Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Bakkalaureus, im Fall er ein Poet sei, so gefällig zu sein, ihm einige Verse zu dichten, die den Abschied enthielten, den er von seiner Dame Dulcinea von Toboso zu nehmen gedächte, und daß er darauf sehen möchte, daß jeder Vers mit einem Buchstaben ihres Namens anfinge, so daß, wenn diese heruntergelesen würden, Dulcinea von Toboso herauskomme.
Der Bakkalaureus antwortete, daß ob er gleich keiner von den berühmten Poeten sei, die jetzt in Spanien lebten, deren nur drei und ein halber sein sollten, er dennoch diese Verse dichten wolle, ob sich gleich eine große Schwierigkeit in der Komposition zeige; denn der Name enthalte siebenzehn Buchstaben, wenn er also vier Kastellanen zu vier Versen mache, so bleibe ein Buchstabe übrig, mache er fünfversige Strophen, die man Dezimen oder Redondillas nenne, so fehlten drei Buchstaben: er wolle aber doch, so gut es sich tun lasse, einen Buchstaben zu verschlucken suchen, so daß in den vier Kastellanen der Name der Dulcinea von Toboso enthalten sei.
»So muß es auf jeden Fall sein«, sagte Don Quixote; »denn wenn der Name nicht klar und deutlich ausgedrückt steht, so glaubt es durchaus keine Frau, daß die Verse auf sie gemacht sind.«
So blieb es beschlossen und auch, daß die Abreise in acht Tagen vor sich gehen solle. Don Quixote bat den Bakkalaureus, sie geheimzuhalten, besonders vor dem Pfarrer, dem Meister Nikolas, seiner Nichte und der Haushälterin, damit diese nicht seinen ehrenvollen und herrlichen Entschluß stören möchten. Carrasco versprach alles; dann nahm er Abschied, indem er den Don Quixote bat, ihm, sobald er Gelegenheit habe, von seinen glücklichen und unglücklichen Erlebnissen Nachricht zu geben. So schieden sie, und Sancho machte sich fort, um alles, was er zu seiner Reise nötig hatte, in Ordnung zu bringen.
5. Kapitel
Verständige und lustige Unterhaltung, die zwischen Sancho Pansa und seiner Frau, Theresa Pansa, vorfiel, nebst anderen Begebenheiten, eines heiteren Andenkens würdig.
Indem der Übersetzer dieser Historie an dieses fünfte Kapitel kommt, merkt er an, daß er es für unecht hält; denn Sancho Pansa spricht hier in einer ganz anderen Manier, als man von seinem geringen Verstande erwarten kann, er sagt so spitzfindige Dinge, daß man für unmöglich halten muß, daß er sie erfinden konnte; er hat aber doch die Übersetzung nicht unterlassen wollen, um alles zu tun, was sein Amt heischt, er fährt daher auf folgende Weise fort.
Sancho kam so freudig und lustig nach Hause, daß seine Frau seine Lustigkeit schon einen Büchsenschuß weit bemerken konnte, so daß sie es nicht lassen konnte, ihn zu fragen: »Was ist dir, lieber Sancho, daß du so gar lustig bist?«
Worauf er antwortete: »Liebe Frau, ich würde mich, wenn es Gott gefiele, sehr freuen, nicht so vergnügt zu sein, wie ich jetzt bin.«
»Ich verstehe dich nicht, Mann«, versetzte sie, »und weiß nicht, was du damit sagen willst: du würdest dich, wenn es Gott gefiele, sehr freuen, nicht so vergnügt zu sein, denn so dumm ich auch bin, so kann es doch keinen Menschen geben, der sich darüber freute, es nicht zu sein.«
»Schau’, Therese«, antwortete Sancho, »ich bin lustig, weil ich mich entschlossen habe, wieder in die Dienste meines Herrn Don Quixote zu gehen, der seinen dritten Auszug machen will, Abenteuer zu suchen. Ich will nun auch wieder mit ihm ausziehen; denn so erfordert es die Not, wobei mich zugleich die Hoffnung vergnügt macht, wieder vielleicht andere hundert Goldstücke, wie die, welche nun schon ausgegeben sind, zu finden, dabei aber macht es mich traurig, daß ich dich und meine Kinder verlassen muß. Gäbe mir nur Gott mein hinlängliches, stilles Brot in meinem Hause, ohne mich auf diesen Stolperbahnen und Kreuzwegen herumzuschleppen, was er doch mit geringen Unkosten und bloß durch seinen Willen tun könnte, so ist es klar, daß meine Lustigkeit beständiger und dauerhafter sein würde; denn meine jetzige ist mit der Traurigkeit vermischt, dich zu verlassen. So habe ich also ganz recht gesagt, daß ich mich, wenn es Gott gefiele, sehr freuen würde, nicht so vergnügt zu sein.«
»Wahrlich, Sancho«, versetzte Theresa, »seit du dich zu einem Gliede der irrenden Ritterschaft gemacht hast, sprichst du auf solche krumme Art, daß dich kein Mensch mehr versteht.«
»Wenn mich nur Gott versteht, Frau«, antwortete Sancho; »denn der ist der Versteher von allen Dingen, und damit gut. Aber höre, mein Kind, du mußt in diesen drei
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