine n P acke n Brennholz . A n de r Hüft e schleppt e si e ei n Bündel , da s aussah wi e ei n Kin d i m Tragetuch . Anscheinen d stillt e si e e s i m Gehen . Ihr mühsame r Gan g wirkt e beina h hinfällig . Mi t knappe r No t schafft e si e den letzte n steile n Anstie g zu m Haus . Al s si e schließ lich , wenig e Meter entfernt , vo r un s stand , keucht e si e s o schwer , da ß ic h versuchte , ih r beim Hinsetze n behilflic h z u sein . Si e macht e ein e ungeduldig e Handbewegung, di e woh l besage n sollte , da ß ih r nicht s fehle.
    Ic h hört e Lidi a un d Ros a kichern . Ic h sch a ut e mic h nich t nac h ihne n um, den n wa s ic h sah , fesselt e mein e Aufmerksamkei t un d verschlu g mi r die Sprache . Di e Fra u vo r mi r wa r da s absolu t widerlichste , fiesest e Geschöpf, da s ic h j e gesehe n hatte . Si e war f de n Packe n Brennhol z ab , un d die Scheit e fiel e n mi t laute m Krac h z u Boden . Ic h spran g unwillkürlic h auf: einma l vo r Schrec k übe r de n Lärm , zu m andere n deshalb , wei l di e Fra u - vo m Schwun g de r Holzscheit e mitgerisse n - mi r beina h au f de n Scho ß fiel.
    Si e schaut e mic h eine n Momen t an , dan n wandt e si e si c h a b anscheinend verlege n übe r ihr e Unbeholfenheit . Si e streckt e sic h un d seufzt e sichtlich erleichtert . Offenba r wa r di e Las t fü r ihre n gebrechliche n Körpe r doc h zu schwe r gewesen . Al s si e di e Arm e hochreckte , löst e sic h ih r Haar . Si e trug ei n schmutzige s Stirnban d u m de n Kopf . Ih r Haa r wa r lan g un d ergraut ; es wirkt e drecki g un d verfilzt . Di e weiße n Strähne n hobe n sic h gege n das Dunkelbrau n de s Stirnbande s ab . Si e lächelt e mi r z u un d deutet e ein Kopfnicke n an . Anscheinen d fehlte n ih r sämtlich e Zähne ; ic h blickt e i n das schwarz e Loc h ihre s zahnlose n Mundes . Si e schlu g di e Han d vor s Gesicht un d lachte . Dan n zo g si e ihr e Sandale n au s un d gin g in s Haus , ohn e mi r die Zei t z u lassen , noc h etwa s z u sagen . Ros a gin g ih r nach . Ic h wa r wie betäubt . Don a Soleda d hatt e angedeutet , da ß Josefin a etw a i m gleichen Alte r wi e Lidi a un d Ros a sei . Ic h wandt e mic h a n Lidia . Si e betrachtete mic h neugierig . »Ic h hatt e j a kein e Ahnung , da ß si e s o al t ist. «
    »Jaja , si e ist ziemlic h alt« , bestätigt e si e knapp . »Ha t si e ei n Kind? « fra gt e ich.
    »Ja , un d si e nimm t e s überal l mit . Si e läß t e s ni e be i uns . Si e ha t Angst, wi r könnte n e s aufessen. «
    »Is t e s ei n Junge?«
    »Ei n Junge.«
    »Wi e al t is t er?«
    »Si e ha t da s Kin d scho n einig e Zeit , abe r ic h wei ß nicht , wi e al t e s ist. Wi r dachten , eigentlic h sollt e si e i n ihre m Alte r kei n Kin d meh r haben. Abe r si e wollt e nich t au f un s hören. «
    »Wesse n Kin d is t es? «
    »Josefinas, natürlich!«
    »Ic h meine , we r is t de r Vater?«
    »De r Nagual , we r den n sonst?«
    Di e Sach e ka m mi r imme r tolle r un d unglaubliche r vor . »I n d e r Wel t des Nagual , schätz e ich , is t woh l alle s möglich« , meint e ich ; da s wa r allerdings ehe r lau t vo r mic h hingedach t al s z u Lidi a gesprochen.
    »D a kanns t d u dic h drau f verlassen! « lacht e sie . De r bedrückende Eindruc k diese r verkarstete n Hüge l wurd e unertr äglich . Di e ganz e Gegend hie r hatt e etwa s Unheimliches , un d Josefin a hatt e mi r jetz t de n letzten Schla g versetzt . Si e wa r nich t nu r häßlich , alt , stinki g un d zahnlos , sondern si e schie n auc h a n eine r Ar t Gesichtslähmun g z u leiden . Anscheinend ware n di e Mu s kel n ihre r linke n Gesichtshälft e davo n betroffe n - ein Zustand , de r ein e abstoßend e Verzerrun g ihre s linke n Auge s un d ihres linke n Mundwinkel s bewirkte . Mein e Beklemmun g wurd e geradezu schmerzhaft . Eine n Momen t spielt e ic h mi t de m mi r scho n vertrauten Geda nken , mic h in s Aut o z u setze n un d wegzufahren . Ic h beklagt e mich be i Lidia , mi r se i übel . Si e lacht e un d sagte , Josefin a müss e mi r woh l einen rechte n Schrec k eingejag t haben . »S o wirk t si e ebe n au f Menschen« , sagte sie . »Alle n is t ihr e dreist e Ar t zuwider . Si e is t niederträchti g wi e eine Küchenschabe.«
    »Ic h kan n mic h erinnern , si e einma l gesehe n z u haben« , sagt e ich . »Aber d a wa r si e

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