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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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lachten ausgelasse n wi e Kinder . Nachde m si e sic h beruhig t hatten , wollt e ich wissen , wa s Josefin a mi t diese r schauspielerische n Verstell un g bezweckte.
    »Si e praktizier t di e Kuns t de s Pirschens« , sagt e Lidia . »De r Nagual lehrt e uns , di e Mensche n z u täuschen , dami t si e un s nich t beachten. Josefin a is t seh r schön , un d wen n si e allei n durc h di e Nach t wandert, mach t si e sic h s o häßlic h un d widerwärtig , dami t nieman d ih r etwa s antut. Ging e si e so , wi e si e wirklic h is t - naja , d u kanns t di r j a vorstellen , was passiere n würde.«
    Josefin a nickt e bestätigen d un d verzo g ih r Gesich t zu r allerhäßlichsten Grimasse.
    »Dies e Fratz e kan n si e de n ganze n Ta g ha l ten« , sagt e Lidia . Ic h wandte ein , da ß ich , fall s ic h hie r i n de r Gegen d lebte , Josefin a i n ihre r Tarnung ehe r bemerke n würde , al s wen n si e ungetarn t ginge.
    »Dies e Tarnun g wa r nu r fü r dic h bestimmt« , sagt e Lidia . All e drei lachten . »Un d siehs t du , wi e si e dic h getäusch t hat . D u has t soga r meh r auf ih r Kin d geachte t al s au f si e selbst. « Lidi a gin g au f ih r Zimme r un d brachte ei n Bünde l Lumpe n herbei , da s wi e ei n Wickelkin d aussah . Si e war f e s vor mi r au f de n Tisch . Ic h fie l brüllen d i n da s Gelächte r de r Mädc h e n ein.
    »Hab t ih r den n all e solch e Tarnungen? « fragt e ich . »Nein , nu r Josefina.
    Nieman d hie r i n de r Gegen d kenn t sie , wi e si e wirklic h ist« , antwortete Lidia.
    Josefin a nickt e un d lächelt e mi r zu , abe r si e schwieg . Ic h hatt e sie unheimlic h gern . Si e hatt e s ovie l Unschul d un d Anmut . »Sa g doc h was, Jose f ina« , sagt e ic h un d drückt e ihre n Arm . Si e starrt e mic h erschrocken a n un d fuh r zurück . Vielleicht , s o meint e ich , hatt e ic h si e i m Überschwang de r Begeisterun g z u fes t angepackt . Ic h lie ß ihre n Ar m los . Si e s aß kerzengerade . Si e verzerrt e ihre n kleine n Mun d un d stie ß ei n paa r groteske Schrei e un d Grunzlaut e aus . Au f einma l verändert e sic h ih r Gesicht. Scheußlich e Krämpf e entstellte n ihr e noc h ebe n s o friedliche n Züge . Ich starrt e si e erschrocke n an . Lidi a zup f t e mic h a m Ärmel . »Waru m muß t du si e auc h erschrecken , d u Dummkopf! « flüstert e sie . »Weiß t d u den n nicht, da ß si e stum m is t un d nich t spreche n kann?«
    Josefin a hatt e si e offenba r verstande n un d wollt e protestieren . Si e drohte Lidi a mi t de r Faus t un d stie ß e rneu t dies e lauten , gepeinigte n Schrei e aus. Dan n fin g si e a n z u würge n un d z u husten . Ros a klopft e ih r de n Rücken. Lidi a wollt e da s gleich e tun , abe r Josefin a drohte , ih r mi t de r Faus t ins Gesich t z u schlagen . Lidi a setzt e sic h nebe n mic h un d deutet e eine Gebärd e de r Ohnmach t an . Si e zuckt e mi t de n Schultern . »S o is t si e eben«, flüstert e Lidi a mi r zu.
    Josefin a fuh r z u ih r herum . Ih r Gesich t wa r z u eine r häßlichen Zorngrimass e verzerrt . Si e ri ß de n Mun d au f un d stie ß i n höchste r Tonlage ihr e beängstigende n gutturale n Schrei e hervor.
    Lidi a glit t vo n de r Ban k un d verlie ß unauffälli g di e Küche . Ros a hielt Josefin a a m Ar m fest . Josefin a schie n auße r sic h vo r Wut . Ih r Mund schnappte , ih r Gesich t verzerrt e sich . Binne n Sekunde n wa r nicht s mehr vo n de r Schönhei t un d Unschul d übrig , di e mic h s o seh r bezauber t hatten. Ic h wußt e nicht , wa s ic h tu n sollte . Ic h versucht e mic h z u entschuldigen, abe r Josefina s unmenschlich e Schrei e übertönte n mein e Worte . Schließlich führt e Ros a si e in s Haus.
    Lidi a kehrt e zurüc k un d setzt e sic h z u mi r a n de n Tisch . »Si e is t hier obe n nich t gan z richtig« , sagt e si e un d tippt e sic h a n di e Stirn.
    »Wan n is t da s passiert?«
    »Scho n vo r lange r Zeit . De r Nagua l mu ß etwa s mi t ih r gemach t haben, den n gan z plötzlic h verlo r si e di e Sprache. « Lidi a schi e n traurig . Ic h hatte de n Eindruck , al s zeigt e si e ihr e Traurigkei t nu r widerwillig . Fas t wollte ic h si e scho n auffordern , sic h nich t s o anzustrengen , ihr e Gefühl e zu verbergen . »Wi e verständig t sic h Josefin a mi t euch ? Schreib t si e auf , was si e sage n will?«
    »Ac h geh , se i nich t albern . Si e schreib t nich t - si e is t j a nich t du . Sie gebrauch t Händ e un d Füße , u

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