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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Liebe dir ein Ersatz ist. Du kannst der schönen Lucinde nicht angehören, denn du bist mein, sie kann nicht dein werden, denn sie gehört dem Cardenio; wieviel leichter ist es also, deine Zuneigung zu der zurückzuführen, die dir mit Liebe entgegenkommt, als diejenige, die dich haßt, so umzuwandeln, daß sie dich lieben könnte. Ich lebte eingezogen, und du warbest um mich, du flehtest mich an, die ich tugendhaft war, dir war nicht unbekannt, wer ich sei, du weißt wohl, auf welche Weise ich mich gänzlich deinem Willen ergab, so daß dir keine Ausrede irgendeines Irrtums übrigbleibt. Wenn dem nun so ist, wie du nicht leugnen kannst, und du ebenso Christ wie Ritter bist, warum zögerst du nun auf so weiten Umwegen, mich am Schluß so glücklich zu machen, wie du es im Beginn tatest? Willst du mich aber nicht zu dem machen, was ich bin, nämlich zu deiner wahrhaftigen und rechtmäßigen Gemahlin, so nimm mich wenigstens zu deiner Sklavin an, denn wenn ich dir nur angehöre, bin ich zufrieden und beglückt; nicht dulde es, daß ich so verlassen und einsam sei, daß mich zu entehren Spott und Hohn über mich ausgeschüttet werde. Du darfst meinen Eltern kein so unglückseliges Alter bereiten, denn das verdient die Treue nicht, die sie dir immer als wackere Untertanen gezeigt haben. Meinst du aber, daß du dein Blut durch die Verbindung mit mir entehrst, so bedenke, daß es vielleicht keinen Adel in der Welt gibt, der unvermischt geblieben, auch daß die Frauen keiner adligen Familie Unehre bringen können, um so mehr, da der wahre Adel in der Tugend besteht, und wenn diese dir fehlt, indem du mir das versagst, was mir mit allem Rechte gebührt, so fühle ich mich edler, als du es jemals werden kannst. Alles, was ich dir, Señor, sagen kann, ist, daß ich deine Gemahlin bin, du magst es wollen oder nicht, dies bezeugt dein Wort, das nicht falsch sein kann, noch darf, wenn du nämlich jene Hoheit an dir schätzest, deren Mangel du an mir geringschätzest: der Schwur bezeugt es, den du mir gabst, der Himmel, den du zum Zeugen deiner Versprechungen anriefst, am meisten aber dein eigenes Bewußtsein, welches in jedem Vergnügen zu dir sprechen und dir die Wahrheit wiederholen wird, die ich gesagt habe und dich so in jeder Freude, in jedweder Entzückung stören wird.«
    Die gerührte Dorothea sagte dies und noch mehr mit solcher Empfindung und unter Vergießung so häufiger Tränen, daß selbst die Gefährten des Don Fernando sowie alle, die zugegen waren, auf das innigste bewegt wurden. Don Fernando hörte sie an, ohne ein Wort zu sagen, bis sie endlich schluchzend und mit schmerzlichen Seufzern ihre Rede beschloß, daß es ein ehernes Herz hätte sein müssen, das nicht von diesen heftigen Äußerungen des Schmerzes erschüttert wäre. Lucinde stand und betrachtete sie, von ihrem Unglück gerührt und über ihre Schönheit wie über ihren Verstand verwundert; sie wollte endlich zu ihr gehen, um ihr einige tröstende Worte zu sagen, aber Don Fernando ließ sie nicht, sondern hielt sie immer noch in seine Arme geschlossen. Voller Verwirrung und Erstaunen, nachdem er lange Dorothea mit großer Aufmerksamkeit angeschaut hatte, öffnete er die Arme, ließ Lucinde fahren und rief: »Du hast gesiegt, schöne Dorothea, du hast gesiegt, denn kein Herz kann sich so vielen vereinigten Wahrheiten verschließen!«
    Die erschöpfte Lucinde, als sie von Don Fernandos Armen frei war, war im Begriff zu Boden zu fallen, aber Cardenio, der sich hinter Don Fernando gestellt hatte, damit jener ihn nicht kennen sollte, ließ nun alle Furcht fahren, indem er sich auf alles gefaßt machte, er nahm Lucinde in seine Arme und sprach: »Will dich der heilige Himmel von deinem Unglück erlösen, du meine rechtmäßige Gattin, du meine getreue und schöne Gebieterin, so sollst du nirgend so sicher ruhen als in diesen Armen, die dich jetzt aufnehmen, wie sie dich dann aufnehmen werden, wenn es das Glück mir vergönnt, dich völlig die meinige zu nennen.«
    Bei diesen Worten warf Lucinde ihre Augen auf Cardenio, und wie sie ihn erst an der Stimme erkannt hatte, so erkannte sie ihn jetzt völlig an seiner Gestalt, und ohne alle weitere Rücksicht schlug sie nun die Arme um Cardenio und küßte ihn auf den Mund und rief: »Ja, Ihr seid mein Gebieter, der rechtmäßige Herr Eurer Dienerin, wenn sich das Schicksal auch noch härter widersetzen und diesem Leben, das an dem Eurigen hängt, noch grimmiger drohen sollte!«
    Dieses war ein überraschendes

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