Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
jung.«
»Di e Ding e veränder n sic h eben« , meint e Lidi a philosophisch . »S o oder anders . Sie h di r nu r Soleda d an . Welc h ein e Veränderung , was ? Un d du selbs t has t dic h j a auc h verändert . D u wirks t kräftige r un d schwerer , al s ich dic h i n Erinnerun g habe . D u gleichs t imme r meh r de m Nagual.«
Ic h wollt e ih r sagen , wi e entsetz t ic h übe r Josefina s Veränderun g war, abe r ic h unterlie ß es , we i l ic h fürchtete , si e könnt e e s mithören . Mei n Blick wandert e übe r da s Tal , z u de n verkarstete n Hügel n hin . Ic h hatt e nich t übel Lus t z u fliehen . »De r Nagua l ha t un s die s Hau s gegeben« , sagt e sie , »aber e s is t kei n Hau s zu m Bleiben . Vorhe r hatte n wi r ei n a ndere s Haus , un d das wa r wirklic h schön . Abe r i n diese m Hau s wir d ma n wahnsinnig . Di e Berge d a drübe n - da s is t einfac h zuviel. « Ic h staunte , wi e gena u si e mei n Gefühl errate n hatte . Ic h wußt e nicht , wa s ic h sage n sollte.
»Wi r all e sin d vo n Natu r au s faul« , fuh r si e fort . »Wi r strenge n un s nicht ger n an . Da s wußt e de r Nagual , un d anscheinen d dacht e e r sich , dieser Plat z hie r würd e un s daz u bringen , senkrech t di e Wan d hochzugehen.«
Si e stan d unvermittel t au f un d meinte , si e woll e etwa s essen . Wi r gingen zu r Küche , eine m halboffene n Rau m mi t nu r zwe i Wänden . A n de r offenen Seite , recht s vo n de r Tür , befan d sic h ein e Feuerstelle . Au f de r anderen , wo di e beide n Wänd e i m rechte n Winke l zusammenstießen , ga b e s einen lange n Tisc h un d dre i Bänke . De r Bode n wa r mi t g latte n Flußkieseln gepflastert . Da s flach e Dac h wa r etw a dre i Mete r hoc h un d ruht e au f den beide n Wände n un d a n de n offene n Seite n au f massive n Stützbalken . Aus eine m Kessel , de r au f kleine r Flamm e brodelte , schöpft e Lidi a mi r eine Portio n Bohne n mi t Flei s c h i n di e Schüssel . Dan n wärmt e si e ei n paar Tortilla s übe r de m Feue r auf . Ros a ka m au s de m Haus , setzt e sic h neben mic h un d ba t Lidia , ih r z u esse n z u geben.
Ic h beobachtet e gebannt , wi e Lidi a mi t eine r Kell e Bohne n un d Fleisch au s de m Kesse l schöpfte . An scheinen d hatt e si e ei n exakte s Augenma ß für di e Menge . Si e bemerkte , da ß ic h bewundern d ihre n Bewegunge n folgte, den n jetz t nah m si e zwe i ode r dre i Bohne n au s Rosa s Schüsse l un d ta t sie i n de n Top f zurück . Au s de m Augenwinke l sa h ich , da ß Josefin a i n die Küch e kam . Ic h schaut e si e abe r nich t an . Si e setzt e sic h mi r gegenübe r an de n Tisch . Ic h hatt e ei n flaue s Gefüh l i m Magen . I n Gegenwar t diese r Frau würd e ic h keine n Bisse n herunterbringen , dacht e ich . U m mich abzulenken , sagt e ic h scherzen d z u Lidia , e s s eie n noc h imme r zwei Bohne n zuvie l i n Rosa s Schüssel , di e si e übersehe n hätte . Mi t einer Präzision , übe r di e ic h nu r staune n konnte , angelt e si e di e zwe i Bohne n aus de r Schüssel . Ic h lacht e nervö s auf , den n ic h wußte , sobal d Lidi a sich hinsetzte , mußt e ic h de n Blic k vo m Her d abwenden , un d dan n konnt e ich Josefina s Anwesenhei t nich t meh r leugnen.
Schließlic h blickt e ic h widerwilli g übe r de n Tisc h z u Josefin a hin . Es herrscht e Totenstille . Ic h starrt e si e ungläubi g an . Mei n Kin n klappte runter . Dan n hört e ic h Lidi a un d Ros a schallen d lachen . Ic h braucht e eine Ewigkeit , u m mein e Gedanke n un d Gefühl e irgendwi e z u ordnen . Mir gegenübe r sa ß nich t di e Josefina , di e ic h vorhi n gesehe n hatt e - sonder n ein seh r schöne s Mädchen . Si e hatt e nich t di e indianische n Gesich t szüg e von Lidi a un d Rosa . Si e schie n ehe r spanische r al s indianische r Abstammung z u sein . Si e hatt e eine n hel l olivbraune n Teint , eine n seh r kleine n Mund, ein e fei n geschwungen e Nase , klein e weiß e Zähn e un d kurze s schwarzes Lockenhaar . A n de r linke n Wang e hatt e si e ei n Grübchen , da s ih r einen schelmische n Anflu g gab , wen n si e lächelte . Da s wa r da s Mädchen , dem ic h vo r Jahre n kur z begegne t war . Ungerühr t hiel t si e meine m prüfenden Blic k stand . Ihr e Auge n strahlte n freundlich . Dennoc h befie l mic h eine allmähl ic h wachsende , unkontrollierbar e Nervosität . Schließlic h machte ic h meine r Verblüffun g i n alberne n Clownerie n Luft . Si e
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