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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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wollen, pflegen Scheine von einigen angesehenen Gefangenen mit sich zu führen, in denen versichert wird, daß dieser Abgefallene ein wackerer Mann sei, den Christen immer Gutes erwiesen habe und daß er willens sei, mit der ersten günstigen Gelegenheit zu entfliehen. Manche lassen sich dergleichen Bescheinigungen aus redlichen Absichten geben, andere aber bedienen sich ihrer aus List und für alle Zufälle, denn wenn sie ausziehen, um in christlichen Gegenden zu plündern, und sie etwa sich verlieren oder gefangen werden, so bringen sie ihre Scheine vor und sagen, daß man aus diesen Papieren sehen könne, weshalb sie gekommen wären, daß sie nämlich in der Christenheit bleiben wollten und deshalb mit den übrigen Türken diesen Streifzug unternommen hätten. So vermeiden sie ihre Strafe und versöhnen sich mit der Kirche, ohne daß ihnen etwas geschehen darf, und wenn sie dann eine Gelegenheit ersehen, so kehren sie wieder in die Barbarei zurück, um das zu sein, was sie vormals waren. Andere aber, die dergleichen Papiere besitzen, verschaffen sie sich zu guten Absichten, um wirklich in der Christenheit zu bleiben. Von diesen Renegaten also war dieser mein Freund, welcher Bescheinigungen von allen unseren Kameraden hatte, worin wir ihn so sehr als möglich empfahlen, und hätten die Mohren diese Papiere gefunden, so hätten sie ihn lebendig verbrannt.
    Ich wußte, daß dieser sehr gut Arabisch verstehe und es nicht nur sprechen, sondern auch schreiben könne; ehe ich ihm aber alles erklärte, sagte ich ihm, daß er mir dieses Blatt lesen möchte, welches ich von ungefähr in einem Winkel meiner Kammer gefunden hätte. Er schlug es auf, beschaute es einige Zeit und las es lange mit Aufmerksamkeit, indem er zwischen den Zähnen murmelte. Ich fragte, ob er es verstehe. Er sagte, daß er es gut verstehe und daß er es mir Wort für Wort übersetzen wolle, wenn ich ihm Tinte und Feder gäbe. Ich gab ihm, was er verlangte, er übersetzte mir alles und sagte dann: ›Hier steht nun alles auf Spanisch, ohne daß eine Silbe fehlt, was dieses Blatt auf Mohrisch enthält, nur müßt Ihr wissen, daß Lela Marien soviel als die heilige Jungfrau Maria bedeutet.‹ Hierauf lasen wir das Papier, welches folgendes enthielt:
    ›Als ich ein Kind war, hatte mein Vater eine Sklavin, die mir in meiner Sprache das christliche Gebet lehrte und mir viel von Lela Marien erzählte. Die Christin starb, und ich weiß, daß sie nicht im Feuer, sondern bei Allah ist, denn ich habe sie seitdem zweimal gesehen, und sie hat mir gesagt, daß ich mich nach der Christenheit begeben möchte, um Lela Marien zu sehen, die mich überaus liebte. Ich weiß nicht, wie ich fortkommen soll; viele Christen habe ich schon aus diesem Fenster gesehen, und keiner scheint mir ein Ritter zu sein als Du. Ich bin sehr schön und jung und habe viel Geld, das ich mit mir nehmen kann; überlege, ob Du es einrichten kannst, daß wir von hier gehen, dann sollst Du mein Mann sein, wenn Du willst, und wenn Du nicht willst, ist es mir auch gleich, denn Lela Marien wird mir schon einen geben, mit dem ich mich verheirate. Ich schreibe das, nimm Dich in acht, wem Du es zu lesen gibst, vertraue Dich keinem Mohren, denn sie sind alle Spitzbuben. Das macht mir viele Sorgen, daß Du Dich ja keinem entdecken möchtest, denn wenn es mein Vater erfährt, wirft er mich gleich in einen Brunnen und deckt mich mit Steinen zu. An das Rohr werde ich einen Faden heften, daran binde ich die Antwort, und wenn Du keinen hast, der es Dir auf Arabisch schreiben kann, so sage es mir durch Zeichen, denn Lela Marien wird wohl machen, daß ich Dich verstehe. Sie und Allah bewahren Dich wie dieses Kreuz, das ich oftmals küsse, denn so hat es mir die Sklavin befohlen.‹
    Erwägt selbst, Señores, ob wir nicht Ursache hatten, über dieses Blatt zu erstaunen und uns darüber zu freuen; wir alle äußerten uns auch so darüber, daß der Renegat merkte, daß wir nicht von ohngefähr dies Papier gefunden hätten, sondern daß es an einen von uns geschrieben sein müsse; er bat uns also, daß, wenn seine Vermutung Wahrheit sei, wir uns ihm vertrauen und es sagen möchten, denn er wolle sein Leben für unsere Freiheit wagen. Bei diesen Worten nahm er ein metallenes Kruzifix aus dem Busen und schwur mit vielen Tränen bei dem Gotte, den dieses Bildnis darstelle, an den er, obgleich er, ein böser, sündiger Mensch, fest glaube, redlich gegen uns zu sein und alles geheimzuhalten, was wir ihm vertrauen

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