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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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würden, denn es scheine ihm möglich und ahnde ihm schon, daß durch Vermittlung derjenigen, die dieses Blatt geschrieben habe, er und wir alle die Freiheit erlangen könnten, und daß ihm dann sein heißer Wunsch erfüllt werde, wieder in den Schoß der heiligen Kirche, seiner Mutter, zurückzukehren, von der er wie ein verdorbenes Glied abgelöst und durch seine Unwissenheit und Sünde abgefallen sei. Dies sagte der Renegat mit so häufigen Tränen und mit solchen Zeichen einer innigen Reue, daß wir alle zu gleicher Zeit dahin übereinkamen, ihm den wahren Zusammenhang der Sache zu erklären, und so erzählten wir ihm alles, ohne irgend etwas zu verschweigen. Wir zeigten ihm das Fenster, aus welchem das Rohr erschienen sei, er merkte sich das Haus und nahm sich vor, genaue Nachricht einzuziehen, wer dort wohne. Wir waren auch darin einig, daß es gut sei, der Mohrin auf ihren Brief zu antworten, und da wir jemand hatten, der es tun konnte, so schrieb der Renegat sogleich das auf, was ich ihm vorsagte, was genau so war, wie ich es euch wiederholen will, denn alles Wesentliche, was sich in dieser Begebenheit zugetragen hat, habe ich genau im Gedächtnisse behalten, wie ich es denn auch Zeit meines Lebens nicht vergessen werde. Ich antwortete der Mohrin auf folgende Weise:
    ›Der wahrhaftige Allah beschütze Dich, meine Gebieterin, und die gebenedeite Maria, die die wahrhaftige Mutter Gottes ist, die es Dir auch in Dein Herz gegeben, nach der Christenheit zu gehen, weil sie Dich liebt. Bete zu ihr, damit sie es Dir eingebe, wie wir Deinen Befehl ausrichten mögen, denn sie ist so gütig, daß sie es gewiß tun wird. Was mich und alle diese Christen betrifft, die mit mir sind, so versprechen wir, alles für dich zu tun, was wir können, selbst zu sterben. Schreibe mir und benachrichtige mich, was Du zu tun gedenkst, denn ich werde Dir immer antworten, denn der große Allah hat uns einen christlichen Gefangenen verliehen, der Deine Sprache gut sprechen und schreiben kann, wie du auch an diesem Blatte siehst. Du kannst uns also ohne Furcht von allem Nachricht geben. Da Du sagst, daß Du meine Frau werden willst, wenn Du in der Christenheit bist, so verspreche ich Dir dieses als guter Christ, und Du weißt, daß die Christen ihre Versprechungen besser als die Mohren erfüllen. Allah und seine Mutter Maria mögen Dich, meine Gebieterin, beschützen.‹
    Da dieses Blatt geschrieben und versiegelt war, wartete ich zwei Tage, bis das Bad wieder, wie gewöhnlich, leer war, und sogleich begab ich mich auf meinen gewöhnlichen Platz auf der Terrasse, um zu sehen, ob das Rohr sich zeige, welches auch nicht lange ausblieb. Sowie ich es gewahr ward, ob ich gleich nicht sehen konnte, wer es herausreichte, zeigte ich das Papier, um zu verstehen zu geben, daß man den Faden anheften möchte; aber er war schon am Rohre befestigt, ich band hierauf das Papier an, und bald darauf erschien unser Stern von neuem mit der weißen Friedensfahne des angeknüpften Tuches. Es fiel herab, ich nahm es auf und fand mannigfaltige goldene und silberne Münzen, über fünfzig Taler, wodurch unsere Freude fünfzigmal größer wurde, weil sich die Hoffnung unserer Freiheit dadurch bestätigte.
    An demselben Abend kam unser Renegat zurück und sagte uns, daß in dem Hause der Mohr lebe, von dem wir schon gesprochen hätte, der Agimorato hieß, außerordentlich reich sei und eine einzige Tochter zur Erbin seines Vermögens habe, diese sei, nach dem Urteil der Stadt, das schönste Mädchen in der Berberei, um die schon viele Vizekönige angehalten hätten, daß sie sich aber niemals habe verheiraten wollen; zugleich habe er in Erfahrung gebracht, daß sie eine christliche Sklavin gehabt, die nun aber gestorben sei. Alles dies stimmte mit dem Inhalte des Briefes überein.
    Wir beratschlagten sogleich mit dem Renegaten, welche Mittel man ergreifen müsse, um die Mohrin zu entführen und mit ihr in die Christenheit zu kommen, und er gab uns den Rat, daß wir noch auf einen zweiten Brief der Zorayda warten möchten (so hieß die, die jetzt Maria genannt sein will), denn wir sahen wohl ein, daß sie allein uns nur die Mittel angeben könne, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Der Renegat wiederholte hierauf noch einmal die Versicherung, daß wir seinetwegen nicht sorgen möchten, denn er würde sein Leben daransetzen, uns die Freiheit zu verschaffen.
    Vier Tage hintereinander war das Bad mit Leuten angefüllt, wodurch das Rohr vier Tage verhindert ward, sich

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