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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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sich unter das Rohr, um zu sehen, ob es herunterfallen oder was es tun würde; so wie er aber hinzukam, hob sich das Rohr in die Höhe und bewegte sich von einer Seite zur anderen, als wenn man mit dem Kopfe nein ausdrückt. Der Christ ging zurück, und das Rohr kam wieder und machte dieselben Bewegungen wie vorher. Ein anderer von meinen Gefährten ging hinzu, und ihm begegnete das nämliche, was dem ersten begegnet war. Endlich tat es der dritte, und es geschah mit ihm nichts anderes, wie mit dem ersten und zweiten. Da ich dies sah, bekam ich auch Lust, mein Glück damit zu versuchen, und so wie ich mich unter das Rohr stellte, ließ man es herabfallen, so daß es zu meinen Füßen innerhalb des Bades niederfiel. Sogleich band ich das Tuch ab, in dem ein Knoten geschlungen war, und in diesem fand ich zehn goldene mohrische Münzstücke, von denen jedes zehn spanische Realen an Wert betrug. Ich brauche wohl nicht zu sagen, ob ich mich über diesen Fund freute, denn mein Vergnügen hierüber war so groß, als meine Verwunderung, weil ich nicht begreifen konnte, woher uns, besonders mir, diese Güte komme; denn daß man für mich allein das Rohr hatte niederfallen lassen, bewies deutlich, daß man mir diese Gunst erzeige. Ich nahm mein gutes Geld, zerbrach das Rohr und ging nach der Terrasse zurück, von wo ich nach dem Fenster schaute und sah, wie eine sehr weiße Hand es aufmachte und dann schnell wieder verschloß. Daraus entnahmen wir oder stellten uns vor, daß eine Frau, die in jenem Hause lebe, uns diese Wohltat erwiesen habe, wir machten hierauf auf mohrische Weise unsere Dankbezeigungen, neigten den Kopf und Leib und legten die Hände kreuzweise über die Brust. Bald darauf sahen wir aus dem nämlichen Fenster ein kleines Kreuz, aus Rohr gemacht, erscheinen, das auch gleich wieder hineinging. Dies Zeichen bestätigte unsere Meinung, daß eine Christensklavin in jenem Hause wohnen müsse, und daß sie uns diese Wohltat erweise; doch nahm uns der weiße Arm, so wie die Armspangen, die wir darauf sahen, wieder diesen Gedanken, wir glaubten eher, daß sie eine abgefallene Christin sein müsse, die sehr oft ihre eigenen Herren zu rechtmäßigen Frauen nehmen und sich dabei noch glücklich schätzen, weil sie diese höher als die Weiber ihrer Nation achten.
    Alle unsere Vermutungen waren aber sehr weit von der Wahrheit entfernt, von jetzt an aber war es unsere beständige Unterhaltung, nach dem Fenster hinaufzuschauen, wie nach unserem Pol, von wo uns der Stern des Rohres erschienen war. Es vergingen aber wohl vierzehn Tage, ohne daß wir einen Stab, oder die Hand, oder ein anderes Zeichen gewahr wurden, und ob wir gleich in dieser Zeit Erkundigungen anstellten, um zu erfahren, wer in jenem Hause lebe und ob sich eine abgefallene Christin dort befinde, so konnte man uns doch nichts anderes sagen, als daß dort ein vornehmer und reicher Mohr lebe, der Agimorato heiße und Kommandant von la Pata gewesen war, welches bei ihnen eine sehr angesehene Stelle ist. Als wir aber gerade am wenigsten daran dachten, daß es wieder neue Goldstücke regnen könne, sahen wir abermals das Rohr mit einem Tuche erscheinen und in diesem einen noch größeren Knoten; dies geschah zu einer Zeit, in der keine Menschen weiter, wie das vorige Mal, im Bade zugegen waren. Wir machten wieder den nämlichen Versuch, indem die anderen früher als ich hinzugingen, denn dieselben drei Gefährten waren wieder zugegen; aber keinem schien das Rohr bestimmt, außer mir, denn als ich hinzutrat, ließ man es herunterfallen. Ich machte den Knoten auf und fand vierzig goldene spanische Taler und ein Blatt, mit arabischen Lettern beschrieben, unter denen ein großes Kreuz gemacht war. Ich küßte das Kreuz, steckte das Geld ein, ging zur Terrasse zurück, wir machten alle unsere Dankbezeigungen, die Hand erschien wieder, sie machte Zeichen, daß ich das Blatt lesen möchte, das Fenster verschloß sich.
    Wir waren über diese Begebenheit erstaunt und vergnügt, und da keiner von uns Arabisch verstand, so trugen wir ein großes Verlangen, zu erfahren, was das Papier enthalte, aber noch größer war die Schwierigkeit, jemand zu finden, der es lesen könnte. Endlich entschloß ich mich, mich einem Renegaten zu vertrauen, der aus Murcia gebürtig war und sich immer für meinen Freund ausgegeben hatte, auch hatte ich ein Pfand von ihm, daß er mein Geheimnis nicht offenbaren würde, denn manche Renegaten, wenn sie gern wieder in die Christenheit zurückkehren

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