Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
ihm von Konstantinopel reiste, sehr darüber erfreut, mich Spanien näher zu befinden; nicht als hätte ich den Vorsatz gehabt, meines Unglücks wegen zu schreiben, sondern um zu sehen, ob mir das Glück in Algier günstiger als in Konstantinopel sein würde, wo ich tausend Arten zu entfliehen versucht hatte, es mir aber niemals hatte gelingen wollen. Ich dachte jetzt darauf, in Algier auf andere Mittel zu sinnen, um endlich meine Wünsche in Erfüllung zu bringen, denn niemals gab ich die Hoffnung auf, die Freiheit wieder zu erhalten, und wenn das, was ich ersonnen und ausgeführt hatte, meinem Plane nicht entsprach, so suchte ich, statt die Hoffnung aufzugeben, vielmehr eine andere auf, wenn sie gleich noch so schwach und unzuverlässig war.
    So brachte ich mein Leben zu, in einem Gefängnisse oder einem Hause eingeschlossen, welches die Türken ein Bad nennen, wo diejenigen Christensklaven eingesperrt werden, die dem Könige wie auch einigen Privatleuten zugehören, oder die dem Alamacen zu eigen sind, das heißt, die Sklaven des Rats, die der Stadt in öffentlichen Arbeiten und auf andere Weise dienen. Diese letzteren Gefangenen erhalten nur schwierig ihre Freiheit wieder, denn da sie vielen und nicht einem besonderen Herrn zugehören, wissen sie nicht, mit wem sie wegen ihrer Ranzion einen Handel schließen sollen. In diese Bäder geben, wie gesagt, manche Privatleute ihre Sklaven hin, vorzüglich wenn sie sich auslösen sollen, denn dort haben sie sie so lange sicher und eingeschlossen, bis ihre Ranzion angekommen ist. Die Sklaven des Königs ebenfalls, die ranzioniert werden sollen, gehen nicht mit dem übrigen Haufen auf die Arbeit, außer wenn sich ihre Ranzion etwa verzögert, alsdann läßt man sie arbeiten, damit sie ihre Auslösung eifriger betreiben, vorzüglich mit den übrigen Brennholz holen, welches keine leichte Arbeit ist. Ich also war einer von denen, die sich auslösen sollten, denn da man wußte, ich sei Kapitän, so half es mir wenig, mein Unvermögen vorzuschützen, sie setzten mich unter die Zahl der Ritter und derjenigen, die sich ranzionieren müßten. Man legte mir eine Kette an, mehr zum Zeichen, daß ich mich auslösen solle, als um mich damit festzuhalten, und so brachte ich mein Leben im Bade zu, in der Gesellschaft vieler anderer Ritter und ausgezeichneter Männer, die alle dazu ausgewählt waren, sich auszulösen. Der Hunger und Mangel an Kleidern quälte uns oft, ja ich kann sagen, beständig, doch peinigte uns nichts so sehr, als täglich die niegesehenen und unerhörten Grausamkeiten zu sehen und zu hören, die mein Herr gegen die Christen verübte.
    An jedem Tage hing er seinen Mann, spießte den anderen und schnitt einem dritten die Ohren ab, und zwar um so geringer Ursachen willen, ja so ohne allen Grund, daß die Türken selbst einsahen, er tue dieses nur, um es zu tun, und weil er der blutdürstigste Mensch sei, den die Erde jemals getragen habe. Nur ein spanischer Soldat stand sich gut mit ihm, ein de Saavedra, der solche Dinge unternommen hatte, daß sie noch viele Jahre im Gedächtnisse der Menschen dort leben werden, und zwar alles, um sich die Freiheit zu verschaffen. Aber doch schlug er ihn nie oder befahl ihn zu schlagen, oder sagte ihm auch nur ein einziges böses Wort, und wir alle glaubten, daß er für das geringste von dem, was er tat, gespießt werden möchte, wie er es auch selber mehr als einmal befürchtete; wenn die Zeit nicht zu kurz wäre, würde ich noch manches von dem erzählen, was dieser Soldat unternahm, was euch besser unterhalten und mehr in Verwunderung setzen würde, als die Erzählung meiner Geschichte.
    Auf den Hof unseres Gefängnisses stießen die Fenster eines Hauses, das einem reichen und vornehmen Mohren gehörte; diese waren, wie es bei den Mohren gewöhnlich ist, mehr Löcher als Fenster, und außerdem noch mit dichten Jalousien verhüllt. Es trug sich zu, daß, als ich mich einst auf der Terrasse unseres Gefängnisses mit drei von meinen Gefährten befand, und wir uns übten, um die Zeit zu vertreiben, mit den Ketten zu springen, und wir allein waren (denn die übrigen Christen waren ausgegangen, um zu arbeiten), ich die Augen aufhob und sah, wie aus den verschlossenen Fenstergittern ein Rohr hervorkam, an dessen Ende ein Tuch gebunden war; das Rohr bewegte und rührte sich so, als wenn es uns ein Zeichen geben wollte, herbeizukommen und es zu nehmen. Wir betrachteten diese Erscheinung, und einer von denen, die mit uns waren, stellte

Weitere Kostenlose Bücher