Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
versteht, wenn es kommt, sich auch nicht beklagen soll, wenn es ihm vorübergeht. Drum wäre es unklug, jetzt, da es an unsere Tür klopft, sie ihm zu verschließen; nein, wir wollen uns von diesem günstigen Winde mitnehmen lassen, der in unsere Segel bläst.« (Aus dieser Art zu sprechen und aus dem, was Sancho weiter unten sagt, zieht der Übersetzer dieser Historie den Schluß, daß dieses Kapitel unecht sei.) »Wär’ es denn nicht, Absurdicus«, fuhr Sancho fort, »hübsch, wenn ich mit meinem Leibe so in eine einträgliche Statthalterei hineinführe, die uns den Fuß aus dem Dreck zöge, und ich nach meinem Gefallen Marie Sancha verheiratete, und du es erlebtest, wie sie dich Doña Theresa Pansa hießen, und du in der Kirche auf Polstern und gestickten Kissen säßest, allen Adelsfrauen des Ortes zu Verdruß und Ärger? Ja, bleib doch lieber, was du bist, ohne mehr oder weniger zu werden, wie die steinernen Bilder in der Mauer! Nein, sprich nur nicht weiter; denn Sanchica soll eine Gräfin werden, und wenn du noch soviel einzuwenden hättest.«
    »Was sind das für Reden, Mann?« antwortete Theresa; »ich fürchte immer, daß diese Gräflichkeit meiner Tochter ihr Unglück werden wird. Aber tu’, was du willst; du kannst sie auch zur Herzogin und Prinzessin machen, das muß ich dir aber sagen, daß es nimmermehr mit meiner Zustimmung oder Bewilligung geschieht. Immer, lieber Mann, habe ich von der Gleichheit viel gehalten; ich kann die Aufgeblasenheit nicht leiden, die sich auf nichts gründet. Theresa hat man mich in der Taufe genannt; ein reiner und sauberer Name, ohne Anhängsel, ohne Kanten und Tressen von Dohnen und Doñen. Cascajo hieß mein Vater; und weil ich deine Frau bin, heiße ich Theresa Pansa, ob ich mich eigentlich wohl Theresa Cascajo nennen sollte. Doch Recht geht vor Gewalt, ich bin mit dem Namen zufrieden, ohne daß sie mir noch ein Don überhängen, welches mir so schwer fällt, daß ich es nicht möchte tragen können. Ich will auch denen nichts zu schwatzen geben, die mich auf gräfliche Weise oder als Statthalterin geputzt sehen sollten, denn sie würden gleich sagen: ›Seht doch, da geht die aufgeblasene Schweinetreiberin! Gestern mußte sie fleißig Werg vom Rocken spinnen, und sie kam in die Messe, anstatt einen Schleier den Rock über den Kopf geschlagen, und heute geht sie im Reifrocke, mit Juwelen und Aufblasung, als wenn wir sie nicht kennten.‹ Wenn Gott mir meine sieben oder fünf Sinne bewahrt, oder wieviel ich haben mag, denke ich keine Gelegenheit zu geben, daß sie mich in solchem Aufzuge sehen. Geh du, Mann, werde Statthalterei oder Inselei, und blase dich auf, soviel du Lust hast, aber deine Tochter und ich, so gewiß der Himmel unter uns steht, wir wollen gewiß keinen Schritt von unserem Dorfe weggehen: bleib im Lande und nähre dich redlich, schmuck ist das Mädchen, sitzt sie am Rädchen. Zieh du nur mit deinem Don Quixote auf deine Abenteuer und laß uns hier in unserem wohlfeilen Leben, das Gott uns schon bessern wird, wenn wir redlich bleiben. Ich begreife auch nicht einmal, wie er zu dem Don gekommen ist; denn seine Eltern und Vorfahren haben es nicht gehabt.«
    »Du hast wahrhaftig«, versetzte Sancho, »einen Kobold im Leibe! Teufelsweib! was sie da tausend Dinge durcheinander gemengt hat, die alle nicht Hand, nicht Fuß haben! Wie hängt denn der Cascajo, die Juwelen, die Sprichwörter und das Aufblasen mit dem zusammen, was ich gesagt habe? Komm her, Dummkopf und albernes Ding (denn so kann ich dich mit Recht nennen, da du meine Rede nicht verstehst und vor dem Glücke davonläufst), wenn ich gesagt hätte, daß meine Tochter sich von einem Turme herunterstürzen sollte oder in der Welt umherstreifen, wie es der Infantin Doña Urraca gefiel, so hättest du recht, mit meinem Geschmack nicht übereinzustimmen. Aber wenn ich im Umsehen, indem man mit den Augen blinzelt, ihr Don und Exzellenz über den Kopf schmeiße, und sie dir vom Stroh wegnehme, und sie auf ein sammetnes Ruhebett unter einem goldenen Thronhimmel setze, und so viele kostbare Ottomanen in ihren Zimmern, als nur je das Ottomanische Reich Einwohner gezählt hat: warum willst du denn nicht deine Einwilligung geben und das gern sehen, was ich gern sehe?«
    »Weißt du, warum nicht, Mann?« antwortete Theresa, »weil das Sprichwort sagt: Jeder strecke sich nach der Decke. Über den Armen lassen alle die Augen weglaufen, aber wohl auf den Reichen halten sie sie fest: ist dieser Reiche aber gar

Weitere Kostenlose Bücher